Bis zu seiner Pension handelte B. S. (73, Name der Redaktion bekannt) legal mit Kunstfälschungen – er kaufte und verkaufte auf der ganzen Welt Kopien von Meisterwerken der bildenden Kunst als das, was sie sind. Das Stück kostete zwischen 2000 und 8000 Franken, nicht einmal den hundertsten Teil des Preises der Originale. Zum Kundenstamm gehörten renommierte 5-Sterne-Hotels, Kunstliebhaber und viele prominente Persönlichkeiten – darunter Schauspielerin Sophia Loren (81) oder der heutige US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump (69). «Eigentlich möchte ich nicht mehr mit Donald Trump in Verbindung gebracht werden und meine Ruhe haben», sagt der einstige Pilot, der acht Sprachen spricht, am Telefon zur «Schweiz am Sonntag». «Ich bin politisch überhaupt nicht auf Trumps Linie, er ist ein absoluter Showman. Ein guter Showman!» Wie gut, das erlebte der Schweizer vor vielen Jahren in New York, als er dort noch eine Kunstgalerie besass. Donald Trump wollte mit rund acht gefälschten Gemälden in dessen New Yorker «Trump Tower» einen Test machen und herausfinden, ob die New Yorker High Society bemerkt, dass die Bilder keine Originale sind.
Um die Täuschung zu perfektionieren, habe er im Gebäude massiv das Sicherheitspersonal erhöht und daraus eine grosse Show gemacht, erinnert sich der 73-Jährige. Unter den gezeigten Gemälden waren perfekte Fälschungen von Impressionisten wie Monet, van Gogh oder Renoir. Alte Meister, die noch heute besonders gefragt sind. «Trump selber hatte die grösste Freude daran, dass niemand der geladenen Gäste den Schwindel der Vernissage bemerkte und er die Bilder zu horrenden Preisen hätte verkaufen können. Natürlich deckte er früh genug alles selber auf.»
B.S. hatte während dieser Zeit vor allem mit Trumps «unzähligen Sekretärinnen Kontakt», sagt er. «Mit dem Chef selber führte ich nur Smalltalk. Ich bemerkte aber, dass er bei seinen Mitarbeitern, mit welchen er ein kollegiales Verhältnis pflegte, sehr beliebt war. Man muss ihm lassen, dass er ein unglaubliches Charisma hat, grosszügig und witzig ist.» Reich wurde er dank Trump aber nicht: Vom US-Milliardär erhielt der Schweizer nur wenig Bargeld, dafür rund 10 Business- und Economy-Klasse-Tickets der Airline, an der Trump damals Aktien hielt. «Das war in Ordnung für mich», sagt der ehemalige Kunsthändler. «So konnte ich meine Reisekosten für einige Zeit tiefer halten.»
B.S. hat heute selbst noch maximal vier Fälschungen zu Hause in Zürich. Gegen Missbrauch der Arbeiten sicherte er sich stets ab. Der Käufer musste jeweils ein «Falschheitszertifikat» unterschreiben und verpflichtete sich, es einem etwaigen nächsten Käufer weiterzugeben. Auch Donald Trump musste unterschreiben. Denn die Bilder, welche der Zürcher verkaufte, waren falsch – echt falsch.