Wenn eine Serie abgesetzt wird, werden Fanherzen gebrochen. Und immer haben die niedrigen Einschaltquoten Schuld. Zumindest in der offiziellen Version. Denn hinter den Kulissen sind es oft ganz andere Gründe, die einer Serie den Stecker ziehen.
Die Animationsserie «Young Justice» thematisierte die bekannten DC-Superhelden in ihren jüngeren Jahren. Dumm nur, dass die Serie das falsche Publikum ansprach – zumindest nach Meinung des Senders. Denn ein Grossteil der jungen Zielgruppe waren Mädchen. Und diese hatten keinerlei Interesse an der Merchandising-Produktelinie, welche komplett auf Jungs zugeschnitten war. Somit war nach zwei Staffeln Schluss.
Heute ist die «Batman»-Serie mit Adam West Kult. Doch in den 60ern sollte nach drei Staffeln Schluss sein. Der Sender NBC hatte allerdings Interesse, die Serie von ABC zu übernehmen und weiterzuführen – vorausgesetzt, die Kulissen blieben erhalten. ABC war damit einverstanden, doch durch ein Missverständnis wurden die Kulissen entsorgt. Da NBC nicht bereit war, Geld für eine neue Batman-Höhle aufzuwenden, wurde die Serie schliesslich nicht weitergeführt.
Nach drei Staffeln lief es für die Western-Serie «Deadwood» nicht mehr so gut. Trotzdem offerierte der Sender HBO Serienerfinder David Milch eine vierte Staffel – wenn auch nur eine verkürzte. Doch Milch gab sich damit nicht zufrieden. Er forderte eine ganze Staffel oder gar keine. HBO ging nicht darauf ein und setzte die Serie ab.
Nach drei Staffeln setzte der Sender A&E seine Serie «Longmire» ab – trotz traumhafter Einschaltquoten. Bei Kritikern galt das sozialkritische Western-Drama als innovativ und einzigartig. Das Problem: Nur ältere Leute schalteten ein. Bei der für den Sender interessanten und vor allem kaufkräftigen Zielgruppe von 18 bis 49 Jahren fiel die Serie durch. Werbekunden und Lizenznehmer für Merchandising blieben aus und der Sender stellte die Produktion ein.
Nach drei Staffeln wurde die Sitcom «Happy Endings» 2013 eingestellt. Über die genaue Ursache rätseln Fans bis heute. Die offizielle Begründung des Senders ist dann auch ziemlich kryptisch: «Die Serie passt nicht zu unserem Image.»
2004 lief die fünfte und letzte Staffel von «Angel – Jäger der Finsternis» im TV. Eine sechste Staffel hätte es wohl gegeben, wäre Serienerfinder Joss Whedon nicht so ungeduldig gewesen. Er hatte es satt, immer bis zum letzten Moment auf das Okay für die nächste Staffel zu warten. Also ging er zum Produktionschef, geigte ihm seine Meinung und verlangte eine sofortige Entscheidung. Dieser setzte die Serie kurzerhand ab.
«Firefly – Der Aufbruch der Serenity» wurde zwar wegen mangelnder Einschaltquoten abgesetzt, aber Schuld daran hatte der produzierende Sender selbst. Dieser hatte sich schon früh mit Serienschöpfer Joss Whedon wegen kreativer Differenzen zerstritten. Whedon wollte einen ruhigen Einstieg, um den Charakteren Zeit für die Entwicklung zu geben. Der Sender FOX wollte aber mehr Action. Also sendeten sie die aufeinander aufbauenden Folgen nicht in der vorgesehenen Reihenfolge, sondern zuerst die actionreichen Episoden. Das Publikum war natürlich verwirrt und schaltete schnell ab.
Nach drei Staffeln waren die Einschaltquoten von «Veronica Mars» nicht mehr die besten. Eine vierte Staffel schien aber noch möglich. Um der Geschichte wieder mehr Schwung zu verleihen, planten die Serienschöpfer eine andere Richtung einzuschlagen. Als sie ihre neuen Ideen dem Präsidenten des Senders vorstellten, war dieser allerdings gar nicht begeistert. Angeblich meinte er: «Wollt ihr mich verarschen? Wir haben euch bereits drei Staffeln gewährt». Danach war Schluss.
«Ellen» gehörte zu den populärsten Sitcoms der 90er. Vier Staffeln gab es bereits, ein Ende war nicht in Sicht. Doch dann outete sich die Hauptdarstellerin Ellen DeGeneres als homosexuell. Sie war einer der ersten Stars in den USA, die sich zu diesem Schritt entschlossen hatte.
Die Reaktionen waren heftig. Ihre Sitcom wurde sogar mit dem «Parental Advisory Label» (für Jugendliche ungeeignet) versehen. Zu viel für DeGeneres. Sie zog sich aus dem Rampenlicht zurück, was auch für die Sitcom das Aus bedeutete. DeGeneres ist mittlerweile wieder äusserst erfolgreich im TV zu sehen.