Dass die Songs auf seinem Album derart seltsam klingen würde, das habe er eigentlich nicht geplant, sagt Nate Wood und grinst. Der Amerikaner trat am vergangenen Sonntag im Murianer Pflegidach auf und sorgte dort für rasante Rhytmen und tosenden Applaus, teilweise aber auch für fremde Klänge und Stirnrunzeln. All das sei halt auch für ihn noch musikalisches Neuland, erklärte der Künstler nach dem Konzert: «Ich bin immer noch in der Experimentierphase».
Als Schlagzeuger der Band «Kneebody» hat sich Wood in der Szene einen Namen gemacht – die Band war in der Vergangenheit schon für einen Grammy nominiert und trat bereits mehrfach an der Konzertreihe von Stephan Diethelm in Muri auf. Mit seinem neusten Soloprojekt geht Wood jetzt aber ganz neue Wege: Auf dem Album «X.IT» spielt er gleichzeitig Schlagzeug, Bass und Keyboard, singt dazu noch selber geschriebene Texte.
Mit Alleinunterhaltern, die jeweils an Dorffesten für Stimmung sorgen, hat sein Auftritt aber wenig gemein: Wood produziert ausgeklügelte Songs, die nur schwer greifbar und noch schwerer zu kategorisieren sind. Genauso schnell wie er zwischen den Instrumenten hin und her wechselt, so schnell ändert sich das Genre der Musik. Meist sind es futuristische elektronische Klänge, die sich mit Pop- und Rock-Elementen mischen – fast immer nimmt das Schlagzeug eine dominante Rolle ein.
Aber wäre es nicht einfacher, wenn sich Wood auf ein einziges Instrument konzentrieren würde? Könnte sich seine musikalische Kreativität dann nicht besser entfalten? Der Amerikaner schüttelt entschieden den Kopf: «Natürlich wäre es einfacher, aber auch langweiliger», sagt er. «Von dieser Herausforderung wird meine Kreativität nicht eingedämmt, sondern angekurbelt. Ich bin mein eigener DJ und kann spontane Ideen ganz eigenständig und auf allen Ebenen gleichzeitig umsetzen.» Wood hat sich deshalb eine eigene Technik erarbeitet, um möglichst effizient zwischen den verschiedenen Instrumenten zu wechseln. Diese hat er während des vergangenen Jahres perfektioniert und damit auch schon andere Künstler zu ähnlichen Experimenten inspiriert. Für ihn zumindest sei es der effizienteste Weg, um ein besserer Musiker zu werden, ist Wood überzeugt.
Das aktuelle Album von Wood zeugt nicht nur von seinem musikalischen Talent, sondern auch von den technischen Möglichkeiten, die heute breit verfügbar sind. Wood hat alle Songs in seiner eigenen Wohnung aufgenommen, danach selber gemischt, dazu ein Video aufgenommen, geschnitten und ins Internet gestellt. Nur für das Design des CD-Covers hat er noch jemanden engagiert. «Ich habe die gesamte Kontrolle – nicht nur über die Musik, sondern auch die Produktion. Das ist extrem aufregend und wäre zu Beginn meiner Karriere noch undenkbar gewesen.»
Die Technik spielt auch in seinen Texten eine wichtige Rolle: Wood singt über die Fortschritte bei der Entwicklung von künstlicher Intelligenz, über Raumschiffe und eingefrorene Gehirne. Überhaupt sei dieses Album für ihn ein Ventil, um all das loszuwerden, was ihn gerade beschäftigt. Momentan ist das vor allem auch Präsident Trump und das politische Klima in den USA. Könnte auch dies ein Grund dafür sein, dass die Songs seltsamer und weniger harmonisch klingen, als ursprünglich geplant? Wood schmunzelt, denkt kurz nach und antwortet dann: «Ja, vermutlich schon.»