Leben
Digital

Samsung Galaxy Z Flip 6 im Test: Lohnt es sich für Klapphandy-Fans?

Samsung Electronics' Galaxy Z Flip 6 is seen during the Galaxy unpacked products media preview in Seoul, South Korea, Monday, July 8, 2024. (AP Photo/Lee Jin-man)
Das Galaxy Z Flip 6 erschien im Juli 2024. Bild: keystone
Kommentar

Ist das neue Samsung Flip etwas für Klapphandy-Nostalgiker? Ich habe es getestet

Klapphandys sind etwas vom Coolsten, was die Technik je hervorgebracht hat. Meine Meinung. Anhand des neuen Samsung Galaxy Z Flip 6 wollte ich herausfinden, ob man das Klapphandy-Nostalgie-Gefühl in die Gegenwart holen kann.
15.09.2024, 10:4415.09.2024, 21:54
Lara Knuchel
Mehr «Leben»

Eines vorneweg: Ich bin nicht die beste Person, die watson zum Handytest verdonnern konnte. Die meisten superkrassen Funktionen meines iPhone SE (ja, ich weiss, so two tousand and late) kenne ich selber gar nicht. Ich benutze die immer gleichen Apps, mache selten Fotos und bin jedes Mal erstaunt wie ein Boomer, wenn ich per Zufall erfahre, was die neusten Features heute können. (Waaas, dein Gesicht entsperrt deinen Bildschirm?! Waaas, ich kann die Lautstärke direkt an meinen Airpods regulieren?!)

Trotz oder vielleicht gerade wegen meiner oldschoolhaften Kenntnisse (und Interessen, seien wir ehrlich) wurde ich beauftragt, das neue Samsung-Klapphandy zu testen. Es wurde mir zum Verhängnis, dass ich regelmässig herumposaunte, wie ich mir ein Comeback der Klapphandys wünsche.

Ich hatte damals zum Beispiel das da:

Sony Ericsson Klapphandy
Bild: ebay

Oder später das da:

Sony Ericsson Klapphandy
Bild: amazon

Sorry, aber: Wie grossartig war das denn?

Und nun existiert es tatsächlich: das Klapphandy in der Post-Tasten-Ära – in Smartphone-Form und zu einer Zeit, in der die Gen Z wohl glaubt, Sony Ericsson sei irgendein Influencer. Schon klar, das Falthandy ist keine Weltneuheit mehr. Aber das etwas über 1100 Franken teure Galaxy Z Flip 6 (offizieller Preis) wird von Samsung gerade brutal vermarktet und man hat mir gesagt, es sei viel besser als vorherige Versionen. Mich hat das nicht beeindruckt. Ich wollte nur wissen, inwiefern das Retro-Feeling aufkommt und ob ich mich zum Kauf überzeugen lassen würde.

Wer lieber die Erfahrungen echter Experten lesen will, kann zum Beispiel hier schauen oder direkt zu Kapitel 2 springen.

Meine Erfahrung

Rein äusserlich gefällt mir das Smartphone sofort sehr gut. Samsung hat eine Pastellfarben-Kollektion auf den Markt gebracht, ich durfte mir für den zweiwöchigen Test dasjenige in Babyblau wünschen. In der Hand ist es zunächst unerwartet schwer, aber doch ganz angenehm. Das Frontdisplay kann auch mit nur einer Hand bedient werden. Allerdings ist es schon ziemlich dick – insbesondere, wenn man noch eine Hülle hat. Aufgeklappt ist es dann einfach unglaublich gross.

Es ist ein Problem, dem ich mich offenbar früher oder später stellen muss: Smartphones werden immer grösser, man kann sie teilweise gar nicht mehr einhändig bedienen. Ich will und brauche das aber gar nicht und bin auch deshalb beim iPhone SE stecken geblieben.

  • 1. Gedanke: Für alle, die gerne einen grossen Bildschirm haben, ihn aber nicht mehr in eine mittelgrosse Handtasche in den Hosensack packen können, bietet das Flip eine mögliche Option.

Aber was ist mit dem Retro-Klapp-Feeling? Nun, sagen wir mal: Ich hab's probiert. Aber Erwartung und Realität gehen auseinander.

Anruf annehmen: Erwartung

Animiertes GIFGIF abspielen
Bild: giphy

Anruf annehmen: Realität

Animiertes GIFGIF abspielen
Bild: watson

Mit einer Hand lässt sich das Galaxy Flip nur mit Mühe öffnen, und wenn ja, sieht man relativ doof aus. Schliessen kann man es zwar einhändig, aber auch das dauert ein bisschen.

Anruf beenden: Erwartung

Animiertes GIFGIF abspielen
Bild: tenor

Anruf beenden: Realität

Animiertes GIFGIF abspielen
Bild: watson
  • 2. Gedanke: Das Retro-Feeling lässt sich vielleicht erahnen. Aber die sexy Auf- und Zuklapp-Moves wird es wohl in nächster Zukunft nicht geben.

