Ein Vierteljahrhundert ist die Mysterie-Serie «Akte X» nun schon alt! Zeit also, auf die Kultserie zurückzublicken.
In einem Podcast mit dem Online-Portal Motherboard erinnert sich Komponist Mark Snow zurück, wie er auf die typische Melodie für «Akte X» kam. Demnach hatte er schon einiges ausprobiert, aber ihm, und auch Serienerfinder Chris Carter, gefiel keines der Intros wirklich gut.
«Also dachte ich mir, ich fange einfach noch einmal ganz von vorne an», sagte Snow. Zuhause in seiner Garage tüftelte er weiter, fand aber noch immer keinen guten Ansatz. Doch dann kam er mit seinem Ellenbogen versehentlich auf eine Taste seines Keyboards und aktivierte einen Delay-Effekt. Ein unheimliches, elektronisches Echo erklang. «Das ist es!», dachte sich Snow. Kurz darauf war das heutige Intro entstanden.
Bevor die erste Staffel von «Akte X» überhaupt anlief, prognostizierten die Kritiker der Serie ein schnelles Ende. So schrieb die bekannte Entertainment Weekly, welche die Pilotfolge gesehen hatte, 1993 über «Akte X»:
In Zeiten von «Game of Thrones», «Vikings» oder «Breaking Bad» kaum vorstellbar, aber: «Akte X» war tatsächlich die allererste TV-Serie, die in den USA erst ab 18 Jahren freigegeben wurde. Grund war die Folge «Home» in der vierten Staffel. Darin ermittelt Mulder gegen eine Familie, die durch jahrzehntelangen Inzest deformierte Körper hat.
Nach der Premiere der Episode hat Fox «Home» für alle zukünftigen Ausstrahlungen sperren lassen.
In einem Interview mit dem Online-Magazin Smithonian erzählte Serienerfinder Chris Carter, dass die starke Figur der FBI-Agentin Clarice Starling aus «Das Schweigen der Lämmer» eine Inspiration für den Charakter der Dana Scully war:
Dem produzierenden Studio 20th Century Fox gefiel Carters Vorstellung einer starken Frauenfigur, die Hosenanzüge trägt, allerdings gar nicht. Wäre es nach dem Studio gegangen, hätte Pamela Anderson die Rolle erhalten:
In den Augen des Studios sollte Scully auch nicht als gleichberechtigter Haupcharakter neben Fox Mulder dargestellt werden. Dies ging sogar so weit, dass Scully vor der Kamera immer leicht hinter Mulder platziert werden musste, wenn diese nebeneinander hergingen. Doch Gillian Anderson wie auch Chris Carter wehrten sich dagegen und nach ein paar Folgen wurde dieses unsinnige Unterfangen aufgegeben.
Da Scully in den Augen der Produzenten keine Hauptfigur war, bezahlte man ihr auch weniger als David Duchovny. Erst nach drei Jahren konnte Anderson das Studio dazu bewegen, ihr Gehalt entsprechend anzupassen.
Doch wirklich schockiert war Gillian Anderson 2016, als «Akte X» fortgesetzt wurde und das Studio ihr nur die Hälfte von Duchovnys Salär bezahlen wollte:
Im April 2018 hat das Geena Davis Institute on Gender in Media eine repräsentative Umfrage zu «Akte X» veröffentlicht. Demnach sollen weibliche Teenager, die regelmässig «Akte X» geschaut haben, später eher eine Laufbahn im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) eingeschlagen haben.
Die Hälfte der 2021 Teilnehmerinnen, die alle mindestens 25 Jahre alt waren, gaben an, Dana Scully habe ihr Interesse für MINT geweckt. 91 Prozent sehen Scully auch heute noch als Vorbild für Frauen und Mädchen.
Anderson war bei Drehbeginn erst 24 und hatte kaum Dreherfahrung, während Duchovny mit 33 Jahren schon einiges an Routine mitbrachte. Auf ihrer Website schreibt Anderson darüber, wie es war, mit Duchovny das erste Mal vor der Kamera zu stehen:
Immer wieder taucht bei Fans die Vermutung auf, dass Chris Carter die Hauptfigur Fox getauft hat, um bei 20th Century Fox Sympathien für die Show zu gewinnen. Carter allerdings sagte, die Figur sei schlicht nach einem sehr guten Freund aus Kindheitstagen benannt.
Um die Wissenschaft in der Serie möglichst akkurat darzustellen, wurden extra wissenschaftliche Berater angestellt. Zum Beispiel die Mikrobiologin Anne Simon. Über die Arbeit an der Serie berichtete sie dem Onlinemagazin Geek Wire:
Als Gillian Anderson vor Drehbeginn der zweiten Staffel schwanger wurde, wollten sie die Produzenten rausschmeissen. Chris Carter weigerte sich allerdings, Scully aus der Geschichte zu schreiben. Stattdessen wurde Andersons Schwangerschaft einfach mit erzählerischen und filmischen Tricks kaschiert.
Schauspieler Mitch Pileggi musst ganze dreimal vorsprechen, um die Rolle des FBI-Vitzedirektors Walter Skinner zu bekommen. Pileggi dachte schon, Chris Carter würde in hassen. Später eröffnete ihm dieser, dass er zuerst schlicht dachte, ein rasierter Schädel sei zu krass für einen FBI-Agenten.
Amüsant: Pileggi hat durch die Serie seine zukünftige Ehefrau kennengelernt. Arlene Warren war das Stunt-Double für Dana Scully. Später hatte sie sogar einige Auftritte als Walter Skinners Assistentin.
