Eine gross angelegte Crowdfunding-Kampagne will «Heidi» als Splatter-Movie auf die grosse Leinwand bringen. Das ungewöhnliche Vorhaben muss allerdings erst noch gelingen. Dass es aber durchaus realistisch ist, einen Film via Crowdfunding teilweise oder sogar ganz zu finanzieren, zeigen die folgenden acht Beispiele.
Zach Braff, vor allem bekannt durch seine Rolle in «Scrubs – Die Anfänger», wollte sich 2013 erneut als Regisseur versuchen. Bereits 2004 hatte er mit «Garden State» einen bei Kritikern hochgelobten Debütfilm abgeliefert.
Um seinen neuen Streifen «Wish I Was Here» zu finanzieren, startete er eine Kickstarter-Kampagne, in welcher er zwei Millionen US-Dollar sammeln wollte. Bereits nach drei Tagen war diese Summe erreicht. Nach Ende der Kampagne hatten 46'520 Personen den Film mit über drei Millionen US-Dollar unterstützt.
Die Satire über Nazis, die auf dem Mond leben, war 2012 eine der ersten Crowdfunding-Kampagnen, die weltweit mediale Aufmerksamkeit generieren konnte. Der grösstenteils in Finnland produzierte Film konnte fast eine Million Euro von Gönnern sammeln.
Um den sehr CGI-lastigen Streifen zu produzieren, reichte dieser Betrag dann aber noch nicht ganz. Insgesamt belief sich das Budget auf 7,5 Millionen US-Dollar. Im Januar 2019 soll übrigens der zweite Teil in die Kinos kommen. Auch bei diesem steuerten Fans über eine halbe Million US-Dollar bei.
Als 2007 die Serie «Veronica Mars» abgesetzt wurde, brach für viele Fans eine Welt zusammen. Serienschöpfer Rob Thomas schrieb daraufhin ein Drehbuch für einen Film, um die Handlung abschliessen zu können. Das Produktionsstudio Warner Bros hatte allerdings kein Interesse, den Film umzusetzen.
Erst 2013 sahen Thomas und Hauptdarstellerin Kristen Bell eine Chance, den Film doch noch umzusetzen. Via Kickstarter sammelte «The Veronica Mars Movie Project» unglaubliche 5,7 Millionen US-Dollar ein – bis dahin eine absolute Rekordsumme für ein Kickstarter-Filmprojekt.
PS: Nach dem Crowdfunding war Warner Bros plötzlich wieder interessiert und stockte das Budget noch auf sechs Millionen US-Dollar auf.
Auch in Deutschland lassen sich Filme durch Crowdfunding finanzieren – zumindest teilweise. Das bewies Pro Sieben im Jahr 2011. Damals sollte die Serie «Stromberg» durch einen Film abgeschlossen werden.
Das Produktionsbudget betrug etwas mehr als drei Millionen Euro, wovon eine ganze Million via Crowdfunding aufgebracht werden konnte. Interessant für die Unterstützer war vor allem, dass sie als Investoren am Gewinn des Films beteiligt wurden. So hatte die Produktionsfirma nach der ersten Abrechnungsperiode bereits 1,169 Millionen Euro an die 3000 Unterstützer ausgeschüttet.
Das auch immer mehr erfahrene Hollywood-Urgesteine Kickstarter als alternative Finanzierungsquelle nutzen, zeigt «Anomalisa». Hinter dem Projekt stand Drehbuchautor und Regisseur Charlie Kaufman, der bereits dreimal für den Oscar nominiert wurde und einen davon gewann («Vergiss mein nicht!»).
Den Weg über Kickstarter wählte Kaufman, weil er nur so die kreative Freiheit hatte, die er wollte. Auf Kickstarter konnte «Anomalisa» das Doppelte des angepeilten Betrags von 200'000 US-Dollar einsammeln. Durch den Erfolg schaltete sich schliesslich noch ein kleines Filmstudio ein, welches Geld einschoss. Damit konnte Kaufman die Laufzeit des Films von ursprünglich 40 Minuten auf 90 Minuten erhöhen.
«Anomalisa» brachte Kaufman seine vierte Oscar-Nomination ein. Gewonnen hat der Film die goldene Statuette allerdings nicht.
Das Trash beim Publikum durchaus ankommt, zeigte auch «Kung Fury». Im November 2014 auf Kickstarter lanciert, sollte der Kurzfilm eine Hommage an die Trash-Actionfilme der 80er-Jahre werden. Die Idee begeisterte über 17'000 User, die insgesamt 630'019 US-Dollar beisteuerten – das Dreifache des geplanten Budgets.
Gekriegt haben die Zuschauer einen frei verfügbaren Film, der auf YouTube über 30 Millionen Klicks generierte. Das wirklich Beste am ganzen Projekt ist aber, dass der Titelsong von niemand geringerem als David Hasselhoff gesungen wird!
2013 an der Oscarverleihung: Die 40-minütige Dokumentation «Inocente» gewinnt den Oscar als beste Kurz-Doku und schreibt damit Filmgeschichte. Noch nie hatte ein Film, der teilweise via Crowdfunding finanziert wurde, die begehrte Trophäe gewonnen.
Die Geschichte über ein 15-jähriges Mädchen, das trotz seiner Obdachlosigkeit ihren Traum, eine Künstlerin zu werden, verfolgt, hatte zuvor fast 300 Unterstützer gefunden. Diese sagten auf Kickstarter 52'527 US-Dollar zu, um das Projekt zu ermöglichen.
Gegenüber dem Magazin «Mashable» zeigte Co-Regisseur Sean Fine auf, wie wichtig Crowdfunding für Filmprojekte geworden ist:
Ein Film aus Deutschland, der es ohne Crowdfunding wohl nie bis in die Kinos geschafft hätte. Zu unkonventionell war die Geschichte von «Fikkefuchs». Dank der Schwarmfinanzierung konnten die Macher von «Fikkefuchs» immerhin auf ein Budget von 70'000 Euro zurückgreifen.
Franz Rogowski, der gleichzeitig als Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler agierte, erklärte in einem Interview mit «Kinozeit», warum es in Deutschland ein grosses Problem ist, Filme zu produzieren, die nicht ins «Schema F» passen:
Mit dieser Aussage zeigt Rogowski gleichzeitig auch auf, wie wichtig Crowdfunding inzwischen für die Diversität im Filmgeschäft geworden ist – zumindest für Indie-Filme.