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Das hat Netflix mit «Bandersnatch» wirklich bezweckt

Das hat Netflix mit dem interaktiven Film «Bandersnatch» wirklich bezweckt

13.02.2019, 13:2913.02.2019, 14:10
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Black Mirror Bandersnatch
Bild: Netflix

Als Erstes müsst ihr entscheiden, welche Frühstücksflocken besser schmecken. Später wird es ernster: Wollt ihr im Rausch von einem Dach springen? Den Vater des Protagonisten killen? All das geht beim interaktiven «Black Mirror»-Film «Bandersnatch». Keine Frage, Netflix hat damit ein ziemlich einmaliges Streaming-Erlebnis geschaffen – eure Entscheidungen bestimmen den Ausgang einer düsteren Story rund um einen Computerspiele-Programmierer. Und Netflix hat genau zugesehen, wie ihr über dessen Schicksal entschieden habt.

Das Unternehmen erklärte gegenüber dem Tech-Magazin Motherboard: Man habe die Entscheidungen seiner Zuschauer gespeichert, «um die Möglichkeiten des Storytellings in Verbindung mit Shows und Filmen zu verbessern». Kritischer sieht das ein Sicherheitsforscher des University College in London.

Michael Veale wollte Gerüchten um den Netflix-Plan hinter «Bandersnatch» nachgehen und stellte eine Anfrage nach dem neuen EU-Datenschutz-Gesetz. Und tatsächlich, Netflix musste seine Daten herausrücken.

«Erinnert ihr euch, wie alle spekuliert haben, ob ‹Black Mirror: Bandersnatch› ein Datamining-Experiment war? Ich habe von meinem Datenschutz-Grundverordnungs-Recht Gebrauch gemacht, um es herauszufinden.»

Gegenüber Motherboard erklärt der Sicherheitsforscher, es sei schwierig gewesen, an die Daten zu kommen. «Ich musste sehr spezielle Fragen stellen», sagt er. Weder habe Netflix ihm aber mitgeteilt, wie lange es die Daten speichern will, noch was genau damit passieren wird.

«Sie haben auch eindeutig keine Anonymisierung vorgenommen», sagt Veale. Netflix wisse jetzt also von jedem seiner Zuschauer persönlich, wer dem Show-Charakter aus «Bandersnatch» etwa die Einnahme von Drogen, den Selbstmord oder den Mord am eigenen Vater empfohlen hat.

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Schon länger fragen sich Kritiker, ob Netflix mit seinem Kult-Film auch eine wirtschaftliche Agenda verbindet. Solche Echzeit-Daten über das Verhalten der Zuschauer könnten dem Unternehmen für die Zukunft mehr als nützlich sein.

(mbi)

Wir haben den neuen «Bandersnatch» geschaut:

Video: watson

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15 Kommentare
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Scaros_2
13.02.2019 13:37registriert Juni 2015
Sowas aber auch - wer hätte das Gedacht.
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Vinnie
13.02.2019 13:48registriert Februar 2016
Mist, jetzt kennt mich Netflix als Psycho
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Sauäschnörrli
13.02.2019 14:02registriert November 2015
Alle so: Wuuuueeeh Treuepunkte, Wuuuuueeeh Gewinnspiel, Wuuuuueeeh natürlich darfst du auf meine Kontakte zugreifen. Und danach sind sie bestürzt wenn sie erfahren das Firmen diese Daten für wirtschaftliche Interessen benutzen.
Das hat Netflix mit dem interaktiven Film «Bandersnatch» wirklich bezweckt
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