Leben
Film

Hollywood: Schweizer Schauspielerin trainiert Promi-Kinder

Wie eine Schweizerin auf Umwegen zu ihrem persönlichen American Dream kam

bild: zvg
Das ist die Geschichte einer Innerschweizerin, die zuerst Profifussballerin und dann Schauspielerin werden wollte. Und nun in Hollywood Mila Kunis' Kinder trainiert.
19.03.2017, 13:0321.03.2017, 07:29
Folge mir
Mehr «Leben»
Wieso ist jetzt alles mint?
Liebe User, herzlich willkommen zu unserem neuen watson-Blog mint! Ihr findet hier die Themen:

«Flair&Fair» (Design, Streaming, Reisen, Foodwaste)
«Fit&Food» (Katzen-Yoga, Rezepte, fein! – und gesund)
«Fuck&Feel» (selbsterklärend)

In mint schreiben watson-Autoren und freie Autoren aus aller Welt. Die Geschichten erkennt ihr auf der watson-Startseite an einem «m.» im Bild. So, und nun: Viel Spass. :)

Und nun zurück zum Artikel.

Jasmins Reise nach Hollywood beginnt mit einem Anruf.

«Hi, Jasmine. I'm glad to tell you that you've got accepted.»
Hallo Jasmine, es freut mich, dir mitzuteilen, dass du aufgenommen wurdest.

Jasmin Imboden ist zu dem Zeitpunkt 24 Jahre alt. Und als sie damals die unbekannte Anruferin entgegennahm, hatte sie ihren ersten Traum bereits begraben müssen. Als Kind war für sie klar, was sie später mal werden will: Profi-Fussballerin. Mit fünf beginnt sie bei den F-Junioren. Sie spielt sich von Stufe zu Stufe in höhere Ligen bis in die Frauen-Nationalmannschaft. Verbissen jagt sie ihrem Traum hinterher, wie einem in die gegnerische Richtung rollenden Fussball.

bild: zvg

Doch in der dreiundsechzigsten Minute eines bedeutungslosen Meisterschaftsspiels endet die junge Karriere abrupt. Jasmine dribbelt Richtung Tor, als ihr der Noppenschuh einer gegnerischen Innenverteidigerin von der Seite in die Wade fährt – Kreuzband und Meniskus sind futsch, genauso wie Jasmines Träume einer grossen Fussball-Zukunft.

«Ich wollte Profifussballerin werden. Verdammt, das war mein Traum!»
Jasmine Imboden

Brustpumpen statt Noppenschuhe

Völlig desillusioniert tritt sie nach ihrem Karriere-Aus einen Bürojob bei einem Brustpumpen-Händler an. «Die Verletzung raubte mir nicht nur meine Chance, als Fussballerin durchzustarten, sondern beraubte mich auch dem stärksten Gefühl, das ein Mensch nur haben kann – der Hoffnung. Mein Leben bestand nur noch aus ätzender Arbeit und aus dem Streamen von Filmen und Serien», erzählt Jasmine im Gespräch.

Das sollte allerdings ihr Glück werden.

«Als ich mir damals die Hungergames-Triologie reinzog und Jennifer Lawrence so beim Schauspielern sah, verspürte ich ein bekanntes Kribbeln in der Magengrube, das mir ins Bewusstsein schrie: ‹Hey, das kannst du auch! Das solltest du tun!›»

«Ich bin eine Träumerin. Und ohne Traum lebe ich nur halb.»
Jasmine Imboden
Jasmine bei einem Foto-Shooting in Zürich. bild: carmen imhasly

Zwei Monate und einen Anruf später beginnt die Reise nach Hollywood.

Eben dieser Anruf:

«Hi, Jasmine. I'm glad to tell you that you've got accepted.»
Hallo Jasmine, es freut mich, dir mitzuteilen, dass du aufgenommen wurdest.

Denn am anderen Ende gratuliert ihr die Schulleiterin der «American Academy of Dramatic Arts» zur Aufnahme an der renommierten Schauspielschule. Es war die erste Schauspielschule, die Jasmins Suchmaschine beim Schlagwort «Acting School» ausspuckte. Völlig naiv bewarb sie sich via Online-Formular – und wurde zum Casting eingeladen.

Bei der American Academy gehen pro Jahr 12'000 Bewerbungen ein. 130 werden angenommen.

Die international bekannte Institution hat Grössen wie Grace Kelly, Anne Hathaway oder Kirk Douglas hervorgebracht. Und nun steht da Jasmine Imboden aus der Innerschweiz mit der Schauspielerfahrung aus dem Primarschul-Theater in Obbürgen. Jasmine spielte damals als Schulkind ein Schulkind. Und ihr Publikum bestand aus 52 Nidwaldner Mamis und Papis.

