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Die Nicht-Einbürgerung von Funda Yilmaz schlägt weiter Wellen. Nun erhält das junge Schweizermacher-Opfer auch noch prominente Unterstützung von der SVP – konkret von der gebürtigen Buchserin Ursula Fehr. Die SVP-Gemeindepräsidentin von Eglisau ZH und Ehefrau von alt Nationalrat Hans Fehr rechnet in einem offenen Brief in der «Schweizer Illustrierten» mit dem Dorf ab.
Auch einen Monat nachdem der Buchser Einwohnerrat das Einbürgerungsgesuch der Türkin Funda Yilmaz (25) abgelehnt hat, schlägt der Fall weiterhin hohe Wellen. Die Geschichte geht um die Welt, in Deutschland, England, Frankreich, ja sogar in den USA und China wird darüber berichtet.
Die Veröffentlichung des Protokolls des Einbürgerungsgesprächs mit den Buchser Behörden befeuerte die öffentliche Debatte noch mehr. Prominente Politiker wie der Aargauer FDP-Ständerat Philipp Müller bezeichnete die 92 Fragen als Kreuzverhör. «In der Hälfte musste ich aufhören. Die Fragen, die da gestellt wurden, sind dermassen doof.»
Nun erhält Funda Yilmaz weiteren prominenten Zuspruch aus dem bürgerlichen Lager. In einem offenen Brief in der aktuellen Ausgabe der «Schweizer Illustrierten» rechnet die gebürtige Buchserin und heutige SVP-Gemeindepräsidentin von Eglisau ZH Ursula Fehr mit dem Aargauer Dorf ab.
«Ich schäme mich für meinen Geburtsort und bin froh, andernorts meinen Frieden gefunden zu haben», schreibt die 66-jährige Ehefrau von alt Nationalrat Hans Fehr (SVP).
Ursula Fehr lebt seit bald 40 Jahren in Eglisau am Rhein (ZH) und amtet seit 2010 als Gemeindepräsidentin. An ihre Kindheit in Buchs hat die Wahl-Zürcherin keine guten Erinnerungen und diese wurden durch den Fall Funda Yilmaz wieder erweckt: «Nach über 60 Jahren hat sich damit mein Eindruck vertieft, dass sich in diesem Dorf offensichtlich wenig geändert hat.»
Nie heimisch oder wohl habe sie sich in ihrem Geburtsort gefühlt: «Im Dorf fand ich weder einen gemütlichen Kern noch etwas Herausragendes.» Die Zeit im Kindergarten und Primarschule beschreibt sie als regelrechte Qual, mit Schrecken erinnere sie sich an den Chindsgi zurück, «der in einem Keller installiert war und von einem hinkenden und mürrischen Fräulein dominiert wurde.»
Erst in Aarau, an der Bezirksschule und im Lehrerseminar, sei sie aufgeblüht zur kulturell interessierten Schülerin, die für das «Aargauer Tagblatt» schrieb, sich im Kleintheater Tuchlaube oder im Filmclub engagierte.
Heute sei sie als Gemeindepräsidentin von Eglisau ZH stolz auf die dortige Aufgeschlossenheit: «Deshalb wundert mich, dass eine junge Frau dafür kämpft, im biederen Buchs eingebürgert zu werden.» Schliesslich sei doch die Mehrheit des Einwohnerrates noch so engstirnig und stur wie ihre Kindergärtnerin dazumal.
Fehr richtet sich im Brief direkt an das Schweizermacher-Opfer und verpasst damit den Buchser Behörden einen weiteren Seitenhieb: «Liebe Funda Yilmaz, bei uns in Eglisau und, wie ich hoffe, in den allermeisten anderen Gemeinden unterhalten wir uns interessiert und fair mit unseren Einbürgerungswilligen und konzentrieren uns auf die wesentlichen Fragen, die – wie mir scheint – bei Ihnen alle erfüllt sind.»
Zum Schluss gibt's noch eine Einladung nach Eglisau an den Rhein: Die SVP-Gemeindepräsidentin lädt Funda Yilmaz zu einem Gespräch mit den «Urschweizer Getränken» Vivi Kola oder gespritztem Weissen in die «Rhybar» ein.
Hätten Sie es gewusst? Wir haben Buchser Einbürgerungsfragen gestellt: