Es begann mit einem einzigen Video. Es ist genau 14 Sekunden lang und zeigt letztlich nichts als Obst. Und dann wäre da noch der Finger.
Das Obst ist eine halbierte Blutorange. Ein Finger streichelt diese langsam und zärtlich und stösst dann in den Kern der Frucht vor bis die saftige, blutrote Fruchtflüssigkeit hervorspritzt.
Oder ist es nur Obst?
Der Künstlerin Stephanie Sarley verhalf dieses auf Instagram geteilte Filmchen innerhalb kürzester Zeit von Anfangs 10 zu 200'000 Followern.
Sogar ein Kunstkritiker der New York Times fand nur die Worte:
Doch Internet tut, was Internet tun muss: Das Konto von Stephanie Sarley wird von anderen Usern gemeldet. Bilder, die nur geringfügig expliziter sind, werden von Instagram selbst gelöscht.
Sarley versucht zwar noch, die Angriffe von offensichtlich unangenehm berührten Menschen zu beantworten und schliesslich abzuwehren. Viele Beleidigungen ihrer Persönlichkeit meldet sie der Plattform. Doch darauf erhält sie gar nicht erst eine Antwort.
Vielen mag nicht klar sein, dass selbst in Zeiten grenzenloser Selbstdarstellung und schier endloser Meinungsfreiheit doch noch immer eine rechtliche Grenze besteht, bezüglich dessen, was tatsächlich erlaubt ist – und was nicht.
Ein wichtiger und unzählige Male zitierter Satz ist schon über 50 Jahre alt. Ein Richter des obersten Amerikanischen Gerichtes formulierte sein Urteil in Bezug auf harte Pornografie folgendermassen:
Und wie absurd sich solche Rechtsprechung, die schliesslich auch gesellschaftliche Wahrnehmung reflektiert, noch Jahrzehnte später äussern kann, zeigt sich nicht zuletzt in diesem Ausschnitt aus der Late Show mit Stephen Colbert, wo dieser aufzeigt, dass nicht mal Picassos Werke ohne Zensur wiederzugeben sind.
Instagram zeigte sich schliesslich doch empfänglich für Sarleys Beschwerden und aktivierte ihr Konto einige Wochen später wieder.
Wenn man sich ihre Posts durchguckt, handelt es sich jedoch nur um eine Frage der Zeit, bis Instagram wieder interveniert ...
Und: Würdest du sie erkennen, wenn sie dir ins Gesicht starrt?
... oder geht es hier doch nur um Obst?