Und sonst? Die Umstellung von iOS auf Android bringt Schwierigkeiten mit sich, auf die jetzt hier nicht konkreter eingegangen wird. (Ich bin etwa drei Tode gestorben und habe Dutzende Schweissausbrüche durchlebt.) Ein Kollege hat das Unterfangen bereits einmal im Detail geschildert:

Neben dem Horrortrip aufgrund der Umstellung habe ich am meisten Zeit mit der Einstellung des Frontdisplays verbracht. Zumindest brauchte ich ein ganzes Weilchen, bis ich begriff, wie man dieses personalisieren kann. Die Vorteile: Die wichtigsten Dinge, wie Nachrichten lesen und beantworten oder Spotify-Musik einstellen, lassen sich auf dem kleinen Display ohne Probleme erledigen. Zudem ist fast alles personalisierbar, via Widgets oder mit dem Zusammenstellen eines Bildschirms mit Apps. Und: Es gibt wirklich schöne Designs für den Sperrbildschirm, wie zum Beispiel das hier:

Test Samsung Galaxy Flip 6
Die farbigen Konfetti bewegen sich! Bild: watson

Der Nachteil beim Frontdisplay ist hingegen, dass er zu Beginn nur bedingt personalisierbar ist. So sind nur wenige Widgets vorinstalliert (zum Beispiel Wetter, Termine, Wecker, Börse ...). Eines dieser Widgets erlaubt den Zugriff auf verschiedene Apps – aber auch diese sind auf eine Handvoll vorgegebener Apps wie zum Beispiel WhatsApp, Messages (Samsung), Google Messages, YouTube, Maps oder Netflix beschränkt.

Allerdings: Es gibt eine Lösung. In diesem YouTube-Video wird erklärt, wie man mittels zusätzlicher App ein Widget installieren kann, das wiederum erlaubt, alle beliebigen Apps auf den Frontdisplay zu nehmen.

Samsung Galaxy Z Flip 6 im Test
Mit «Good Lock» lässt sich jede beliebige App auf dem Frontdisplay anzeigen, insgesamt bis zu zwölf auf einer Seite. Bild: watson

Das ist einigermassen umständlich. Dafür ist das Resultat cool. So zum Beispiel sieht die watson-App aus:

Samsung Z Flip6 im Test
Bild: watson

  • 3. Gedanke: Der Frontdisplay ist auch insofern ein Plus, als man rasch kleine Dinge erledigen kann, ohne das Smartphone gross zu «benutzen». Sogar schreiben kann man einigermassen bequem (sofern man keine allzu fetten Finger hat ...) Dadurch lässt sich Akku sparen, zudem kommt man nicht auf blöde Gedanken. Zum Beispiel das nachfolgende Öffnen einer weiteren App, aufgrund derer man dann wieder 20 Minuten auf dem WC kleben bleibt.

Mein Fazit

Für einen Kauf hat es bisher nicht gereicht. Vor allem aber, weil ich meine Geräte gerne so lange benutze, bis das Display so verkratzt oder der Akku so schlecht ist, dass auch ich es nicht mehr aushalte. Und so weit ist mein altes, rotes iPhone SE noch nicht. Zudem empfehle ich ein Klapphandy vor allem auch denjenigen, die gerne und viele Fotos machen – vor allem Selfies. Denn diese können entweder mit dem Frontdisplay gemacht werden.

Oder so:

Bild
Bild: samsung

Dabei dient das Smartphone selbst als Stativ, was wirklich praktisch ist – besonders dann, wenn man ein Selfie mit mehreren Leuten machen will. Im «Laptop-Modus» kann man nämlich das Sujet auf der oberen Displayhälfte anzeigen, während die untere Hälfte zum Touchpad wird. Das gilt übrigens auch für viele andere Apps.

Grundsätzlich muss ich zugeben: Je länger ich das Handy benutzt habe, desto öfter habe ich mir einen Kauf überlegt. Und wenn ich bereits Android-Nutzerin wäre, wäre das Samsung Galaxy Z Flip 6 wohl mein nächstes Smartphone. Oder das neue Fairphone, aber da haben wir dann wieder das Grössenproblem. We'll see.

Das Galaxy Z Flip 6: So sieht es aus

1 / 10
Das Galaxy Z Flip 6: So sieht es aus
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Tipps zum Wechsel auf ein anderes Smartphone:

Die Experten-Reviews

Offenbar gab es mit früheren Ausgaben des Samsung-Flips diverse Probleme. Kundinnen und Kunden mussten aufgrund des neuartigen Faltmechanismus Kompromisse bei anderen Dingen wie Kamera, Display und Leistung eingehen. Die meisten Expertinnen und Experten sind sich dabei einig: Die Nachteile sind beim neuen Flip-Smartphone nur noch minimal.

