* Die Autorin ist Schülerin an der Kanti Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen Schüler auch Konzertberichte, die in die Note mit einfliessen.
Stephan Diethelm, dem Initianten von «Musig im Pflegidach», war klar, dass er mit Jacob Collier einen ganz grossen Fisch an Land gezogen hatte. Über drei Jahre musste der Organisator aufwenden, um den 21-jährigen Jacob Collier nach Muri zu holen. Aber diese Arbeit hatte sich gelohnt. Rund 400 Musikinteressierte wollten sich das Ausnahmetalent aus England nicht entgehen lassen.
Auch Fans von weit her waren gekommen, um ihn live in Muri zu sehen. Ein Verehrer aus Boston meinte: «I feel like that’s my last chance, to see him in a small place. He’s going to be huge» («Ich denke, das ist meine letzte Chance, ihn in einem kleinen Rahmen zu sehen. Er wird gross rauskommen»).
Von den ersten Tönen an zog Jacob Collier die vielen Zuhörer in seinen Bann. Das Publikum sog seine Songs sichtlich auf und bebte zu seinem Beat. Mit Leichtigkeit und Freude trug er seine Stücke vor. Im Lied «In my room» erzählte er über sein Zuhause in London. In der britischen Metropole sind all seine Stücke entstanden. Die Melodie zusammen mit der Atmosphäre und der Bühneneinrichtung, erzeugten das Gefühl, in seinem Zimmer in London zu sein.
Es schien, als verschmelze das Publikum zu einem einzigen Ganzen. Die Freude am Konzert war Jacob Collier anzumerken: «Ich fühle viel gute Energie hier». Doch nicht nur mit selber komponierten Liedern konnte er überzeugen, sondern auch mit Interpretationen von bekannten Künstlern wie Stevie Wonder und Charlie Chaplin. Sein vielfältiges Repertoire von Jazz bis Hip-Hop liess die Zeit verfliegen. Er wirbelte zwischen den Instrumenten wie Piano, Bass, Gitarre, Perkussion und Schlagzeug hin und her. Gleichzeitig gestaltete er seinen Gesang mit vollem Volumen und vervielfachte ihn mit seinem Keyboard zu mehrstimmigen, wunderbaren Harmonien. Bald schon sang das Publikum leidenschaftlich mit.
Jacob Colliers pure Leidenschaft für die Musik war nicht zu überhören. Seit Kinderjahren sammelte er jede Art von Instrumenten. Das Spielen brachte er sich selbst bei: «Mein Geist ist mein Lehrer. Ich habe eine Melodie in meinem Kopf. Danach setzte ich mich an ein Instrument und übe, bis ich spielen kann, was ich bereits in meinem Kopf komponiert habe».
Ob Bass oder Sopran, sein Tonumfang beträgt über vier Oktaven. Dank seinem absoluten Musik-Gehör kann er mehrere Abstufungen zwischen Halbtönen wahrnehmen. Was er damit auf die Bühne brachte, war einfach unglaublich vereinnahmend. Sein Erfolg auf YouTube kommt nicht von ungefähr, bestimmt war es nicht die letzte Standing Ovation für Jacob Collier.