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Fünf Jahre lang entschärfte Rahed al-Hom Bomben im Gazastreifen – bis ihn gestern das Glück verliess

Nahostkonflikt

Fünf Jahre lang entschärfte Rahed al-Hom Bomben im Gazastreifen – bis ihn gestern das Glück verliess

14.08.2014, 17:0914.08.2014, 17:21
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Jason Burke wollte für den Guardian herausfinden, warum Rahed Taysir al-Hom Tag für Tag sein Leben für andere aufs Spiel setzt. Noch während den Recherchen fand der 43-jährige Bombenentschärfer aus Gaza den Tod. Sein Leichnam wurde am Mittwoch beerdigt. Sein letzter Einsatz galt einer 500 Kilogramm schweren Bombe, die ihn, drei seiner Freunde und zwei Journalisten in den Tod riss. 

Kaum Ausrüstung 

Er sei sich dem Risiko seines Jobs bewusst gewesen, der Glaube in seine Arbeit sei aber stärker gewesen, so al-Hom gegenüber dem «Guardian». Im aktuellen Konflikt entschärfte er über 400 «Objekte» – an einem Tag habe sein Telefon über 70 mal geklingelt.

«Ich entschärfe so viele Objekte wie nur möglich. Jedes Mal, wenn ich von einer Explosion höre, fühle ich mit.»
Rahed Taysir al-Hom

«Ich entschärfe so viele Objekte wie nur möglich. Jedes Mal, wenn ich von einer Explosion höre, tut es mir leid», sagte al-Hom. Es sei seine Verantwortung, dass dies nicht passiere. Sein Team aber sei klein und es fehlten die notwendigen Werkzeuge.

Seine Ausbildung zum Bombenentschärfer erhielt er von internationalen Experten. 20 Jahre bereits arbeitete er bei der Polizei in Gaza, die letzten fünf davon war er in seiner neuen, risikoreicheren Anstellung tätig. Als Werkzeug dienten ihm nur Schraubenzieher, Zangen und Messer. Er hatte keine Schutzkleidung und die Helme, der Körperpanzer und die Messgeräte, die 2012 geliefert wurden, waren schon abgenutzt oder kaputt.

Ein zufälliges Opfer eines scheinbar unlösbaren Konflikts

Am Mittwoch, als al-Hom starb, verhandelten Israel und die Hamas über das weitere Vorgehen im Konfliktgebiet. Seine Frau hatte stets die Befürchtung, ihren Mann «in einer Schachtel» nach der Arbeit antreffen zu müssen. Die Explosion, die ihn, drei Freunde und zwei Journalisten traf, sei acht Kilometer weit hörbar gewesen, sagte der Chef der Polizeistation, bei der al-Hom angestellt war.

Al-Hom wurde neben seinem Bruder begraben, einem Hamas-Kämpfer. Al-Hom selbst war aber kein militanter Kämpfer. Er kämpfte gegen Bomben, Raketen und Granaten beider Seiten. Er ist ein zufälliges Opfer eines scheinbar unlösbaren Konflikts. (pma)

Der Nahostkonflikt – in drei Minuten erklärt
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