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Schweiz
Ein Viertel der minderjährigen Straftäter wird im Erwachsenenalter rückfällig. Der emeritierte Strafrechtsprofessor Martin Killias aus Lenzburg hält diese Zahl für zu tief – und erklärt warum.
Martin Killias: In der Tat. Aber nicht, weil ich eine Rückfallquote von 25 Prozent für überraschend hoch, sondern weil ich sie für überraschend tief halte.
Jugendliche Straftäter begehen einen Grossteil ihrer Taten im Alter zwischen 15 und 17 Jahren. Dass sie sich nicht auf einmal penibel ans Gesetz zu halten beginnen, kaum sind sie volljährig, überrascht mich nicht.
Das stimmt. Auch wenn ich davon ausgehe, dass sie eigentlich weit höher liegt. Die Studienautoren konzentrieren sich auf 1992 in der Schweiz geborene Schweizer Staatsangehörige, weil der Werdegang ausländischer Straftäter im Jugendalter schwerer zu verfolgen ist – einige von ihnen werden ausgewiesen, andere verlassen die Schweiz aus freien Stücken. Wären Ausländer eingeschlossen, läge die Rückfallquote mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bedeutend höher.
Leider lässt sich wenig ausrichten. Die Erfahrung zeigt, dass weder mit härteren Strafen noch mehr Präventionsmassnahmen Wunder zu erreichen sind. Eigendynamik lässt sich kaum durchbrechen: Ein Teil der straffälligen Jugendlichen ist resistent gegen Einflussversuche.
So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Vergessen Sie nicht: Wir sprechen in aller Regel nicht von Mördern und Vergewaltigern, sondern von geringfügigen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz oder Schwarzfahren im Zug. Mit einem gewissen Mass an Rückfällen müssen wir schlicht und einfach leben. Zudem schaffen es drei von vier, nicht mehr innert dieser fünf Jahre mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen.