Israel
Naher Osten

Israel intensiviert Offensive – 70'000 Soldaten stehen bereit

Israel schoss mehrere Raketen auf Gaza ab.
Israel schoss mehrere Raketen auf Gaza ab.Bild: AFP
Nahost

Israel intensiviert Offensive – 70'000 Soldaten stehen bereit

18.07.2014, 22:3519.07.2014, 12:05
Mehr «Israel»

Nach andauerndem Beschuss und einer vereitelten Kommandoaktion militanter Palästinenser hat Israel eine Bodenoffensive im Gazastreifen gestartet. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte, den Einsatz in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer auszuweiten.

«Wir haben die israelischen Streitkräfte angewiesen, sich auf die Möglichkeit einer ernsthaften Ausweitung der Bodenaktivitäten einzustellen», sagte Netanjahu am Freitag. Rund 70'000 Soldaten standen bereit.

Die Truppen gingen mit Panzern, Artillerie, Marineschiffen, Kampfhelikoptern und Infanterie-Einheiten gegen die militanten Palästinensergruppen vor. Die Armee berichtete, sie habe am Boden etwa 150 Ziele angegriffen und zerstört.

Tunnelsystem zerstören

Das «Iron Dome» Abschusssystem soll die Tunnelsysteme zerstören.
Das «Iron Dome» Abschusssystem soll die Tunnelsysteme zerstören.Bild: AFP

Der Einmarsch zielte zunächst vor allem auf die Zerstörung von Raketenwerfern und Tunnelanlagen radikaler Palästinensergruppen in dem Küstengebiet.

Durch einige der mehreren Hundert Tunnel sollen Waffen und Munition aus Ägypten in den Gazastreifen geschmuggelt werden. Durch andere Tunnel haben militante Palästinenser immer wieder versucht, nach Israel einzudringen, um Anschläge zu verüben. Zudem dienen die Bunker der Hamas-Führung als Schutz vor den israelischen Luftangriffen.

«Das Ziel ist es, eine Realität zu schaffen, in der israelische Bürger in Sicherheit und ohne willkürlichen Terror leben.»
Israelische Armee

«Das Ziel ist es, eine Realität zu schaffen, in der israelische Bürger in Sicherheit und ohne willkürlichen Terror leben», teilte die Armee mit. Es ist die vierte Bodenoffensive seit Juni und November 2006 sowie Januar 2009. Die Einsätze dauerten meist rund eine Woche.

Immer mehr Tote

Bild
Bild: SUHAIB SALEM/REUTERS

Mindestens 47 Menschen starben laut palästinensischen Angaben seit Beginn des Bodeneinsatzes. Mindestens 200 Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern sind auch Kinder. Zum ersten Mal kam in dem Konflikt auch ein israelischer Soldat ums Leben. 

Zuvor waren während elftägiger Luftgefechte bereits mehr als 260 Palästinenser getötet und weitere 2000 verletzt worden. Auch ein israelischer Zivilist kam ums Leben.

Nach Angaben der Stromwerke waren im Gazastreifen rund 70 Prozent der Häuser ohne Strom. Die Strassen waren völlig menschenleer. Nur zum dritten Freitagsgebet im Fastenmonat Ramadan gingen die Menschen kurz in die Moscheen, wo die Imame zum Durchhalten aufriefen und einen nahen Sieg versprachen.

Angesichts der Eskalation der Gewalt wollte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon am Samstag in den Nahen Osten reisen, um sich für eine Waffenruhe einzusetzen. Ägypten erneuerte zudem seinen Vorschlag für eine Waffenruhe. Aussenminister Samech Schukri sagte am Freitag in Kairo, seine Regierung stehe wieder in Kontakt mit beiden Konfliktparteien, um ein Rahmenabkommen für ein Ende der Gewalt auszuarbeiten.

Hilferuf an die Schweiz

Abbas während einer Pressekonferenz in Istanbul.
Abbas während einer Pressekonferenz in Istanbul.Bild: AFP

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas richtete einen Hilferuf an die Schweiz. Er bat in einem Brief an Bundespräsident Didier Burkhalter darum, zu den besetzten Gebieten eine dringliche Konferenz der Vertragsstaaten der Genfer Konventionen zu organisieren.

«Wir haben ihm bereits geantwortet, dass wir daran arbeiten.»
Bundespräsident Burkhalter

«Wir haben ihm bereits geantwortet, dass wir daran arbeiten», sagte Burkhalter in einem am Freitag auf der Website des Westschweizer Fernsehens RTS veröffentlichten Videointerview. Eine Sondersitzung einberufen kann die Schweiz – auch als Depositarstaat der Genfer Konventionen – dennoch nicht einfach. Dazu brauche es eine Übereinkunft der wichtigsten Vertragsstaaten der Genfer Konventionen, sagte der Aussenminister.

Zivilbevölkerung schützen

Die Schweiz beobachte die jüngste Eskalation im Nahost-Konflikt mit Sorge, teilte das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Freitag auf Anfrage mit. Es rief die Konfliktparteien auf, die Zivilbevölkerung zu schützen und unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Auch die UNO und die USA forderten beide Seiten zum Schutz von Unbeteiligten auf.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte, Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung. Deutschland stehe in dieser Frage an der Seite Israels.

Merkel betonte an einer Pressekonferenz Israels «Recht auf Selbstverteidigung».
Merkel betonte an einer Pressekonferenz Israels «Recht auf Selbstverteidigung».Bild: Markus Schreiber/AP/KEYSTONE

Israel hatte elf Tage lang Ziele im Gazastreifen aus der Luft und von der See aus beschossen, bevor es die Bodenoffensive startete. Zuvor war eine Einigung mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas über eine Waffenruhe fehlgeschlagen.

Seit Beginn der Bodenoffensive hätten militante Palästinenser 50 Raketen auf Israel abgefeuert, von denen 20 in der Luft abgefangen worden seien, teilte die israelische Armee mit. (sda/dpa/afp/reu)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1