Der Leiter des irakischen Krisenstabs gegen die ISIS-Dschihadisten, General Ali al-Saidi, hat sich für die Aufteilung des Landes in autonome Teilgebiete ausgesprochen. Schiiten, Sunniten und Kurden sollten jeweils ihre eigene Region erhalten. Dies sagte der schiitische General der Zeitung «Welt am Sonntag». Das sei «die einzige Lösung», um der Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und in Grosssyrien (ISIS) den Rückhalt bei der sunnitischen Minderheit zu entziehen.
Al-Saidi kritisierte, dass die Sunniten seit dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein zu weit marginalisiert worden seien. «Natürlich können sie nicht, wie früher, den gesamten Irak regieren, aber zumindest sich selbst», sagte der General. Ihrerseits müssten auch die Schiiten im Süden eine autonome Region erhalten.
Die Sunniten werfen dem schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki seit Jahren vor, sie in Politik, Verwaltung und den Sicherheitskräften systematisch zu benachteiligen. Proteste der Sunniten liess al-Maliki gewaltsam niederschlagen. Als ISIS vor bald drei Wochen im Nordirak ihre Offensive startete, stiess sie daher auch auf Unterstützung.
ISIS mache nur etwa zehn Prozent der Kämpfer aus. Die Hauptrolle spielten sunnitische Stämme und die Baath-Partei des gestürzten Diktators Saddam, sagte al-Saidi der «Welt am Sonntag». Nach Einschätzung des Generals ist al-Maliki durch die ISIS-Offensive stark geschwächt. «Man kann davon ausgehen, dass er nicht mehr die entscheidende Rolle spielt, die er bisher hatte», sagte al-Saidi.
Al-Maliki hatte die Parlamentswahl Ende April gewonnen, doch wurde noch keine neue Regierung gebildet. Die USA, aber auch der Iran fordern die Bildung einer Regierung unter Beteiligung aller Volksgruppen. (dhr/sda/afp)