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H&M, Ikea und Co: 7 Kunden-Typen, die jeden Verkäufer nerven

Ein ganz normaler Samstag in der IKEA.
Ein ganz normaler Samstag in der IKEA.bild: epa/epa

Nörgler, Witzbolde, notorische «Umtauscher»: 7 Kunden-Typen, die jeden Verkäufer nerven

Na, fühlt ihr euch etwa bei der einen oder anderen Beschreibung ertappt? Dann Schande über euer Haupt!
10.08.2019, 21:0111.08.2019, 17:27
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Immer wieder hört man Horrorgeschichten von Menschen, die im Einzelhandel arbeiten. Für Aussenstehende erscheint es oft so, als wären Ekelszenen und Kunden ohne Manieren dort an der Tagesordnung. Wir haben uns bei Verkäufern umgehört, die bei Ikea, H&M und New Yorker arbeiten oder gearbeitet haben und sie gefragt, welche Arten von Kunden sie am meisten in Rage bringen. Die Ergebnisse haben wir für euch in 7 Kunden-Typen zusammengefasst, die am häufigsten beschrieben wurden:

Kunden, die krampfhaft ein Gespräch suchen

Der Job im Einzelhandel kann ziemlich stressig werden und da bleibt dementsprechend kaum Zeit für ausgiebige Konversationen zwischen Kunden und Händlern. Und auch wenn aufgeschlossene Menschen mit netten oder lustigen Worten den Arbeitsalltag verschönern können, kann es schnell ziemlich störend und gar auch nervig sein, wenn manche Kunden den Verkäufern ein Ohr abknabbern.

«Mich nerven besonders die Kunden, die regelmässig, also jeden Tag mindestens ein bis zwei Mal reinkommen und den Laden eigentlich in- und auswendig kennen und trotzdem ständig nach den gleichen Sachen fragen, nur damit sie Gesprächsstoff haben.»
Katharina, 26, arbeitet bei Rewe und zuvor bei New Yorker
«Ich habe Mitleid mit den Menschen, die aus Einsamkeit in unseren Laden gekommen sind und dort regelmässig Konversationen gesucht haben, die sie woanders wahrscheinlich nicht bekommen hätten. Aber die krampfhaften Versuche, mit mir lange und ausführlich zu reden, während ich mit meiner Arbeit an der Kasse oder auf der Verkaufsfläche beschäftigt war, waren auf Dauer schon sehr störend und anstrengend.»
Sarah, 27, arbeitete zwei Jahre bei H&M

Kunden, die (immer wieder die gleichen) dummen Witze machen

Genauso lieb gemeint, aber auf Dauer nervtötend: Nahezu jeden Tag darf man sich im Einzelhandel die gleichen Witze anhören. Hier ein paar Beispiele, die uns mehrfach genannt wurden:

«Wenn du den Artikel nicht über die Kasse scannen kannst, dann heisst es immer und immer wieder: 'Oh, das ist umsonst, oder?' Ha. Ha. Ha.»
Martina, 24 arbeitet bei Rewe
«Wenn ein Artikel kein Preisschild hat, kommt auch gerne der Satz 'Ich nehms auch so mit!'. Dafür würde ich gerne manchmal extra kassieren.»
Lara, 27, arbeitet bei Douglas
«Besonders nervig sind die, die du fragst, ob sie einen Kassenzettel möchten und dann sagen 'Ne, kann ich eh nicht von der Steuer absetzen'.»
Katharina, 26, arbeitete bei Rewe und New Yorker

Kunden ohne Manieren

Gerade, wenn man in einem Beruf arbeitet, in dem man viel Kontakt zu Mitmenschen hat, sind gute Manieren eine Grundvoraussetzung – allerdings oftmals leider nur bei den Angestellten und nicht zwingend bei den Kunden. Zum grossen Missfallen der Einzelhändler.

