Im offiziellen Merchandise-Shop verkauft Disney Marvel-Pins in Regenbogenfarben und Mickey Mouse Pins in den Farben der Lesben-, Trans- und Bi-Flaggen. Auch T-Shirts, Handyhüllen, Rucksäcke, Funko Pop! Figuren und Schmuck gibt es für queere Disney-Fans und Allies. Disney ist ausserdem jedes Jahr Gastgeber der sogenannten «Gay Days» im Disney-Land in Orlando, was über 150'000 Leute anzieht. Der US-Konzern integriert immer mehr queere Charaktere in seinen Filmen und Serien; die LGBTQI*-Community freut sich über Repräsentation in Mainstream-Medien. Disney profitiert also ganz klar von seiner LGBTQI*-Fangemeinschaft.
Nun häufen sich aber die Anschuldigungen gegen den Mauskonzern, dass er nicht so queer-freundlich ist, wie er vorgibt.
Letzte Woche wurde in Florida ein neues queer-feindliches Gesetz mit 22 zu 17 Stimmen verabschiedet, welches Lehrpersonen verbieten soll, die Schülerinnen und Schüler über alles ausser heteronormativen Sex und Beziehungen aufzuklären. Der Gesetzesvorschlag «Don't Say Gay» (Deutsch: «Sag nicht schwul») ist nur noch ein Schritt davon entfernt, ins Gesetz aufgenommen zu werden.
Nun wurde bekannt, dass Disney sämtliche Politiker, die hinter dem «Don't Say Gay»-Gesetz stehen und sich dafür einsetzen, finanziell unterstützt hat. Mit einer Summe bis zu 300'000 Dollar, verteilt auf 68 Politiker.
Reaktionen darauf waren Proteste vor dem Disneyland in Florida.
Aber auch Schülerinnen und Schüler protestierten gegen das Gesetz.
@meidastouch Students in Winter Park, Florida are currently staging a MASSIVE walkout to protest the heinous GOP 'Don't Say Gay' bill. Video shot by @Will Larkins. #Florida #DontSayGay #SayGay ♬ original sound - MeidasTouch.com
@annaforflorida These are a part of my remarks from today’s Orlando Rally For Our Collective Rights. TY to event organizers— see full remarks at our IG. #DontSayGay ♬ original sound - annaforflorida
Die Blicke richteten sich auf Bob Chapek, CEO von Disney, in der Hoffnung, dass dieser Rechenschaft zu den queer-feindlichen Anschuldigungen über die geleisteten politischen Spenden ablegt. Dieser weigerte sich zuerst, ein öffentliches Statement abzulegen, sagte danach in einem E-Mail, dass Disney als Unternehmen momentan mehr erzielen könne, wenn sie weiterhin «inspirierende Inhalte» produzieren. Chapek schrieb in der Mail, dass er die Mitarbeitenden, die zur LGBTQ*-Community gehören, unterstütze. Das «Don't Say Gay»-Gesetz sei «nur» ein Gesetz in einem Staat.
Disney distanzierte sich weder von dem Gesetzesvorschlag, noch von den Politikern, die dahinter stehen.
Obwohl Chapek dann noch darauf bestand, dass Disney 5 Millionen Dollar an die Human Rights Campaign (HRC) und andere Organisationen spenden wolle, die sich für die Rechte von Queers einsetzen, sagte HRC, dass sie das Geld erst dann haben wolle, «wenn wir sehen, dass [Disney] auf seinem öffentlichen Engagement aufbaut und mit LGBTQ+-Befürwortern zusammenarbeitet, um sicherzustellen, dass gefährliche Vorschläge wie Floridas Gesetzentwurf ‹Don't Say Gay› nicht zu gefährlichen Gesetzen werden». Das berichtet das Magazin The Verge.
Viele Mitarbeitende sind mit der aktuellen Situation nicht zufrieden und organisierten einen Walkout und erstellten die Webseite WhereIsChapek.com. In einem offenen Brief, der auf der Webseite zu lesen ist, schreiben sie, dass sie die Entschuldigung von Chapek zwar schätzen, diese Schritte aber nicht genug seien, damit sich queere Mitarbeitende im Unternehmen wohlfühlen. Im Brief steht:
Anstatt nur mehr Repräsentation – wie Disney verspricht – fordern die Organisatorinnen und Organisatoren hinter WhereIsChapek.com mehrere Verpflichtungen seitens The Walt Disney Company.
Disney hat noch nicht auf diese Forderungen reagiert.
Nach dem Mail von Chapek haben Pixar-Mitarbeitende einen Brief an die Leitung von Disney geschrieben. Denn ihrer Meinung nach erzählt Disney nicht die diversen Storys, die sie versprechen. Die Mitarbeitenden beschuldigen Disney, dass «praktisch jeder Moment offenkundiger schwuler Zuneigung auf Geheiss von Disney geschnitten wird, auch wenn sich Mitglieder des Kreativteams und Führungskräfte von Pixar dafür einsetzen, dass dies nicht geschieht». Weiter schreiben sie:
BREAKING: Today's statement by @Disney CEO Bob Chapek against the "Don't Say Gay" bill has failed to satisfy many Disney employees
— Judd Legum (@JuddLegum) March 10, 2022
A letter from @Pixar staff to Disney leaders, obtained by https://t.co/Gl6evXRDcZ, details their anger and demands
Follow along if interested pic.twitter.com/GJnne22mdy
Auch auf diesen Brief kam noch keine Reaktion von Disney.
Dana Terrace, die Schöpferin von «The Owl House» – einer animierten Serie auf dem Disney Channel, die etliche queere Charaktere enthält – twitterte: «Ich bin es verdammt nochmal leid, Disney gut aussehen zu lassen». Terrace kritisierte in einem Video CEO Chapek und organisierte einen Charity-Stream, um Spenden für LGBTQ*-Organisationen zu sammeln. Nach eigenen Angaben kamen 70'000 Dollar zusammen.
I'm fucking tired of making Disney look good so WHO'S READY FOR ANOTHER ✨CHARITY LIVESTREAM✨ MARCH 13th!!!
— Dana Terrace (@DanaTerrace) March 7, 2022
More details to come. 🏳️🌈 #dontsaygay #disneydobetter pic.twitter.com/1MtumvjfB0
Der ehemalige CEO von Disney – Bob Iger – sprach sich öffentlich gegen das «Don't Say Gay»-Gesetz aus. Auch US-Präsident Joe Biden stellt sich dagegen:
I want every member of the LGBTQI+ community — especially the kids who will be impacted by this hateful bill — to know that you are loved and accepted just as you are. I have your back, and my Administration will continue to fight for the protections and safety you deserve. https://t.co/OcAIMeVpHL
— President Biden (@POTUS) February 8, 2022