Der Islamische Staat fordert 200 Millionen Dollar von Japan – sonst würden sie die beiden Geiseln töten, drohte die Gruppe am Dienstag in einem Video. Das Ultimatum ist heute Morgen abgelaufen, doch die japanische Regierung hat ein Problem: Offenbar weiss sie nicht, wie sie mit den Geiselnehmern in Kontakt treten kann.
«Die andere Seite hat sich nicht bei uns gemeldet», sagte der Regierungssprecher Yoshihide Suga heute in Tokio, und fügte an: «Japan wird sich den Terroristen beugen». Es ist eine gängige Praxis: Öffentlich geben Staaten nie zu, Lösegeld zu bezahlen – auch wenn einige das im Geheimen tun. Wie Japan das handhabt, ist nicht bekannt.
Die USA etwa lehnt Lösegeldzahlungen grundsätzlich ab. Sie drohte der Mutter des vom IS entführten US-Journalisten James Foley mit rechtlichen Schritten, weil sie selbst Geld für die Befreiung ihres Sohnes sammeln wollte. Foley wurde schliesslich vom IS hingerichtet. Wie die «New York Times» aufdeckte, soll die Schweiz für die Befreiung eines in Mali entführten Ehepaares umgerechnet 10 Millionen Franken gezahlt haben.
In dem Video wurden die Namen der Verschleppten genannt, ein freier Journalist und Buchautor sowie ein weiterer Mann. Ein schwarz gekleideter Geiselnehmer stand zwischen beiden, ein Messer in der Hand.
Es ist das erste Mal, dass der IS öffentlich Lösegeld fordert – die Miliz finanziert sich unter anderem durch Öl-Handel auf dem Schwarzmarkt. Der Betrag ist kein zufälliger: Am vergangenen Wochenende hatte Japan den Gegnern der IS-Miliz in der Region 200 Millionen Dollar an nicht-militärischer Hilfe zugesagt.
Kurz vor dem Ablauf eines Ultimatums hat die Mutter einer Geisel die Kidnapper um Gnade angefleht. «Bitte lasst ihn frei», sagte die Mutter von Kenji Goto, Junko Ishido, am Freitag vor Journalisten.
«Ich sage euch, den Leuten vom Islamischen Staat, dass Kenji nicht euer Feind ist.» Neben Goto hat der IS den Japaner Haruna Yukawa in seiner Gewalt.
Gotos Mutter sagte, ihr Sohn, ein freier Journalist, habe neutral über den Konflikt im Land berichtet. Ihm sei es ausserdem darum gegangen, «das Leben von Kindern zu retten». Die Regierung in Tokio bat sie inständig darum, das Lösegeld zu zahlen.
Die japanische Netz-Community hat eine ungewöhnliche Bewältigungsstrategie. Auf Twitter veröffentlichen die User Photoshop-Bilder, in denen sie den Islamischen Staat verspotten. (rey)
The Japanese are photoshop dons #ISISクソコラグランプリ pic.twitter.com/bMUg22k6lF
— kdy (@essss95) January 22, 2015