Das Coronavirus setzt in vielen Bereichen unseres Lebens Schranken. Doch die Freude des Publikums zu Beginn der Saison am Samstagabend war deutlich zu erkennen. Das Grinsen war breit, die Augen funkelten.
Trotz der Schutzmassnahmen bezüglich Corona verlagerte Lucy Woodward das Virus für einen Abend in die Hinterköpfe des Publikums. Sie lenkte die Aufmerksamkeit auf sich. Woodward beschrieb die Stimmung im Pflegidach folgendermassen: «This is a Sunday night kind of groove.» (Es ist ein sonntagabend-artiger Groove.)
Die Hinreise mit dem Flugzeug in die Schweiz verlief reibungslos. An Bord waren nur wenige Passagiere. Da die Bandmitglieder und Lucy aus Holland einreisten, unterlagen sie keiner Quarantänepflicht. Leider musste Lucy trotzdem ihre gesamte Tour absagen. Umso glücklicher war sie, als sie nach fünf Monaten endlich wieder auftreten konnte.
Schon beim ersten Song ist eine magische Harmonie zwischen den Bandmitgliedern auszumachen. Woodward sang mit spürbarer Freude, denn nach fünfmonatiger Coronapause sei sie mehr als bereit einen Gig zu spielen, sagte sie. Die ganze Band war offensichtlich sehr aufgestellt, mit vielen Blickkontakten und gegenseitigem Antanzen und Herumhüpfen zeigten sie ihre Begeisterung an der Musik. Diese Harmonie kommt nicht von ungefähr, denn die Bandmitglieder spielen schon seit 4 Jahren zusammen. Sie sind eine Familie aus Brüdern und Woodward sei dabei die Schwester der niederländischen Truppe.
Zur Musik wippend, spielt der 25-jährige Gitarrist das erste Solo. Die schulterlangen Haare geraten ihm dabei mitten ins Gesicht. Jelle Roozenburg lässt seine Gitarre sehr hohe und lange Töne erzeugen. Am linken Ringfinger trägt er einen Bottle neck, wörtlich übersetzt, einen Flaschenkopf. Dieser gläserne Fingeraufsatz wird an den Gitarrensaiten entlang gegleitet, um den sogenannten Glissando-Effekt zu erzeugen. Durch diese Technik wird die Höhe und die Frequenz des Tons kontinuierlich verändert, sodass schlussendlich zwei Töne miteinander verbunden werden.
Die Solos werden vom Drummer Niek de Brujn, Udo Pannekeet am Bass und von der tanzenden, schulter wippenden Leadsängerin, Lucy Woodward begleitet.
Lucy wurde in London geboren und ist die Tochter von zwei klassischen Musikern. Ihre Mutter ist Opernsängerin, Musikwissenschaftlerin und Lehrerin, ihr Vater Komponist und Dirigent. Das ganze Leben der charmanten Sängerin ist sehr eng mit der Musik verknüpft. Die Leidenschaft und das Talent für das Musizieren liegen in der Familie.
Die Sängerin hat einen grossen Teil ihres Lebens in den Vereinigten Staaten von Amerika verbracht. Sie ist dort aufgewachsen sowie zur Schule gegangen. In den USA hat Lucy vieles für ihr Leben gelernt, Erfahrungen gesammelt und Freundschaften geschlossen. Doch die Liebe zu einem Mann verleitete sie dazu, ihre Heimat zu verlassen und nach Europa zu ziehen.
Wegen der Befürchtung, dass das Virus in den USA ausser Kontrolle gerät, lebt Woodward seit Beginn der Pandemie in Rotterdam. Sie fühle sich dort sehr wohl, da sie dort Familie hat und als Kind praktisch jeden Sommer in den Niederlanden verbracht habe.Die Amerikanerin aber freut sich sehr in Europa zu sein und nach der Pandemie hier zu touren. Das europäische Publikum verstehe ihre Musik fast besser und schätze diese auch mehr als das Amerikanische.
Lucy hat in Cover-Bands für Trinkgelder gesungen, Lieder geschrieben und war Background-Sängerin auf Alben von bekannten Künstlerinnen und Künstlern, wie zum Beispiel Celine Dion oder Randy Jackson. Mit der Zeit strebte sie jedoch eine Solokarriere an. Obwohl sie Spass an ihren Tätigkeiten hatte, wollte Lucy nicht mehr im Hintergrund stehen. Mittlerweile bereist sie Städte der ganzen Welt und verdient mit ihren Auftritten ihr wohlverdientes Geld.
Auch im Pflegidach bewies Lucy dem Publikum, dass sie für die Bühne geschaffen ist. Ihre klare und aussagekräftige Stimme, welche jeden Ton trifft, wurde von ihren rhythmischen Tänzen begleitet. In ihren Bann zog sie auch das Publikum. Dieses klatschte mehrere Male im Rhythmus der Musik mit. Nach der doppelten Zugabe verliess sie mit zufriedenstellendem Gesichtsausdruck die Bühne.