In einem deutschen Kinderzimmer spielte sich vor wenigen Tagen Dramatisches ab: Ein schluchzender Teenie liegt zusammengerollt auf dem Bett, die Mama steht ratlos daneben. Die Mutter heisst in diesem Fall Nele Heine und beschreibt auf ihrem Blog eine Situation, die sich aktuell in vielen Haushalten der EU abspielen dürfte. Denn etwas Furchtbares ist geschehen: Der unter 16-jährigen Instagram-Generation wurde ihre namensgebende Plattform weggenommen.
Der Bösewicht? Die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), welche dafür sorgt, dass Instagram seine AGB anpassen musste. Ab sofort dürfen unter 16-Jährige die App nur noch mit dem vorherigen Einverständnis der Erziehungsberechtigten nutzen. Somit werden Teenies, die bei ihrem Alter nicht geschummelt haben, mit einer harten Realität konfrontiert: Ihr Account ist von Instagram vorsorglich gelöscht worden.
Für viele Jugendliche ist das ein regelrechter Schock. Viele verstehen nicht, warum sie aus ihrem lieb gewonnenen Netzwerk ausgeschlossen wurden. Datenschutz-Grundverordnung? Was soll das sein?
In den App-Stores von Google und Apple häufen sich derweil die negativen Bewertungen von aufgebrachten Jugendlichen. Der Schmerz ist gross, die Teenies fühlen sich überrumpelt, sind geschockt, verzweifelt und wütend, wie die Hobby-Bloggerin Heine in ihrem Artikel weiter schreibt.
Die Löschung der einzelnen Accounts wirkt sich auch auf Gruppen-Chats von Instagram aus. Diese funktionieren teilweise nicht mehr richtig oder werden sogar ganz blockiert.
Auch ausserhalb der Instagram-Bubble sorgt die Umsetzung der DSVGO für Dramatik. Auf Twitter kommen immer mehr junge User nicht mehr in ihre Konten. Immerhin werden Accounts nicht gleich gelöscht, sondern vorläufig gesperrt. Bestätigt eine erziehungsberechtige Person, dass ihr Zögling das erforderliche Mindestalter hat, wird der Account wieder freigeschaltet. Unternimmt man nichts, wird das Nutzerkonto gelöscht.
Das kriegen auch Personen zu spüren, die für ihre Haustiere Profile angelegt und dabei das tatsächliche Alter ihres Lieblings angegeben haben.
😂😂😂 Twitter locked my cat's account for being underage. They are right, she is only 12. 😱😻 pic.twitter.com/gZ56dMsZLn
— Cathy O'Dowd (@CathyODowd) 25. Mai 2018
Überhaupt sperrt Twitter dem Anschein nach sehr grosszügig Konten. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und so werden auch reihenweise Blogs und Firmen-Accounts gesperrt, die noch nicht 16 Jahre existieren. Twitter verwechselt die Unternehmenskonten mit Jugendlichen, die nicht das nötige Mindestalter haben.
Auch sie werden von Twitter aufgefordert, das Einverständnis einer erziehungsberechtigten Person einzureichen. Es gibt sogar Nutzer, die davon berichten, dass sie von Twitter aufgefordert wurden, eine Kopie ihrer Geburtsurkunde vorzulegen.
Etwas einfacher ist da die Verifizierung bei Facebook. Hier müssen unter 16-jährige User nur die E-Mail-Adresse eines Erziehungsberechtigten hinterlegen, um sich wieder freischalten zu lassen. Dass diese E-Mail-Adresse aber auch tatsächlich der erforderlichen Person gehört, wird von Facebook anscheinend nicht überprüft. Bei Whatsapp genügt sogar eine einfache Bestätigung in der Anwendung, man sei 16 Jahre alt, um die App wieder nutzen zu können.
Auch auf Instagram ist die Hürde für unter 16-Jährige nicht wirklich gross. Nachdem die Teenies den ersten Schock verarbeitet haben, werden sie sich wieder auf Instagram einfinden. Zwar ohne ihre bisherigen Bilder und Stories, dafür mit gefälschten Geburtsdaten.