Olympische Spiele, das hören wir in diesen Tagen von sämtlichen Skipisten, Halfpipes und Eiskanälen im Grossraum Sotschi, sind das grösste im Leben eines Sportlers. Wer da eine Medaille gewinnt, der hat es geschafft und kann stolz und glücklich sein.
Kann, muss aber nicht. Denn was wirklich zählt ist der Olympiasieg. Sorry, nichts gegen Silber und Bronze, ganz und gar nicht. Aber wer erinnert sich noch an Brigitte Oertli? Hätte sie in Calgary 1988 die Abfahrt gewonnen und wäre nicht Zweite geworden, ihr Name wäre noch heute geläufig. So viele Schweizer Olympiasiegerinnen im wichtigsten Wintersport unseres Landes gab es schliesslich nicht.
Lara Guts Reaktion, als sie im Ziel ankam und sah, dass sie auf ihre Teamkollegin Dominique Gisin eine Zehntelssekunde verloren hatte, spricht Bände. Kein verhaltener Jubel über eine mögliche Silbermedaille, bloss Ärger und Enttäuschung:
Auch im ersten Interview im Schweizer Fernsehen war Gut noch nicht die strahlende Blondine aus dem Tessin, als die man sie (auch) kennt. Ja, sie sei enttäuscht und könne sich noch nicht richtig freuen, sagte die 22-Jährige entschuldigend und versteckt sich hinter einen dunklen Sonnenbrille.
Mit etwas Abstand schrieb Gut wenig später auf Facebook, sie sei stolz, gemeinsam mit Dominique Gisin und Tina Maze auf dem Abfahrtspodium stehen zu können. Ihre Tränen und dass sie im Zielraum unglücklich ausgesehen habe, täten ihr leid. Doch sie habe Gold so knapp verpasst. «In drei Tagen gibt es schon die nächste Chance, es zu packen!»
Es gibt nichts zu entschuldigen. Nur wer von sich selbst stets das Maximum verlangt, kann es eines Tages auch erreichen. Genau deshalb ist Lara Gut ein Champion, Bronze hin oder her. Dass sie den Olympiahang im Griff hat, bewies sie schon in der Kombinationsabfahrt. Und die Wut im Bauch über das verpasste Gold heute und über das Ausschneiden im Kombi-Slalom wird sie im Super-G erst recht zu einer Topleistung treiben.
Bravooooo pour le Bronze @Laragut !!!!!
— Stanislas Wawrinka (@stanwawrinka) 12. Februar 2014