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Körperkult: 9 eher ungesunde Schönheitsideale

Auf diese 9 Schönheitsideale kannst du auch diesen Sommer wieder pfeifen

Wenn der Sommer kommt, wollen viele Leute ihren Körper in Form bringen. Die folgenden Formen sind allerdings einfach dumm.
22.06.2018, 18:2823.06.2018, 14:10
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Er ist ein komplexes Wesen, der moderne Mensch mit Internetzugang. So prüde er auch mit den Themen Sex und Nacktheit umgeht, so gerne zeigt er seinen Körper gänzlich unverhüllt auf Instagram und Co. Und wenn der Sommer dann da ist, wird jeder Zentimeter seiner schwitzenden Hülle einem bestimmten Soll-Zustand zugeordnet. Beispiel: Brüste sollen wie Früchte und Schenkel sollen wie Würstchen aussehen.

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Aus der sehr dummen Vorstellung heraus, dass ein Körper nur dann schön ist, wenn er einem spezifischen Bild entspricht, wurden selbstverständlich auch die passenden Begriffe für all diese verschiedenen Ideale erfunden und in die Welt hinausgetragen. Absurde Wortschöpfungen, die die Beschaffenheit einer Körperregion beschreiben. Zweck dieser Benennung: Man kann seinen Körper be-hashtagen und so nicht nur den anderen Badi-Gästen, sondern auch den anderen Internet-Usern zeigen, wie furchtbar fest er all diesen Idealen entspricht!

Damit wir bei dem Nonsens nicht den Überblick verlieren – und weil jetzt ja wieder Hashtag-, äh, Badi-Zeit ist – folgt nun eine Aufklärungsstunde. Dieser ganze Körperkult-Zirkus macht schliesslich nur dann Sinn, wenn die anderen (die ohne Würstchen-Beine) wissen, was Würstchen-Beine überhaupt sind.

Fangen wir also an …

Klicke auf die Skizzen, um die korrekte Bezeichnung des dargestellten Schönheitsideals zu erfahren.

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Die Bikini-Bridge ist die Erfindung von ein paar Trolls, die auf dem Internetportal «4chan» aus Langeweile ein neues Schönheitsideal propagieren wollten. Sie haben die Strandbilder von Promi-Frauen bearbeitet und so die Welt erfolgreich davon überzeugt, dass zwei spitze Hüftknochen notwendige Voraussetzung für das Tragen eines Bikinis sind.

Die Idee der herausstechenden Hüftknochen ist, dass der Stoff des Bikinihöschens darauf aufliegt und das Höschen über dem (nicht vorhandenen) Bauch schwebt: eine Bikini-Bridge eben. Dem Trend können in Realität nur wirklich sehr dünne Menschen Folge leisten.

Und obwohl die Bikini-Bridge vor vier Jahren viral gegangen ist, benutzen dünne Bikini-Trägerinnen sie noch heute zur ernsthaften Beschlagwortung ihrer Ferienbilder.
 bild: watson

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Auch die Hotdog Legs gehören in die Kategorie der «Schaut her und bewundert mein tolles, schlankes Leben, das ich stets am Meer verbringe»-Bilderposts. Dass die Fotografien von angewinkelten und braun gebrannten Beinen eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Hotdogs aufweisen, fiel mal einem Typen auf, der daraufhin den Tumblr-Blog «Hot-Dog-Legs» ins Leben rief.

Das gesamte Internet fand diese Assoziation sehr lustig. Inzwischen benutzen dünne Menschen, die genug Zeit haben, sich zu bräunen, #Hotdoglegs als Selbstbezeichnung. Denn ihr Leben ist ja nicht nur sonnig, schlank und glücklich, sondern auch meeeega humorvoll und selbstironisch. #livingthedream

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Der Adonisgürtel oder manchmal auch ganz mysteriös das V genannt, sind zwei hervorstehende Muskeln im unteren Rumpfbereich, die das Selbstbewusstsein von Männern unverhältnismässig stark pushen können.

Eigentlich ist es eine Frage der Genetik, ob man einen Adonisgürtel hat oder nicht. Aber weil die mit dem V ausgestatteten Alpha-Männchen oft so aufdringlich mit ihrem Rumpf hausieren gehen, haben viele Männer das Gefühl, sie müssten sich auch so ein göttliches Ding herantrainieren.
bild: watson

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Wer bei aneinander gehaltenen Füssen eine Lücke zwischen den Oberschenkeln hat, der hat ein breites Becken. Oder aber er wurde Opfer eines Magerwahns. Seit 2013 erklären viele junge Frauen die Oberschenkel-Lücke zum unabdingbaren Merkmal «normaler» Beine.