«Die schlimmsten Kunden sind für mich, kurz zusammengefasst, die, die ihre Manieren vor der Eingangstüre zurücklassen. Das fängt beim Fehlen von 'Hallo', 'Bitte' und 'Danke' an und hört beim Anschreien von mir oder meinen Kollegen auf. So etwas geht für mich einfach gar nicht.»
Tim, 26, arbeitete neben dem Studium bei Deichmann
«Die Menschen, die das Kleingeld einfach irgendwohin an die Kasse legen, obwohl du deine Hand ausstreckst oder die, die dir das Geld einfach hinwerfen, gehen gar nicht.»
Katharina, 26, arbeitete bei Rewe und New Yorker

Kunden, die Angestellte für fehlende Artikel verantwortlich machen

Natürlich ist es ärgerlich, wenn man für ein bestimmtes Produkt in den Laden geht und dieses dann dort nicht vorfindet. Allerdings ist es nicht in Ordnung, diesen Ärger anschliessend an den Angestellten des Ladens auszulassen.

«Ich hasse es, wenn sich Kunden bei mir beschweren, dass wir bestimmte Artikel nicht mehr führen, obwohl eine andere, grössere Rewe-Filiale die Artikel noch da hat – eben weil sie dreimal grösser ist als unsere.»
Martina, 24, arbeitet bei Rewe
«Ich habe eine Zeit im Restaurant bei Ikea gearbeitet, bevor ich zur Verkaufsfläche wechselte. Dort habe ich ernsthaft mehrfach von Kunden Vorwürfe zu hören bekommen, dass sie Möbelstücke in der Filiale nicht finden konnten. Da habe ich echt am Verstand mancher Menschen gezweifelt. Im Verkauf war es dann natürlich noch viel schlimmer.»
Marco, 33, hat drei Jahre bei Ikea gejobbt
«Kunden wollten mir so oft keinen Glauben schenken, wenn ich ihnen gesagt habe, dass wir den von ihnen gewünschten Artikel leider nicht mehr in unserem Lager vorrätig haben. Glaubt mir, wenn ich da schon vier Mal heute nachgesehen und einen Überblick über unser Lager habe, muss ich nicht noch einmal nachsehen! Wenn sie dann trotzdem darauf bestanden haben, dass ich nochmal nachsehen soll, bin ich kurz vor die Tür gegangen, habe tief ein- und ausgeatmet und bin dann ohne Lagerbesuch zurückgegangen, um ihnen mitzuteilen, dass der Artikel leider, wie erwähnt, wirklich nicht vorrätig ist.»
Sarah, 27, arbeite zwei Jahre bei H&M

Kunden, die wirklich ALLES umtauschen wollen

Wo eingekauft wird, da wird auch umgetauscht. Das ist ja auch das Recht des Kunden. Allerdings wird es kritisch, wenn eindeutig gebrauchte Ware zurückgehen soll...

«Oh, da gab es ganz kritische Geschichten. Eine Kollegin von mir sollte einmal Bettwäsche mit... sagen wir mal, eindeutigen Spuren zurücknehmen. Der Kunde hatte allen Ernstes behauptet, dass die Wäsche ungebraucht sei. Nach den Festtagen wie Ostern, Weihnachten oder Silvester gab es auch immer besonders viele Rückgaben von Besteck und Geschirr oder Dekoration – ich bezweifle, dass das ein Zufall war.»
Marco, 33, hat drei Jahre bei Ikea gejobbt
«Von gebrauchter Unterwäsche zu kaputten, offensichtlich ausgiebig heruntergetretenen Schuhen war beim Umtausch alles dabei. Die Kunden kennen da keine Scham. Mir wurden 7 Jahre alte Klamotten als neu vorgegaukelt und sogar Produkte aus anderen Läden vorgesetzt. Die Menschen sind da schon sehr dreist und leider auch oft streitbereit.»
Sarah, 27, arbeitete zwei Jahre bei H&M

Kunden, denen die Öffnungszeiten egal sind

In den meisten Läden hat man an sechs Tagen in der Woche zwischen neun und zwölf Stunden die Möglichkeit einzukaufen. Und selbst wenn man das zeitlich nicht schafft, gibt es zusätzlich Online-Shopping. Das ist aber offenbar für einige Kunden immer noch nicht genug...