Jasmine am Set. bild: zvg

Inzwischen hat sich das geändert. Jasmine wurde an der «AADA» akzeptiert und nahm im Frühling 2016 im Dolby Theater, auf der Oscar-Bühne, ihr Abschlusszeugnis entgegen. Sie ist nun eine ausgebildete Schauspielerin, zieht nach Los Angeles in eine WG-Villa mit Pool und Meerblick, jobbt als Barkeeperin, tanzt auf Promi-Partys und handelt jeden Tag auf dem heftigsten Menschenmarkt, den man sich vorstellen kann: Dem Wettbewerb der Film- und Werbecastings.

Bild
bild: shuttestock

«Während der Schule durfte ich keine Aufträge annehmen. Ich hab's trotzdem getan.», erinnert sich Jasmine und lächelt verschmitzt. «Mein erster Job war eine Werbung für einen Mobilfunkanbieter aus El Salvador. Ich spielte eine Lesbe. Das kam nicht gut an.»

Was für ein Karriere-Start!

Drei Sekunden Screen-Time und nach drei Tagen wurde die Werbung schon wieder abgesetzt.
Bei Sekunde 25 seht ihr Jasmine.Video: YouTube/Digicel El Salvador

Doch sowas sei normal, damit müsse man zurecht kommen, wenn man in Hollywood überleben will, meint Jasmine. In der Tat gibt es Schlimmeres als winzige Screentimes. Keine Jobs zu kriegen, beispielsweise.

«Ich gehe pro Tag an zwei Castings. Im Schnitt kriege ich 25 Absagen, bis mich wieder jemand anstellt. Das ist eine ziemlich gute Quote.»

Als junge Schauspielerin Erfolg zu haben, ist zum grössten Teil keine Frage des Talents. Viel mehr ist das Aussehen, das Gesicht und die Figur ausschlaggebend. «Schwarze, dünne Hipster-Frauen sind zurzeit total im Trend». Während Jasmines weisse Kolleginnen zu zwei Castings pro Woche eingeladen werden, hat sie zwei Mal täglich die Chance, sich als Model oder Schauspielerin zu vermarkten.

«Das mutet vielleicht etwas rassistisch an, schlussendlich ist es aber die Realität, in der wir alle leben und leben müssen», sagt sie.

bild: zvg

Doch vollkommen von der Schauspielerei zu leben bleibt auch für Jasmine ein Traum. Um über die Runden zu kommen, lässt sie sich von einer privaten Fussballschule anstellen. Zwischen Montag und Freitag trainiert sie verschiedene Kinderfussball-Teams. Natürlich sind das nicht irgendwelche Kinder. Es sind reiche Kinder, Promi-Kinder. Die Tochter von Mila Kunis und Ashton Kutcher schiesst zum Beispiel ihre ersten Toren unter Schweizer Führung.

Jasmine ist einer der wenigen Menschen, die den Namen und das Gesicht des Kutcher-Jungen kennt. Ein Geheimnis, dass sich auch auf ihren Lohn auswirkt. 
Jasmine ist einer der wenigen Menschen, die den Namen und das Gesicht des Kutcher-Jungen kennt. Ein Geheimnis, dass sich auch auf ihren Lohn auswirkt. bild: zvg

Jasmin über ihre Anstellungen:

«Schlussendlich ist jeder Job, den du in Hollywood machst, ein Schauspieljob.»

Man verbiegt sich für die Öffentlichkeit in der Hoffnung irgendwen kennenzulernen, der irgendwen kennt, der dich interessant finden könnte. «Das ist anstrengend, kann aber auch lustvoll sein.» Schliesslich ist Jasmine eine Träumerin, die von der Hoffnung lebt. Und für Leute dieser Art ist Hollywood wohl so etwas wie ein Kraftort.

Ob Jasmine auch mal auf dieser Liste auftauchen wird? – Hollywoods Top-Verdienerinnen:

1 / 16
Hollywoods Top-Verdienerinnen
Diese drei Damen haben im vergangenen Jahr in Hollywood am meisten Kohle gemacht. Und der Titel des bestverdienenden weiblichen Filmstars geht an ... Trommelwirbel ...
quelle: x01095 / staff
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Mehr zum Thema Leben gibt's hier:

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Diese Destinationen der Schweiz haben die besten Ferienwohnungen

Was denkst du:

Zur Story