Das sagen, zusammengefasst, ihre Reviews:

  • Die neuen KI-Features können einiges.
  • Die Falt-Funktion wurde massiv verbessert: Der Falz auf dem Bildschirm ist deutlich weniger sichtbar, und das Ganze sollte grundsätzlich weniger fehleranfällig sein.
  • Samsung hat eine neue Echtzeitübersetzung. Mit dem Haupt- und Zweitdisplay des Galaxy Z Flip 6 ist diese besonders praktisch.
  • Kamera: Im Vergleich zu anderen neuen Smartphones hat das Flip 6 bei schlechteren Lichtverhältnissen offenbar etwas Probleme. «Eine Flaggschiff-Kamera ist das nicht – aber kombiniert mit der Samsung-Software gelingen schöne Aufnahmen, die erst auf einem grossen Bildschirm ihre Schwächen zeigen.» (Sagt diese Review.)

Ich persönlich fand die Kamera super, bin aber auch keine Expertin. Hier zum Beispiel ein Foto im Nachtmodus, bei völliger Dunkelheit:

Nachtmodus Foto Samsung Galaxy
Bild: watson
  • Samsung stellt für das Galaxy Z Flip 6 insgesamt sieben Betriebssystem-Updates und für den gleichen Zeitraum entsprechende Sicherheitspatches zur Verfügung.
  • Telefonieren: Sprachqualität inklusive Noise Cancelling sind «auf Spitzenniveau».
  • «Es mag in der Diagonale gross sein, aber die Fläche ist nicht wirklich riesig. Das Galaxy S24 Plus – ein Standard-Smartphone – hat beispielsweise auch ein 6,7-Zoll-Display. Da das Seitenverhältnis aber weniger eng ist, hat man eine deutlich grössere Anzeigefläche. Das ist wichtig, wenn man Videos im 16:9- oder 18:9-Format (also die meisten Videos) anschaut, denn hier wirkt sich die Schmalheit des Z Flip nachteilig aus.» (Sagt dieser Testbericht.)
  • Verschiedene Testerinnen und Tester haben darauf hingewiesen, dass es bei sehr intensivem und längerem Gebrauch zu Überhitzungserscheinungen kommen kann.

Samsung Galaxy Z Flip 6: Die wichtigsten Daten

  • Hauptdisplay (faltbar): 6,7 Zoll (AMOLED 2640 x 1080 Pixel, 120 Hz)
    Aussen-Display: 3,4 Zoll (AMOLED 720 x 748 Pixel, 60 Hz)
  • Masse: 71,9 x 165,1 x 6,9 mm (geöffnet) und 71,9 x 85,1 x 14,9 mm (gefaltet)
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3 for Galaxy
  • Speicher/RAM: 256/512 GB (nicht erweiterbar) / 12 GB Arbeitsspeicher
  • Akku: 4000 mAh (25 Watt per USB-C oder kabelloses Laden)
  • Kameras: 50-MP-Hauptkamera, 12-MP-Ultraweitwinkel, 10-MP-Selfie-Kamera
  • Diverses: KI-Funktionen, Side-Fingerprintsensor, Gesichtserkennung, IP48 (wasserfest, Schutz gegen Festkörper mit einem Durchmesser von über 1 Millimeter), 5G, Nano-SIM/eSIM
  • Betriebssystem: Android 14 (7 Generationen System-Updates und 7 Jahre Sicherheits-Updates)
  • Offizieller Preis: 1149.- Franken (für 256 GB), 1249.- Franken (für 512 GB)
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
54 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Overton Window
15.09.2024 11:31registriert August 2022
Quadratisch, echt jetzt?

Mit Handys ist es mittlerweile fast wie mit der Mode: jedemal wenn du denkst es kann nicht mehr schlimmer kommen, kommt es schlimmer.
2419
Melden
Zum Kommentar
54
Darum werden Elektroautos nun günstiger
Wegen strengerer Klimavorschriften ab 2025 müssen die Autohersteller rasch mehr E-Autos verkaufen, sonst drohen schmerzhafte Strafen. Nun fallen die Preise.

Das E-Auto ist nicht nur ökologisch, sondern auch finanziell die klügere Wahl, wenn man die Gesamtkosten über die ganze Lebensdauer betrachtet. Bei der Kaufentscheidung steht aber der Preis im Fokus und da sind E-Autos im Schnitt noch immer rund 20 Prozent teurer als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor.

Bei den Kleinwagen sind die Unterschiede besonders augenfällig: Citroëns Kleinwagen C3 gibt es ab 16'000 Franken als Benziner, wer ihn als E-Auto möchte, zahlt mindestens 25'000 Franken. Der noch etwas kleinere Renault 5 kostet ebenfalls mindestens 25'000 Franken. Einen Renault Clio mit Benzintank gibt es hingegen für knapp 20'000 Franken.

Zur Story