Fast schon heimlich hat Facebook damit angefangen, eigene Serien zu produzieren. Unter dem Label «Facebook Watch» werden die ersten Serien bereits zum Streamen angeboten. Ganz so einfach wie bei Netflix, Amazon Prime oder Sky Show ist das allerdings noch nicht. Eine Übersicht.
Die Videoplattform Facebook Watch wurde im August 2017 in den USA eingeführt. Ein Jahr später folgte dann der Rest der Welt. Mit dem neuen Angebot will der Konzern die unzähligen Videos, die sowieso schon auf Facebook kursieren, an einem Ort bündeln. Es ist klar, dass Facebook so seine Nutzer länger auf ihrer Plattform halten und gleichzeitig etwas vom lukrativen Video-Streaming-Markt abhaben möchte.
Um das Angebot attraktiver zu machen, kündigte Facebook exklusive Inhalte an, die mit Partnern produziert werden. Bekannte Namen sind etwa National Geographic, die NASA oder die NBA. Nebst aufgezeichneten Shows gibt es auch Live-Inhalte, zum Beispiel von Sportevents, zu sehen.
Obwohl es zu Beginn noch hiess, dass man die Clips smartphonetauglich und kurz halten möchte, scheint Facebook nun umzudenken. So wurde das Angebot an längeren Eigenproduktionen 2018 immer weiter ausgebaut. Inzwischen ist Facebook zu einem richtigen Serienproduzenten geworden.
Im Vergleich zur Konkurrenz ist das Portfolio an Serien natürlich sehr überschaubar. Das rührt aber vor allem daher, das Facebook eigentlich nur Eigenproduktionen anbietet und keine Serien von klassischen TV-Sendern. Rund 40 Originals hat das Unternehmen bereits im Angebot, wovon allerdings die Hälfte aus Reality-Shows besteht. Daneben stehen noch etwa 20 News- und Live-Sportsendungen zur Verfügung.
Die Serien als Mist abzutun, nur weil sie von Facebook sind, wäre ein grosser Fehler. Mit der jüngsten Produktion «Sorry for Your Loss» hat Facebook nämlich bewiesen, dass sie es durchaus verstehen, gute Serien zu produzieren – oder sie zumindest die richtigen Leute dafür eingestellt haben.
Die zehnteilige Serie mit Marvel-Star Elizabeth Olsen in der Hauptrolle wurde von Kritikern wie Publikum in den höchsten Tönen gelobt. Im Drama geht es um eine junge Witwe, die mit dem plötzlichen Tod ihres Mannes klar kommen muss. Auf der Kritikerplattform Rotten Tomatoes hat die Serie im Moment eine durchschnittliche Wertung von 95 Prozent.
Bereits im November soll eine weitere vielversprechende Serie auf Facebook erscheinen. In der schwarzen Komödie «Queen America» spielt niemand Geringeres als Catherine Zeta-Jones die Hauptrolle. Daneben sind mindestens sechs weitere Serien in Produktion. Laut «Wall Street Journal» soll Facebook für 2018 bis zu eine Milliarde US-Dollar für Original-Shows eingeplant haben.
Ja. Allerdings sind die Produktionen bisher ausschliesslich auf Englisch verfügbar. Auch Untertitel gibt es noch keine.
Einfach auf der Hauptseite von Facebook. Dabei ist es egal, ob du die App oder den Browser benutzt. Auch mit internetfähigen Smart-TVs kann man die Serien aufrufen.
Theoretisch braucht man keinen Account, um die einzelnen Folgen abzuspielen. Allerdings schränkt Facebook die Funktionalität dann soweit ein, dass es nicht wirklich möglich ist, die Serie zu gucken. Beispielsweise kann man ohne Account nicht in der Episodenliste scrollen und so nur die Folgen gucken, die gerade in der Übersicht angezeigt werden.
Im Moment? Katastrophal. Facebook scheint sich bei seiner Strategie noch nicht ganz sicher zu sein, was sie nun genau wollen. Sowas wie YouTube? Sowas wie Netflix? Beides? Also stellt man die Serien zwar online, aber eine zentrale Anlaufstelle gibt es nicht wirklich – zumindest für Schweizer User. Denn eigentlich gäbe es eine Einstiegsseite für Facebook Watch, doch diese ist hierzulande noch nicht aufgeschaltet.
In der Smartphone-App gibt es immerhin einen Watch-Bereich, doch eine Übersicht, in welcher alle Serien aufgelistet sind, sucht man in diesem vergebens. Überhaupt ist es im Moment fast unmöglich, eine Serie zu finden, wenn man nicht weiss, dass diese existiert. Am besten orientiert man sich hier am Wikipedia-Artikel von Facebook Watch.
Am besten findet man eine Serie, indem man in der Facebook-Suche den Titel eingibt und dann in den Reiter «Seiten» wechselt. Dort sollte die Show dann angezeigt werden.
Geld will Facebook keines. «Bezahlen» tut man stattdessen wie üblich mit seinen User-Daten. Diese nutzt Facebook dann für massgeschneiderte Werbung, die ab und an eingeblendet werden soll.