Er wurde als Ali G, Borat und Brüno bekannt – der britische Komiker und Schauspieler Sacha Baron Cohen veräppelt seit über 20 Jahren Leute mit seinen fiktiven Figuren. Nun ist seine neue TV-Show «Who is America?» gestartet. Und wie bei jeder seiner Shows sind einige Leute ganz schön verärgert – höflich ausgedrückt.
Sacha Baron Cohen nimmt in «Who is America?» die aktuelle US-amerikanische Politik- und Kulturlandschaft auf die Schippe. Dabei hat er es natürlich vor allem auf Politiker und Politikerinnen abgesehen. Partei ergreift Cohen nicht – Republikaner und Demokraten werden gleichermassen in die Pfanne gehauen. Über sein neues Format sagt der Komiker, dass er damit die geteilten USA heilen wolle.
Darüber, wer wohl alles von Cohen an der Nase herumgeführt wird, gibt es unzählige Gerüchte. Bereits bestätigt hat sich der «Auftritt» von Bernie Sanders. Der parteilose Politiker hatte in der ersten Folge, die am 15. Juli 2018 gesendet wurde, die zweifelhafte Ehre, unfreiwillig mitwirken zu dürfen.
Ein weiteres prominentes Opfer ist Sarah Palin. Ihre Teilnahme hat die Politikerin dabei gleich selbst bestätigt, indem sie sich auf Facebook lautstark über Cohens Vorgehen beschwerte.
Doch der Comedian versucht nicht nur Politiker in die Falle zu locken, sondern auch Leute, die mit grundsätzlichen Problemen der USA zu tun haben. So unterhielt er sich beispielsweise – natürlich immer als fiktiver Charakter getarnt – mit Angehörigen von Waffenorganisationen oder einer Kunstexpertin.
Für die Serie schlüpfte Cohen in ganze vier Rollen:
Ruddick ist ein rechtsradikaler Verschwörungstheoretiker, der unter anderem glaubt, dass Obama in Kenia geboren wurde und in Deutschland die Scharia gelte. Seine Ansichten publiziert er auf seinem Blog truthbary.org.
Dr. Cain-N'Degeocello stellt sich selbst als einen weissen, cisgenderen, heterosexuellen Mann vor – wofür er sich entschuldigt. Er ist liberaler Aktivist, Hillary-Clinton-Wähler und wünscht sich, das geteilte Amerika zu heilen.
Ein Ex-Knacki, der nach 21 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Hinter Gittern hat er die Liebe zur Kunst entdeckt und will nun seine Gemälde bekannt machen. Diese sind hauptsächlich mit Farbe gemalt, die er aus seinen Körperflüssigkeiten und Exkrementen hergestellt hat.
Ein israelischer Anti-Terror-Experte. Er glaubt, dass der Plan der NRA, Lehrer zu bewaffnen, um Schulmassaker zu verhindern, nicht weit genug geht. Daher hat er ein Programm namens «Kinderguardians» ins Leben gerufen, in welchem Kinder zwischen drei und 16 Jahren mit Waffen ausgerüstet werden.
Von den Kritikern wurde «Who is America?» eher positiv aufgenommen. Online-Magazine wie The Hollywood Repoter oder Vulture schreiben, dass die Show durchaus ihre Momente habe. Sie bemängeln aber auch, dass das Konzept von Fremdschämen und Peinlichkeiten in einer Welt der Social Media nicht mehr gleich gut funktioniere wie zu Zeiten von «The Ali G Show» oder «Borat». Auch kritisieren sie, dass viele der aufgedeckten Probleme offene Geheimnisse seien, die niemanden wirklich überraschen würden.
Weniger lustig finden die Serie einige der unfreiwilligen Darsteller der Show. Allen voran Sarah Palin, die auf Facebook eine regelrechte Hasstirade gegen Cohen veröffentlichte und dessen Humor als ausbeuterisch, krank und böse bezeichnete.
Auch Roy Moore, ein früherer Richter und Senatskandidat, war alles andere als erfreut. In einer Mitteilung liess er verlauten, dass er von Cohen aufs Übelste hinters Licht geführt worden sei. Weiterhin betonte er, nicht zu zögern, Cohen zu verklagen, sollte er in der neuen Show in einem ungünstigen Licht dargestellt werden.
Andere wiederum versuchten einsichtig zu sein, nachdem sich offenbarte, dass sie reingelegt wurden. Der Moderator und frühere republikanische Kongressabgeordnete Joe Walsh etwa antwortete auf Twitter auf eine Kritik:
What can I say Bradley? @SachaBaronCohen got me. Do I believe kindergarteners should be armed? Hell no.
— Joe Walsh (@WalshFreedom) 15. Juli 2018
But, it's on me. Sacha fooled me good. Flew me out to DC for some made up friend of Israel award. I gotta live with it. https://t.co/r4juubOG9l
Die erste Staffel umfasst sieben Folgen, welche je 30 Minuten lang sind. Freigegeben ist die Serie ab 12 Jahren.
In den USA ist die Serie am 15. Juli 2018 auf Showtime gestartet. Im deutschsprachigen Raum wird die Serie ab dem 17. Juli 2018 zu sehen sein. Allerdings braucht man dafür einen Zugang zu den Bezahlsendern von Sky (beispielsweise via Wilmaa, Swisscom TV oder Teleboy).