Die Staats- und Regierungschefs der EU haben in zähen Verhandlungen einen Kompromiss zum Klimaschutz gefunden. Die Ziele für das Jahr 2030 wurden zwar zum Teil abgesenkt, sollen aber trotzdem international den Ton angeben.
Die wichtigsten Beschlüsse:
Punkt drei, die Zielmarke für das Energiesparen, schwächte der Gipfel auf Druck Grossbritanniens und Polens ab. Eigentlich wären 30 statt 27 Prozent angestrebt gewesen. Umweltschützer kritisierten diesen Schritt. Der Kompromiss sei lediglich ein «Hauch von Riechsalz», sagt etwa Greenpeace in einem Statement.
Fight against climate change needs radical treatment. What EU is offering is a whiff of smelling salts http://t.co/as5siYaPcZ #EU2030 #EUCO
— Greenpeace EU (@GreenpeaceEU) October 24, 2014
Beim EU-Gipfel war in den zähen Verhandlungen vor allem Polen auf die Bremse getreten. Das Land fürchtete erhebliche Mehrkosten wegen der neuen, bis 2030 laufenden Energieziele. Merkel und Frankreichs Staatspräsident François Hollande trafen zunächst in kleiner Runde mit Polens Regierungschefin Ewa Kopacz und Van Rompuy zusammen. Dabei loteten sie Kompromisslinien aus.
Warschau will etwa über das Jahr 2020 hinaus kostenlose Verschmutzungsrechte für Kraftwerke erhalten. Darüber sei beim Treffen eine Einigung erzielt worden, sagten Diplomaten.
Mit dem Ziel, den den CO2-Ausstoss im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu senken, verdoppele Europa seine Anstrengungen, sagte der abtretende EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso.
«Es war nicht einfach, überhaupt nicht - aber wir haben es geschafft, zu einer fairen Entscheidung zu kommen», sagte Van EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy am Freitagmorgen nach stundenlangen Verhandlungen in Brüssel. Klimaschutz sei ein Schlüsselthema, letztlich gehe es ums Überleben. Zugleich habe die Ukraine-Krise gezeigt, wie wichtig es sei, die Abhängigkeit Europas von Energielieferungen zu senken, sagte der van Rompuy mit Blick auf Russland.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel betonte: «Mit dem Kompromiss wird Europa ein entscheidender Spieler.» Eine europäische Klima-Einigung galt als Voraussetzung für einen Erfolg des Weltklimagipfels Ende 2015 in Paris. «Europa geht in die internationale Führungsrolle», sagte Barroso. «Es war schwierig, jeden an Bord zu bekommen», räumte er ein.
Die Einigung auf EU-Ebene ist für die Schweiz nicht ohne Bedeutung, da sich der Bundesrat nach eigenen Angaben in der Klimapolitik an den Entwicklungen in der EU und auf internationaler Ebene ausrichten will.
Derzeit ist im CO2-Gesetz ein Reduktionsziel von 20 Prozent bis 2020 festgelegt. Für die Zeit nach 2020 will sich der Bundesrat für ein rechtlich bindendes Klimaregime einsetzen. Dabei hatte die Schweiz in Aussicht gestellt, eine Erhöhung des Reduktionsziels auf 30 Prozent zu prüfen, sofern andere mitziehen. (rey/sda/dpa)