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Amy stirbt an Krebs. Doch vorher sucht sie eine neue Frau für ihren Mann

Amy stirbt an Krebs. Doch vorher sucht sie eine neue Frau für ihren Mann

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Sie schreibt Kinderbücher und liebt ihren Mann seit 26 Jahren. Dann kommt die Horror-Diagnose.
09.03.2017, 14:3610.03.2017, 04:59
Simone Meier
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Amy und Jason lernen sich kennen, als sie 24 Jahre alt sind. Ein Freund von Amys Vater hat das Gefühl, dass die beiden zusammen passen. Sie verabreden sich zum Essen. Er holt sie ab. Sie findet ihn nett. Sehr, sehr nett.

«Als der Abend zu Ende ging, wusste ich, dass ich ihn heiraten wollte. Jason? Er wusste es ein Jahr später.»
Amy Krouse Rosenthal in der «New York Times»

Die beiden sind unfassbar glücklich miteinander. Sie ist Kinderbuchautorin, er ist Anwalt, sie haben drei Kinder. Am 5. September 2015 ändert sich alles: «Wollt ihr einen kranken Witz hören? Ein Mann und eine Frau gehen in den Notfall. Ein paar Stunden und Tests später, erklärt der Arzt, dass der seltsame Schmerz, den die Frau in ihrer rechten Seite spürt, kein gewöhnlicher Blinddarm, sondern wahrscheinlich ein Eierstockkrebs ist.»

In den Morgenstunden des 6. Septembers gehen sie nach Hause. Ihr jüngstes Kind ist soeben ausgezogen, Amy und Jason hatten grosse, gemeinsame Pläne. Sie lösten sich alle in Luft auf. Besonders einer:

«26 Jahre lang war ich mit dem aussergewöhnlichsten Mann verheiratet. Ich rechnete mit mindestens 26 weiteren Jahren.»
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In wenigen Tagen oder Wochen wird Amy sterben. Und deshalb hat sie jetzt einen Liebesbrief über ihren Mann in der «New York Times» geschrieben, der zugleich ein Empfehlungsbrief an eine mögliche zukünftige Partnerin von Jason ist. Er heisst «You May Want to Marry My Husband». Möglicherweise willst du meinen Mann heiraten.

«Es ist einfach, sich in ihn zu verlieben.»

Denn Jason sieht für seine 52 Jahre nicht nur schampar gut aus (graulockig, sensibel, gross, schlank, hier geht's zum Beweisbild), nein, er zieht sich auch so cool an, dass sich die beiden erwachsenen Söhne Justin und Miles stets an seiner Garderobe bedienen. Und dass Tochter Paris, 19, am liebsten mit ihm zu Konzerten geht. 

«Wenn unser Haus reden könnte, dann würde es hinzufügen, dass Jason unheimlich geschickt ist. Und was Essen betrifft – Mann, kann der kochen!»
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Am Sonntagmorgen steht er vor seiner Frau auf, kocht Kaffee und dekoriert den Tisch mit kleinen Smileys aus Löffeln, Bananen und Tassen. Ist es zu fassen? 

«Stop! Hab ich schon erwähnt, wie unglaublich gut er aussieht? Es wird mir fehlen, sein Gesicht anzuschauen.»

Ein Gesicht wie Gedicht. Liebe Leserinnen und Leser, weint ihr schon? 

«Ich hätte gern mehr Zeit mit Jason. Und mit den Kindern. Ich will noch viel mehr Martinis trinken – jeden Donnerstag im Green Mill Jazzclub». Aber dies wird nicht geschehen. Mir bleiben wohl nur noch wenige Tage als Mensch auf diesem Planeten. Wieso also mach ich das?»

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Es ist Mitte Februar, als Amy ihre Zeilen für die «New York Times» verfasst.

«Ich beende dies am Valentinstag, und das schönste, nicht in eine Vase passende Geschenk, das ich mir erhoffen kann, ist, dass die richtige Person dies liest und Jason findet und dass eine neue Liebesgeschichte beginnt.»

Und was sagt Jason über den Abschiedstext seiner Frau? «Es hat mich zerrissen.» Mögen die beiden noch ein paar gute letzte Tage miteinander haben.

Amy Krouse Rosenthal lebt in Chicago. Sie hat 28 Kinderbücher geschrieben, darunter «Ausrufezeichen!», «Das kleine Ferkel, das immer aufräumen wollte», «Ente! Hase!», «Kuss für dich!», «Ab ins Bett, kleiner Bär» oder «Die kleine Eule, die nicht immer so lange aufbleiben wollte».

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Ewigi Liebi

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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AnCam
09.03.2017 15:12registriert Februar 2014
Autsch... das Leben ist manchmal ein riesengrosses Arschloch!
Ich wünsche euch eine schöne Restzeit, liebe Amy, Janson und Kids
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azoui
09.03.2017 15:22registriert Oktober 2015
Es ist schön, wenn Menschen so zusammen leben können.
Es ist schön, wenn Menschen diese Zweisamkeiten mit anderen Teilen - doch - alles, auch das Schöne endet irgend wann.
Solche Geschichten lese ich nicht gerne, es brint mit emotional immer sehr aus dem Gleichgewicht.
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Sparrrkle
09.03.2017 20:36registriert März 2016
Natürlich ist diese Geschichte tragisch. Dennoch finde ich diese Selbstaufopferung nicht so toll. Das Ganze hat für mich etwas sehr Unaufrichtiges. Ihr Partner soll doch zuerst in Ruhe trauern können bevor er mit Anfragen überhäuft wird.
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