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«80 Prozent wollen nur Sex» – wenn du als Frau ein WG-Zimmer suchst

«80 Prozent wollen nur Sex» – wenn du als Frau ein WG-Zimmer suchst

26.08.2018, 18:1827.08.2018, 14:07
Philip Buchen / watson.de
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Vanessa Willi will einfach nur ein neues WG-Zimmer finden. Seit dem Frühling kommt sie bei einer Bekannten unter, arbeitet abends als Komikerin – und kämpft tagsüber mit Tausenden Mitbewerbern auf dem Berliner Wohnungsmarkt um ein Zimmer.

Doch statt mit Vermietern über Kautionen zu diskutieren, spricht die 25-Jährige viel öfter mit ihnen über Sex. Über «schöne Stunden». Und über Öl-Massagen. 

Das ist Vanessa:

GuMo, ich habe heute leider keinen Kaffee für dich. ✨

Ein Beitrag geteilt von Vanessa (@haltwirklich) am

Nach sechs Monaten sagt Vanessa:

«Am Anfang hat es mich wirklich erstaunt, wie viele Vermieter versuchen, mit Zimmer-Angeboten Frauen ins Bett zu kriegen. Mittlerweile frustiert es mich nur noch.»

Das Spiel beginnt immer gleich: Auf WG-gesucht oder einer anderen Plattform im Netz findet Vanessa eine Anzeige für ein WG-Zimmer. Die Lage scheint nett, die Wohnung schön – und der Preis sieht auch ganz gut aus. 

Also schreibt sie den Vermieter an. Und was kommt dann? 

Sowas zum Beispiel:

Bild
bild: 

Oder sowas:

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«Gegenleistung»:

Bild

Vanessa sagt, sie habe sich an die Anfragen mittlerweile gewöhnt.

Beim Scrollen durch ihr Smartphone schätzt sie:

«80 Prozent wollen nur Sex.»

Vanessa:

«Was mich so ärgert: Ich will doch einfach nur ein Zimmer, und keinen Job als Prostiuierte.»

Die Screenshots dieser Sex-Anfragen von Berliner Vermietern, die Vanessa auch auf ihrem Twitter-Account teilt, sind laut Vanessa nur ein Bruchteil von den vielen Sex-Anfragen, die junge Frauen auf Wohnungssuche täglich erreichen. Auch Freundinnen erzählen ihr davon.

«Gegenleistung» einfordern: Warum machen Männer sowas?

Vanessa hat eine Vermutung: «Gerade in Berlin ist der Wohnungsmarkt echt verdammt hart. Es ist fast unmöglich, hier ein gutes Zimmer zu bekommen. Und dann gibt es eben Typen, die die Not von jungen Frauen gnadenlos ausnutzen.»

Die sexuelle Belästigung geht über das Chatten hinaus. Vanessa erinnert sich: «Ich war auch schon bei Wohnungsbesichtigungen, wo die Vermieter anfangs noch wirklich nett waren. Als ich dann in der Wohnung stand, begannen die Anspielungen, die Blicke. Da bin ich sofort abgehauen.»

Mittlerweile geht Vanessa nicht mehr alleine auf Wohnungsbesichtigungen, sie nimmt eine Freundin mit. 

Jungen Frauen auf Wohnungssuche rät sie ausserdem, sich die Wohnungsangebote genau anzuschauen: «Wenn das Zimmer in einem Trend-Bezirk liegt, und dann auch noch wahnsinnig günstig ist – dann hat der Vermieter meist etwas anderes im Sinn.»

Vanessa bleibt also weiter auf Wohnungssuche. Bis sie irgendwann auf einen Vermieter trifft, der sich einfach nur eine Mieterin wünscht.

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51 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sherlock_Holmes
26.08.2018 21:07registriert September 2015
Wie war das jetzt mit «Alle Männer sind Trash»?
Ich habe nach wie vor Mühe damit alles / alle in den gleichen (Müll)-Eimer zu werfen, kann aber sehr gut verstehen, dass Frauen – unter diesen und anderen Umständen –Aversionen entwickeln.
Manchmal habe ich zunehmend das Gefühl, im falschen Film zu sein, weil ich gewisse Entwicklungen nur schwer verstehen kann.
Vielleicht weil ich mich in in meinem Alltag in einem anderen Umfeld bewege oder nach komplett anderen – für mich selbstverständlichen – Massstäben lebe?
Ich wünsche Vanessa eine gute, bedingungslose Unterkunft! Warum keine Frauen-WG?
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Troll Watson
26.08.2018 20:58registriert April 2018
Wie viele dieser Vermieter haben Frauen/Kinder, und würden sowas tun? Oder sind in ihrem Alter? Wie viele der Vermieter sind Männlich.
Wie viele dieser Vermieter haben so wenig Moral um solche Angebote zu machen?
Wie viele Mieter sind so dreist und notgeil, um auf solche Ideen zu kommen?

Es mag schon sein dass es viele solche Leute gibt.
Aber 80%? Ernsthaft?
Ich würde mal behaupten da wurde leicht übertrieben.
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Jein
26.08.2018 19:09registriert August 2017
Trotzdem gibt es wohl deutlich mehr Männer die lieber keine weibliche WG-Genossin suchen weil sie keine Haare im Badezimmer mehr schätzen als irgendwelche Phantasieszenarien 😂
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«Titanic»-Holzplatte (auf der Jack imfall auch Platz gehabt hätte) versteigert

Die berühmte «Titanic»-Holzplatte, die im Film Hauptfigur Rose DeWitt, aber nicht Jack Dawson rettete, ist versteigert worden.

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