In einem Interview von 1994 sagte Gillian Anderson, im echten Leben sei sie die Gläubige und David Duchovny der Skeptiker. Darin meinte sie unter anderem, dass sie Dinge wie Psychokinese, aussersinnliche Wahrnehmung oder auch das Vorhersagen der Zukunft super fände.
Obwohl Duchovny und Anderson heute gute Freunde sind, dauerte es seine Zeit, bis die beiden gut miteinander auskamen. In einem Interview mit der Variety sagte Duchovny, dass es tatsächlich erst nach dem Ende der neunten Staffeln soweit war.
Erst 2008, beim Dreh des zweiten Kinofilms «Akte X – Jenseits der Wahrheit», hat es laut Duchovny plötzlich «Klick» gemacht. «Wir machten beide einen Schritt zurück und merkten: ‹Wow, eigentlich mögen wir einander sehr gut›. Damit hatte ich nicht gerechnet.»
Gillian Anderson war mit 159 Zentimeter rund einen Kopf kleiner als David Duchovny und musste deswegen für gewisse Szenen auf eine Schachtel stehen, wenn sie im Bild direkt neben Duchovny stand.
Auf ihrer Website erinnert sich Anderson:
Für den Inhalt einiger Episoden liessen sich die Drehbuchautoren von tatsächlichen Ereignissen inspirieren. Beispielsweise basierte die Folge «Home» (siehe Punkt 3) auf einem Vorfall aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania. Auch viele fragwürdige Experimente der amerikanischen Regierung dienten häufig als Vorlage und wurden für die Serie natürlich noch etwas ausgeschmückt.
Der Raucher gehört wohl zu den meistgehassten TV-Bösewichten aller Zeiten. Dabei war er ursprünglich nur einmal als Statist ohne Text zu sehen gewesen. Schauspieler William B. Davis erzählte in einem Interview:
William B. Davis hatte zu der Zeit, als er die Rolle bekam, seit fast 20 Jahren nicht mehr geraucht. Bevor er den Zigaretten abgeschworen hatte, war er 25 Jahre lang Raucher gewesen. Weil er Angst hatte, durch seine Rolle wieder süchtig zu werden, ersetze man seine Zigaretten nach einigen Episoden durch Kräuter-Zigaretten. Später unterstützte Davis diverse Raucher-Präventionskampagnen.
Chris Carter wollte eigentlich nicht, dass Mulder und Scully zusammenkommen. Um das zu unterstreichen gibt es in der ersten Staffel sogar eine entsprechende Szene. Darin sitzt Scully nur im BH vor Mulder, weil dieser sie auf Insektenbisse untersuchen muss. Mulder zeigt dabei keinerlei Interesse an Scully. Sogar ein Freund war für Scully vorgesehen. Dieser wurde dann aus dem Script gestrichen und der Rest ist TV-Geschichte.
«Akte X» war das Serien-Phänomen der 90er-Jahre. Darum wollte auch jeder angehende Schauspieler «Akte X» unbedingt in seinem Portfolio haben.
«Breaking Bad» verdankt einen grossen Teil seiner Popularität der darstellerischen Leistung von Hauptdarsteller Bryan Cranston als Walter White. Da Bryan Cranston zuvor aber in der Sitcom «Malcolm mittendrin» den quirrligen Vater Hank gespielt hatte, trauten ihm die Produzenten die ernsthafte Rolle des Walter White nicht zu.
Serienschöpfer Vince Gilligan war aber von Cranstons Können überzeugt. Also kramte er kurzerhand die Akte-X-Episode mit Bryan Cranston hervor, zeigte sie den Produzenten und konnte sie so überzeugen.
1994 schrieb der junge Drehbuchautor Jeffrey Reddick unaufgefordert ein Drehbuch für eine Episode von «Akte X», in der Hoffnung so einen Fuss ins Seriengeschäft zu kriegen. Allerdings fand ein TV-Agent das Script so gut, dass er Reddick ermutigte, ein Filmdrehbuch daraus zu machen. Reddick folgte dem Rat und tatsächlich wurde das Script verfilmt. Das Ergebnis kam im Jahr 2000 in die Kinos: «Final Destination». Bisher gibt es vier Fortsetzungen.
Das Original-Drehbuch für die Akte-X-Episode kannst du übrigens hier lesen.
2001 startete mit «Die einsamen Schützen» ein Ableger von «Akte X». Die Serie drehte sich um drei Zeitungsredakteure, die sich auf aussergewöhnliche Phänomene spezialisiert hatten. Die Serie sollte einen humoristischeren Ansatz als «Akte X» verfolgen, wurde aber bereits nach 13 Folgen abgesetzt.
Die einsamen Schützen sagten die Ereignisse vom 11. September 2001 fast schon beunruhigend genau voraus. Etwa sechs Monate vor der Tragödie wurde die Pilotepisode der Serie ausgestrahlt.
Darin wird ein Flugzeug mit dem Ziel entführt, es in einen der Zwillingstürme des World Trade Center zu steuern. Im Verlauf der Folge stellt sich dann heraus, dass die Entführung von der US-Regierung geplant worden war. Diese wollte den Anschlag Terroristen anhängen, um von der Bevölkerung Unterstützung für einen Krieg im Mittleren Osten zu erhalten. Und das alles nur, um die Kriegsindustrie wieder anzukurbeln.