«Der Kunde ist König und solange der nicht den Laden verlassen hat, können wir auch keinen Feierabend machen. Nach einer 9-stündigen Schicht noch auf die Person warten zu müssen, die nach Ladenschluss mit dem Grosseinkauf langsam zur Kasse schleicht und 40 Minuten nach Ladenschluss dann das Geschäft verlässt... Das war schon manchmal Folter.»
Sarah, 27, arbeitete zwei Jahre bei H&M
«Gerade bei anstehenden Fest- oder Geburtstagen scheint den Kunden die Öffnungszeit egal zu sein. Die, die um 19:59 reinkommen, obwohl wir um 20:00 Uhr schliessen und dann noch eine ausgiebige Beratung für ein Parfüm für Ihre Frau erwarten, deren Geburtstag sie leider verpennt haben und die dann auch noch unfreundlich werden, weil wir sie freundlich auf unsere Öffnungszeiten hingewiesen haben... Die gehen mir besonders auf den Keks. Weil Jahrestage, Geburtstage und Weihnachten ja auch immer so überraschend kommen.»
Lara, 27, arbeitet bei Douglas

Kunden, die bei der Kindererziehung versagt haben

Ja, erwachsene Kunden, die keine Manieren haben, können anstrengend sein. Noch nerviger sind für viele Angestellte im Einzelhandel allerdings unerzogene Kinder, wie sie uns erzählt haben:

«Ich werde nie verstehen, wie Eltern kommentarlos dabei zusehen können, wie ihre Kinder schreiend durch den Laden rennen und eine Ware nach der nächsten auf den Boden schmeissen. Es macht uns nicht nur mehr Arbeit, weil wir den Kindern hinterherräumen müssen, der Lärm strapaziert die zudem eh schon angespannten Nerven.»
Sarah, 27, arbeitete zwei Jahre bei H&M
«Ich habe regelmässig auf dem Stockwerk ausgeholfen, wo wir Kinderschuhe führen. Das war die Hölle. Ich kann gar nicht sagen, ob die Kinder oder die Eltern schlimmer waren. Kinder schrien Eltern an, Eltern ihre Kinder und der Frust wurde meist an den Verkäufern ausgelassen.»
Tim, 26, arbeitete neben dem Studium bei Deichmann
Habt ihr auch mal im Einzelhandel gearbeitet und findet, wir haben einen Kunden-Typ vergessen? Dann raus damit! Wo? Natürlich in den Kommentaren!

(jr)

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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maljian
10.08.2019 21:16registriert Januar 2016
Ich habe als leitende Angestellte im Kassenbereich bei Kaufland gearbeitet und war am Morgen Chef von Dienst. Es war eine Kasse offen. Ein Kunde bat darum, dass eine weitere Kasse geöffnet werden soll, da er nicht von einer dunkelhäutigen Kassiererin bedient werden wollte.

Meine Entscheidung eine Kasse zu öffnen, werde ich mein Leben lang bereuen. 😞

Ich habe mich im Nachhinein bei der Kassiererin entschuldigt und hatte dann von anderen leitenden Kollegen die Zusicherung erhalten, dass ich den Kunden hätte wegschicken können. Mit 20 Jahren war ich damals aber noch unsicher und unerfahren.
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TheRealDonald
10.08.2019 22:01registriert Juli 2017
Nr. 3 in umgekehrter Richtung: Dass das Wechselgeld durch die Kassiererin einfach hingelegt wird anstatt in meine extra ausgestreckte Hand, habe ich als Kunde auch schon häufig erlebt. Ich muss es dann umständlich aufklauben. Warum so unaufmerksam?
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the_dooris
10.08.2019 21:23registriert August 2017
Ich arbeite seit 21 Jahren beim orangen Riesen und habe schon so einiges erlebt. Ich arbeite gerne in meinem Job und habe mich an so einiges gewöhnt. Laute Musik aus dem Handy während dem Einkaufen, telefonieren während dem Bezahlen, halbleer getrunkene Getränke wieder ins Gestell stellen, Jugendliche welche aus langeweile unsere mobilen TK-Truhen abschalten, TK-Artikel absichtlich in ungekühlten Gestellen verstecken, lauter Weggli-Stückli von Kleinkindern im Laden verstreut und und und. Aber ich möchte an dieser Stelle auch allen "anständigen" Kunden Danke sagen. Die gibt es zum Glück auch.
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