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UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge stösst an seine Grenzen

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UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge stösst an seine Grenzen

23.07.2014, 06:5623.07.2014, 08:19
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Palästinenser tragen vier Leichen bei einer Beerdigung durch ein Flüchtlingscamp im Gazastreifen.
Palästinenser tragen vier Leichen bei einer Beerdigung durch ein Flüchtlingscamp im Gazastreifen.Bild: MOHAMMED SABER/EPA/KEYSTONE

Die Hilfsorganisationen im Gazastreifen werden von der Explosion der Zahl palästinensischer Flüchtlinge überrumpelt. Das UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) beherbergte vor der israelischen Militäroffensive rund 17'000 Vertriebene. Heute sind es 100'000.

Diese Entwicklung vermöge eine Vorstellung vom «Ernst der Lage» zu vermitteln, sagte UNRWA-Direktor Pierre Krähenbühl in der Westschweizer Zeitung «Le Temps» vom Mittwoch. Er forderte gleichzeitig eine Feuerpause.

«Gestützt auf die Erfahrungen von Israels Operationen 2008 und 2012 hatten wir uns auf die Ankunft von 35'000 bis 50'000 zusätzlichen Personen vorbereitet.» Um nun an neue finanzielle Mittel zu kommen, ruft das UNRWA zu Spenden auf. Es benötige 115 Millionen Dollar.

Schulen und Spitäler beschossen

Seit Beginn der israelischen Offensive seien 77 Schulen, Spitäler und andere Gebäude des UNRWA durch die Kämpfe beschädigt worden, sagte Krähenbühl. Am Montag wurde eine Schule offenbar absichtlich beschossen. «Das zeigt, wie schwierig die Lage ist, in der wir arbeiten.»

Ein Zurück zur Situation vor der Militäroffensive ist für Krähenbühl nicht vorstellbar. Es brauche eine breitere Perspektive, nicht zuletzt auch was die wirtschaftliche Situation betreffe: «Nach acht Jahren der Blockade ist die humanitäre Situation nicht mehr haltbar.» Im Jahr 2000 habe das UNRWA noch 80'000 Personen im Gazastreifen unterstützt, heute seien es 830'000.

Das UNO-Hilfswerk wurde im Jahr 1949 gegründet und hat zum Ziel, fünf Millionen palästinensischer Flüchtlinge in Jordanien, Libanon, Syrien, im Westjordanland und im Gazastreifen zu schützen und sie zu unterstützen.

Es führt 600 Schulen, in denen eine halbe Million Schüler studieren und verfügt zudem über ein Netz von 150 Spitälern. Rund 30'000 Beschäftigte stehen beim UNRWA im Sold. Seit März ist Krähenbühl dessen Direktor. (rey/sda)

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