Die besten Geschichten schreibt das Leben, heisst es. Und so ist es manchmal auch beim Film. Denn viele legendäre Szenen entstammen nicht etwa der Feder eines Autors, sondern vielmehr dem Zufall.
Im ersten Teil der «Indiana-Jones»-Reihe fordert ein Schwertkämpfer Indi zu einem Duell heraus. Doch dieser zückt genervt seinen Revolver und erschiesst ihn. Kurz und bündig. Eine legendäre Parodie all der endlosen Kampfszenen, die man schon unzählige Male in Abenteuerfilmen gesehen hat.
Geplant hatte Spielberg das aber nicht. Denn auch dieser Take sollte ursprünglich nur eine weitere, gut choreographierte Kampfszene werden. Allerdings hatte Schauspieler Harrison Ford Durchfall und konnte nicht länger als 10 Minuten am Stück drehen, bevor er wieder aufs Klo musste. Also beriet er sich kurz mit Spielberg, wobei diese improvisierte Szene dabei herauskam.
Beim oscarprämierten Verwirrspiel «Die üblichen Verdächtigen» gibt es viele Szenen, die herausstechen. Eine davon zeigt die Verdächtigen bei der Vernehmung. Dabei können die potentiellen Täter einfach nicht ernst bleiben, blödeln herum und versuchen sich ihr Lachen zu verkneifen.
Doch eigentlich sollte diese Szene überhaupt nicht lustig werden. Aber weil Schauspieler Benicio Del Toro andauernd pupsen musste, konnten seine Schauspielkollegen einfach nicht ernst bleiben. Regisseur Bryan Singer fand schliesslich, dass die lustige Version besser zum Gesamtbild des Films passt.
«Ich liebe dich!» – «Ich weiss.» Dieser kurze Dialog gehört wohl vor allem bei «Star Wars»-Fans zu den kultigsten Filmmomenten. Wäre die Szene nach Drehbuch abgelaufen, hätte die Antwort von Han Solo aber ziemlich langweilig gelautet. Eigentlich sollte er schlicht sagen: «Ich dich auch.»
Doch George Lucas fand, dass so eine lahme Antwort eigentlich nicht zu einem so starken Charakter wie Han Solo passe und wies Harrison Ford an, zu improvisieren. Heraus kam die berühmte Zeile.
Ein Mafiaboss mit einem Herz für Katzen. Was in unzähligen darauffolgenden popkulturellen Erzeugnissen honoriert und parodiert wurde, war von Regisseur Francis Ford Coppola gar nicht geplant.
Das Don Vito Corleone eine Katze besitzt stand ursprünglich nicht im Drehbuch. Coppola sagte später dazu:
Wie waren alle skeptisch als mit Daniel Craig der erste blonde James Bond angekündigt wurde. Und wie waren alle begeistert als er in seinem ersten Film – «Casino Royal» – aus dem Wasser stieg. Die einen, wegen seines Bodys, die anderen, weil die Szene eine wunderbare Parodie, auf die ganzen James-Bond-Girls, im Speziellen Honey Ryder aus «Dr. No», war.
Doof nur, dass dies purer Zufall war. Daniel Craig sollte in dieser Szene nämlich einfach nur schwimmen. Doch weil Craig eine Sandbank in den Weg kam, stand er auf und watete stattdessen durchs Wasser. Die Kamera lief natürlich immer noch mit und so dürfen wir nun Craigs Body immer wieder bestaunen.
Erst 2013 erschienen, blieb von «Wolf of Wall Street» vor allem die «Humming-Scene» bei vielen hängen. Zu verdanken haben wir diese den beiden Schauspielern Leonardo DiCaprio und Matthew McConaughey. Denn bei dem Summen und sich auf die Brust schlagen, handelte es sich um ein Ritual, das McConaughey vor jeder Szene machte, um den Kopf freizukriegen.
DiCaprio bekam die ungewöhnliche Tätigkeit mit und schlug seinem Filmpartner vor, das Gesumme doch gleich in die nächste Szene miteinzubauen. Auch Scorsese gefiel das seltsame Ritual und so hat es McConaugheys Entspannungstechnik in den Film geschafft.
In Stanley Kubricks berühmten Horrorschocker, versucht Jack Torrance mit einer Axt ins Badezimmer einzudringen, um seine Frau und sein Kind zu ermorden. Als er den Kopf durch das Loch in der Türe steckt, sagt er den Satz, den viele bis heute mit dem Film verbinden: «Here's Johnny!» (dt. «Hier ist Jacky!»).
Im Script gestanden hat diese Zeile nicht. Nicholson hat sie vielmehr aus einer alten TV-Show geklaut. In der «The Johnny Carson Show» wurde der namensgebende Moderator immer mit dem Satz «Here's Johnny!» angekündigt. Nicholson fand das wohl irgendwie amüsant und hat den Satz spontan für die Szene verwendet. Kubrick soll die Verbindung zuerst nicht verstanden haben, hat den Satz dann aber schliesslich im Film gelassen.
Regisseur Francis Ford Coppola wollte für die Rolle des Vollstreckers Luca Brasi einen grossen, einschüchternden Kerl. Zufällig fand er genau den richtigen Mann im Bodyguard und Wrestler Lenny Montana.
In einer Szene sollte Brasi dem Paten zur Hochzeit seiner Tochter gratulieren und betonen, wie loyal er sei. Doch Montana war so nervös, mit dem weltberühmten Marlon Brando in einem Raum zu stehen, dass er einige seiner Zeilen durcheinander brachte. Coppola gefiel das so sehr, dass er es dabei beliess. Er baute sogar extra noch eine weitere Szene ein, in welcher man sieht, wie Luca Brasi vor der Türe übt, was er zu Vito Corleone sagen will.
Die Vergewaltigungsszene in «Uhrwerk Orange» ist einer der wichtigen Momente im Film. Doch während des Drehs der Szene gab es einige Probleme. Die als eine Art Tanz-Vergewaltigungs-Choreographie angelegte Szene gefiel Kubrick auch nach diversen Takes nicht.
Schliesslich resignierte er und meinte zu Schauspieler Malcolm McDowell, er solle einfach ein Lied singen und dazu irgendwie verrückt tanzen. McDowell entschied sich für «Singing in the Rain» und improvisierte die ganze Choreographie. Kubrick gefiel dies so gut, dass er die Szene für den endgültigen Schnitt verwendete.
«You're gonna need a bigger boat» gehört heutzutage zu den berühmtesten Filmzitaten der Welt. Entstanden ist die Zeile aus einem Jux heraus. Da die Produzenten des Films äusserst geizig gewesen sein sollen, hatte die Crew für den Dreh andauernd zu kleine Boote. Oftmals war es kaum möglich, auf diesen das ganze Equipment unterzubringen.
Im Laufe des Drehs entwickelte sich daher der Satz «We're gonna need a bigger boat» bei der Crew zu einem Running Gag. Dann wurde die berühmte Szene gedreht, in welcher der Weisse Hai das erste Mal richtig zu sehen ist. Schauspieler Roy Scheider, der den Roboterhai zuvor noch nie zu Gesicht bekommen hatte, war von dessen grösse so überrascht, dass er den Running Gag (leicht abgeändert) spontan in die Szene einbaute.