Die Chefetage der Social-Media-Plattform «Instagram» stufte die Thigh Gap kurz nach deren Aufkommen jedoch nicht als normal, sondern als gesundheitlich gefährlich ein und sperrte deshalb den Hashtag #thighgap vorübergehend. Viele jungen Frauen tauschten dann das p mit einem b aus und redeten sich unter #tighgab weiterhin ein gefährliches Körperbild schön.
bild: watson

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Drei Jahre nach der Oberschenkel-Lücke kam die A4-Blatt-Hüfte zu digitalem Ruhm. Seit 2016 prahlen Menschen im Internet herum, deren Hüfte so schmal ist, dass sie (mit Hilfe eines geschickt gewählten Blickwinkels) hinter einem 21 Zentimeter breiten A4-Blatt versteckt werden kann. 

Immerhin entlarvten viele Frauen den Trend (die Mehrheit aller Menschen ist dieser «Challenge» aus ganz natürlichen Gründen nicht gewachsen) als völligen Schwachsinn. Zu Tausenden posierten sie mit einem quer gehaltenen A4-Blatt, auf dem «Fuck you» geschrieben stand, vor der Kamera und riefen zu einem Anti-Trend auf. 
bild: watson

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Die Selbstbezeichnungen #plussize oder auch #bodypositivity verstehen sich oft als Gegentrend zu den oben genannten Schönheitsidealen. Viele KritikerInnen sehen darin aber lediglich eine Weiterführung der Problematik. Körper, die als «plussize» bezeichnet werden, entsprechen oft einem ganz normalen und gesunden Körperbild.

Die explizite Deklaration als «Plus-Grösse» festigt dabei das Bild, bei dem extrem schlanke Körper an die Stelle der Normalität gesetzt werden. Auffällig ist zudem, dass diejenigen Körper, die fremd-, aber auch selbstbestimmt als «plussize» bezeichnet werden, wiederum krassen Normen unterliegen. Sie haben meistens straffe Haut, in der Regel grosse runde Brüste und schlagen genau dort Kurven, wo sie Kurven schlagen sollten.
bild: watson

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Der dad bod zeigt in der Regel immer noch Spuren eines ehemaligen Athleten-Daseins auf, der Körper hat sich aber im Laufe der Jahre in ein Bild der «Zufriedenheit» verwandelt. Der dad bod ist üblicherweise leicht behaart und der Bauch auf bestem Wege dazu, sich in eine Wampe zu verwandeln.

Doch genau dieser Schwebezustand zeichnet diesen Körperstereotyp aus und macht ihn zu einem Schönheitsideal, das – so unspektakulär es aussieht – am Schluss auch nicht einfach so hinzubekommen ist.
bild: watson

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Für die aktuelle Instagram-Generation von Männern, die sich als die «Schönen» präsentieren, spielt die sogenannte Jawline eine wichtige Rolle. Sie ist sowas wie ein Adonisgürtel fürs Gesicht. Wir merken also: Markante Linien scheinen sehr wichtig für männliche Schönheitsideale zu sein.

Auch die Jawline (auf deutsch etwa: markante Kieferpartie) ist ein Körpermerkmal, mit dem man entweder gesegnet ist oder nicht. Oft wird die Jawline auch mittels Make-Up-Produkten hervorgehoben. 
bild: watson

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Wir schliessen ab mit einem sehr spassigen Schönheitstrend: der Schlüsselbein-Kasse. Dazu gibt's eigentlich nicht viel zu sagen. Same story as usual: Entweder man hat an und für sich hervorstehende Schlüsselbeine, was bedeutet, dass man darin Kleingeld deponieren kann, oder man hat es nicht und magert sich in Folge dessen runter, um dann auch Kleingeld in seiner Schlüsselbeingrube verstauen zu können. bild: watson

Es bleibt also dabei: Jedes dieser Schönheitsideale kann irgendwie zufällig und auf natürliche Art und Weise vorkommen. Dass diese zufälligen Körpertypen aber auf den sozialen Netzwerken als perfektes Ideal vermarktet werden, ist weder zufällig, noch natürlich – und wir sollten alle darauf pfeifen.

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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HPOfficejet3650
22.06.2018 18:44registriert November 2015
Zum kotzen. Ich bin wie ich bin, und wers nicht mag kann mich mal 😇
Unsere Gesellschaft ist sowas von kaputt. Jedes jahr wirds schlimmer.
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olmabrotwurschtmitbürli #wurstkäseszenario
22.06.2018 19:48registriert Juni 2017
Mit den Oberarmen bekomme ich den Thigh Gap locker hin.
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zeromg
23.06.2018 09:39registriert Februar 2014
Dazu kenn ich nur ein Körperteil. Der gehobene Mittelfinger.
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