«Fack Ju Göhte» hat 2013 den Nerv der Zeit getroffen. Mit über drei Millionen Besuchern in den ersten 17 Tagen liess er grosse Hollywood-Produktionen ziemlich alt aussehen. Zwei Jahre später setzte «Fack Ju Göhte 2» noch einen oben drauf und knackte schon nach neun Tagen die 3-Millionen-Zuschauer-Grenze. Nun soll der dritte Teil natürlich mindestens genauso erfolgreich werden und dafür hat man sich einiges einfallen lassen.
«Fack Ju Göhte»-Fanboys und -girls dürften aber erstmal enttäuscht sein, denn im dritten Teil kommt es zu keiner Traumhochzeit zwischen Zeki und Lisa. Schauspielerin Karoline Herfurth hat bereits im Vorfeld verlauten lassen, dass sie sich lieber auf ihre neue Regiearbeit konzentrieren möchte. Keine schlechte Entscheidung, denn der neuste Teil der Schulkomödie hätte ihr Filmportfolio sicher nicht aufgewertet.
Im abschliessenden Film hat Lehrer Zeki Müller wieder einmal allerhand zu tun. Seine Problemklasse rund um Chantal und Danger hat sich seit Teil zwei keinen Deut gebessert. Stattdessen tragen sie mit ihrem unangepassten Verhalten dazu bei, dass der Göthe Gesamtschule die Schliessung droht. Natürlich bleibt wieder einmal alles an Zeki Müller hängen, der vor der unmöglichen Aufgabe steht, das drohende Desaster abzuwenden. Doof nur, dass der gar keinen Bock mehr hat, seine hoffnungslose Klasse zu unterrichten.
«Fack Ju Göhte 3» regt nicht zum Nachdenken an. Das hat auch niemand von der Komödie erwartet. Leider versucht der Film aber genau das – und scheitert damit grandios. Dies liegt vor allem auch daran, dass man sich anscheinend nicht darauf beschränken konnte, ein einziges sozialkritisches Thema herauszuarbeiten.
Stattdessen versucht man gleich mehrere Themen in den knapp zweistündigen Film zu quetschen. So sieht man sich als Zuschauer unter anderem mit Mobbing, Drogenmissbrauch, sexueller Bevormundung, Prokrastination, zerrütteten Familien, Zukunftsängsten, Jugenddepression und einem fragwürdigen Lehrsystem konfrontiert. Sogar einen Seitenhieb gegen die aktuelle politische Entwicklung in Deutschland konnte man sich nicht verkneifen.
Dass man sich mit all diesen Themen herumschlagen muss, liegt daran, dass die Macher den bisher doch sehr oberflächlichen Charakteren mehr Tiefgang verleihen wollten. So kriegt Chantal eine crack-rauchende Mutter spendiert, während man nach drei Teilen nun auch endlich mal etwas aus Zeki Müllers Vergangenheit erfährt.
Zwar ist es immer begrüssenswert, wenn Charaktere sich weiterentwickeln, gelungen ist das in diesem Fall jedoch nicht. Stattdessen verstrickt sich die Story in wirren Nebenerzählungen und behandelt die ernsten Themen so oberflächlich, dass es schon fast lächerlich wirkt. So ist ein traumatisches Erlebnis eines Jugendlichen nach einer fünfminütigen Rede von Zeki Müller auch schon wieder vom Tisch. Heile Welt per Fingerschnippen.
Meist dienen die vermeintlich tiefgründigen Momente nur dazu, absurde Situationen zu kreieren, welche die sowieso schon schrägen Szenen aus Teil eins und zwei noch toppen sollen. Dass diese oftmals nicht unbedingt viel Sinn ergeben, scheint dabei egal. Gags auf Kosten der Story scheint hier die Devise gewesen zu sein.
Das wäre ja noch vertretbar, wenn die Witze wenigstens gut wären. Stattdessen rutschen die Spässe teilweise arg unter die Gürtellinie. Das gipfelt in einer Szene, in welcher die Schüler dem zugedröhnten Zeki Müller ein übertrieben grosses Zäpfchen ins Hintertürchen schieben müssen, um ihn von seinem Crack-Trip herunterzuholen. Das wird einige sicher amüsieren, nötig ist das aber nicht.
Positiv aufgefallen ist dafür Neuzugang Sandra Hüller, welche die neue Lehrerin Biggi Enzberger spielt. Viele Auftritte hat sie nicht, aber wenn sie auf der Leinwand erscheint, hat sie sofort alle Sympathien auf ihrer Seite. Etwas traurig dürften die Elyas-M'Barek-Fangirls sein, denn diesmal gibt es keine ausführlichen Oben-ohne-Szenen mit dem Schauspieler. Aber immerhin darf man ihm ganz kurz beim Duschen auf seinen Knackarsch gucken.
«Fack Ju Göhte 3» ist vor allem eines: Fanservice. Was in Teil eins und zwei funktioniert hat, wird hier konsequent weitergeführt und ausgebaut. Klischee und Kitsch werden mit dünnen Instagram-Pseudoweisheiten à la «Wenn eine Tür dir deine Zukunft versperrt, tritt sie ein» angereichert. Jeder noch so kleine Erzählstrang wird gnadenlos und ohne Interpretationsspielraum zu Ende gebracht. Das geht sogar so weit, dass man gegen Schluss noch eine Rückblende über alle drei Filme als Montage inklusive rührseliger Ballade aufgetischt bekommt.
Selbstverständlich wird dann auch noch ausführlich zusammengefasst, was aus all den Schuldeppen und Zeki Müller geworden ist. Das ist okay, denn etwas lieb gewonnen hat man die Rasselbande nach drei Filmen ja doch.
Wer die bisherigen «Fack Ju Göhte»-Filme geliebt hat, wird auch an Teil drei seine Freude haben. Wer aber bereits bei «Fack Ju Göhte 2» gewisse Bedenken hatte, spart sich das Geld lieber für eine bessere Komödie auf.
Schweizer Kinostart: 26. Oktober 2017
Laufzeit: 118 Minuten