Es ist eine Frage, die niemals jemand gerne stellt: Sind wir jetzt zusammen? Also so richtig? Exklusive Partnerschaft? Nur du und ich?
Auch nach jahrzehntelanger Erfahrung bringt jenes Rätsel bodenständige Menschen dazu, nach wirren Forumsdiskussionen in Netz zu suchen («Sind wir ein Paar, wenn er mich seiner Mutter vorgestellt hat?»). Eine Gruppe von kalifornischen Forscherinnen will das Gefühlswirrwarr bei sich anbahnenden Beziehungen nun etwas entwirren: Sie haben untersucht und herausgefunden, wie viele Dates es braucht, bis es ernst wird.
Zum ersten Mal, heisst es im Publikationspapier, habe man eine funktionierende Technik entwickelt, mit der man die Entwicklungsphase sowohl von Langzeit- wie auch von Kurzzeitbeziehungen erforschen kann. Mit empirischen Daten will das Forscherinnen-Team nun den Unterschied zwischen Liebe, Affäre und emotionalen Herz- und Hirngespinsten herausgefunden haben.
Insgesamt haben innerhalb der Studie 800 Menschen ihre vergangenen Beziehungen rekonstruiert: Vom Kennenlernen über den ersten Sex bis hin zur Trennung. Daraus zeichneten die Forschenden verschiedene Verlaufskurven. Eine zeigt das An- und Absteigen des sexuellen Begehrens, eine andere dokumentiert die Intensität von Fürsorge und zwei weitere zeigen den Verlauf von Selbstvermarktung und romantischem Interesse auf.
Überraschenderweise sollen sich Affären und Liebesbeziehung zu Beginn praktisch identisch entwickeln. Das heisst, dass die Anteile von sexuellem Begehren, romantischem Interesse, Fürsorge und Selbstvermarktung im Schnitt die gleichen sind, egal ob das Verhältnis in einem halbvollen Kondom endet oder sich zu einer Kleinfamilie mit Golden Retriever und Reihenhäuschen entwickelt.
Zu Beginn sei tendenziell immer beides, sowohl romantisches wie auch sexuelles Interesse, vorhanden. Und diese beiden Begehren steigern sich, bis ungefähr nach dem zwanzigsten Date ein Bruch geschieht. Erst dann weichen die Kurven voneinander ab; zeigen eine starke Zu- oder eben eine starke Abnahme der Romantik. Ebenfalls interessant ist, dass die Brüche, das heisst die sich rauskristallisierende Entwicklung eines Verhältnisses, meistens erst dann ersichtlich werden, wenn man schon mindestens einmal zusammen im Bett gewesen ist.
Die Studienteilnehmenden erklärten vermehrt, dass sie sich über das tatsächliche Interesse an einem Menschen erst nach dem ersten Sex wirklich bewusst werden würden. Vorher dominiere eine Art verwirrende Aufregung.
Gehen wir von zwei Dates pro Woche aus, dann vergehen bis zum zwanzigsten Date zwei bis drei Monate. Diese Zeit muss man sich laut der Studie nehmen bzw. investieren, um sich seinen Gefühlen bewusst zu werden. Die Frage, ob man nun mit jenem Mensch zusammen sein will, klärt sich anhand der Stimmungskurven dann eindeutig. Aber eben erst ab einem gewissen Punkt.
Der Psychologieprofessor Paul Eastwick, der die Forschungsgruppe begleitet hat, fasst das im Fachmagazin der Universät Kalifornien in Davis folgendermassen zusammen:
In der Studien-Publikation schreiben die Forschenden zum Schluss, dass das Schicksal einer potenziellen Partnerschaft so unvorhersehbar sei wie der Dow Jones. Was für uns so viel heisst, dass sowohl Aktien wie auch Menschen schlechte Investitionen sein können. Bei letzterem beträgt der Risikoeinsatz allerdings nur 20 Dates.
(jin)