Was zeichnet die deutsche Küche aus? Schauen wir uns drei bekannte und ein überraschendes Gericht plus ihre Erfinder an.
In Deutschland serviert man sie gerne zu Weisswurst und Bier. In der Schweiz hingegen wird sie meist entweder mit Füllung oder als Begleiter zu Wienerli genossen. Doch woher kommt die Brezel eigentlich?
Die bayrische Entstehungsgeschichte besagt, dass dem Bäcker Anton Nepomuk Pfannenbrenner in einem königlichen Kaffeehaus in München ein Fehler unterlaufen sei. Wie gewöhnlich wollte er süsse Brezeln backen. Als er sie jedoch aus dem Ofen zog, waren sie plötzlich braun. Sein Fehler: Statt mit Zuckerwasser hatte er die Brezeln versehentlich mit Natronlauge glasiert, welche eigentlich zur Reinigung der Bleche bestimmt war.
Das Ergebnis hat seine Vorgesetzten so begeistert, dass sie dem königlich-württembergischen Gesandten Wilhelm Eugen von Ursingen eine Kostprobe anboten. Das knusprige Gebäck mundete ihm, sodass er eine grössere Menge davon für seinen Landesherrn backen liess. Jener Tag im Jahr 1893 gilt als der nachweislich erste, an dem Laugenbrezeln verkauft worden sind.
Noch heute wird der Brezelteig mit Natronlauge bestrichen. Dadurch entsteht beim Backen die typische braune Oberfläche und das Gebäck erhält seinen besonderen Geschmack.
Genauso wie die Brezel ist auch die Weisswurst in München und durch ein Missgeschick entstanden. Vielleicht passen sie daher so gut zueinander.
Am 22. Februar 1857 gingen im Gasthaus «Zum ewigen Licht» am Müncher Marienplatz gemäss Legende die Saitlinge (Schafsdärme) aus.
Während die Gäste schon auf die Würstchen warteten, schickte der Wirt den Lehrling Joseph Moser los, um Nachschub zu besorgen. Dieser kam jedoch mit Schweinedärmen zurück, die sich nicht für Bratwürste eignen.
Aus der Not machte Moser eine Tugend und füllte sie trotzdem mit der fertigen Masse. Statt die Würste zu braten, brühte er sie in heissem Wasser.
Anschliessend servierte der Wirt seinen Gästen die Würste in der Hoffnung, dass sie gnädig angenommen würden. Und tatsächlich: Die Gäste waren begeistert – woraufhin sich das Rezept schnell über die Stadtgrenze hinaus herumsprach.
Wir widmen uns einer Erfinderin: Herta Heuwer, die sich eines der beliebtesten Fastfood-Gerichte aus Deutschland ausgedacht hat.
An einem verregneten Tag im September war in Herta Heuwers Imbissbude wenig los. Sie fing an, mit verschiedenen Zutaten zu experimentieren, und goss das Ergebnis über eine gebratene und zerstückelte Dampfwurst. Die Currywurst war somit geboren!
Dabei war Heuwers gar keine Köchin. Von 1929 bis 1932 hatte sie eine kaufmännische Weiterbildung, anschliessend eine Ausbildung als Schneiderin und danach einen Haushalts- und Kochkurs absolviert. 1949 eröffnete sie dann einen Kiosk in der Nähe des Stuttgarter Platzes in Berlin, in dem sie im selben Jahr die Currywurst kreierte.
Schon bald musste sich Heuwer anhören, sie sei gar nicht die Erfinderin der Currywurst. Allerdings war sie so clever und liess ihre Currywurst-Sauce «Chillup» zehn Jahre nach Erfindung patentieren. So schuf sie den Beweis, dass die Currywurst wirklich aus Berlin stammt.
Das Rezept hütete Heuwer wie ein Staatsgeheimnis, nicht einmal ihrem Mann vertraute sie es an. Herta Heuwer verstarb am 3. Juli 1999 in Berlin und nahm ihr Rezept mit ins Grab.
Die Currywurst ist in Deutschland noch heute so beliebt wie bei uns der Cervelat.
Man kann es kaum glauben, aber der Döner stammt aus Deutschland.
Es passierte im Jahr 1972: Kadir Nurman legte als Erster Fleisch in ein Fladenbrot und verkaufte somit den ersten Döner am Bahnhof Berlin Zoologischer Garten.
Nurman ist in Anatolien geboren und in Istanbul aufgewachsen. Im Alter von 26 Jahren kam er als gelernter Kaufmann nach Stuttgart. Anfang der 70er-Jahre zog er nach Berlin und erkannte schnell, dass die Deutschen viel arbeiten und oft wenig Zeit zum Essen haben. So kam er auf die Idee, Hackfleisch vom Kalb oder Lamm, Zwiebeln sowie etwas Salat ins Brot zu packen und als Snack zum Mitnehmen anzubieten.
Kebabfleisch vom Spiess kannte Nurman aus der Türkei, dort servierte man das Gericht aber nur im Palast und bei den Reichen. Und zwar auf dem Teller, mit Reis oder Salat. Da er den Döner nicht patentieren liess, wurde seine Erfindung in Kürze in ganz Deutschland kopiert.
Der Vater des Döners starb 2013 im Alter von 80 Jahren in Berlin. Zwei Jahre zuvor wurde er für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Mit Material von meistermarken-ulmerspatz.de, dieterwunderlich.de, berlin.de, 1.wdr.de, weiberwirtschaft.de