Islamistische Milizionäre haben die Kontrolle über mehrere Gebäude der US-Botschaft in der libyschen Hauptstadt Tripolis übernommen. Vertreter der Miliz Fadschr Libya (Libyens Morgendämmerung) erklärten, sie hätten die Kontrolle über die Botschaft übernommen, um Plünderungen zu verhindern.
Fadschr Libia setzt sich aus ehemaligen Revolutionsbrigaden zusammen, die am Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi beteiligt waren. Wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag berichtete, gab es in dem Gebäudekomplex im Süden von Tripolis wenige Sachschäden.
Der Fernsehsender Al-Arabija zeigte ein Video, das Unbekannte im Internet hochgeladen haben sollen. Es zeigt Männer auf dem mutmasslichen Botschaftsgelände, einige springen vom Dach eines Gebäudes in einen Swimming Pool.
Angesichts der zunehmend unsicheren Lage in Tripolis hatte die US-Regierung das Botschaftspersonal bereits Ende Juli abgezogen. Seit Mitte April hatte es im Umfeld der Botschaft, die an der Ausfallstrasse zum Flughafen von Tripolis liegt, heftige Gefechte gegeben. An einer Aussenmauer des Botschaftsgebäudes waren am Sonntag Schäden durch Granatsplitter zu erkennen.
Die US-Botschafterin Deborah Jones erklärte am Sonntag über Twitter, die Botschaft sei «nicht geplündert worden» und werde «bewacht». Jones hält sich derzeit auf Malta auf.
Libyen ist seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 nicht zur Ruhe gekommen. Milizen liefern sich in verschiedenen Regionen immer wieder heftige Kämpfe mit Regierungstruppen und auch untereinander.
Islamistische Kämpfer kontrollieren unter anderem den Flughafen von Tripolis. Am Donnerstagabend erklärte die Übergangsregierung, der die Kontrolle über Tripolis längst entglitten war, ihren Rücktritt. (sda/afp/dpa)