* Der Autor ist Schüler an der Kanti Wohlen. Im Rahmen ihres Deutschunterrichts verfassen die Schüler auch Konzertberichte, die in die Note einfliessen.
Nach fünf Jahren gab der amerikanische Jazz-Pianist Fred Hersch endlich wieder in Muri ein Gastspiel. Auch dieses Mal begleiteten ihn seine zwei herausragenden Musiker, nämlich der erfahrene Kontrabassist John Hébert und der Schlagzeuger Eric McPherson. Zusammen treten sie als Fred Hersch Trio auf.
Fred Hersch zählt zu den am meisten unterschätzten Jazzpianisten, kann jedoch durchaus mit Chick Corea oder Herbie Hancock auf eine Stufe gestellt werden. Durch seine zurückhaltende und unscheinbare Art fällt er nicht auf, bis er sich an die Tasten setzt und das Publikum in andere Klanguniversen zu führen weiss.
Zur Überraschung und zur Freude des Publikums spielte das Trio neue Kompositionen, welche noch nie live vor Zuschauern vorgetragen wurden. Bevor er anfing zu spielen, sagte Fred Hersch noch lächelnd «Please be kind!» zum Publikum.
Den Anfang machte der Song «Stepping up», welcher die Zuschauer mit erfrischenden Klängen sofort in seinen Bann zog. Es fiel schnell auf, wie gut sich die Musiker in ihrem Zusammenspiel ergänzten. Sie hörten einander zu, unterstützen einander, forderten sich heraus, scherzten, spielten nicht nur für das Publikum, sondern liessen sich gegenseitig inspirieren.
Ihre Spielweise wirkte sehr authentisch und natürlich. Jeder hatte ein kurzes Solo, das mit fliessenden Übergängen gespielt wurde. Allen drei Musikern schien der Auftritt grossen Spass zu bereiten, und man spürte deutlich ihre grosse Leidenschaft für die Jazzmusik.
Bereits im Alter von vier Jahren, begeisterte sich Fred Hersch für das Klavier. Nach seinem Abschluss im New England Conservatory in Boston, wo er heute als Lehrer tätig ist, zog er nach New York. Schon bald entwickelte er sich zu einem gefragten Pianisten in der Szene. Er trat als Begleitmusiker bei Bandprojekten von Joe Henderson, Jane Ira Bloom oder Stan Getz auf.
Mit eigenen Soloprogrammen und Bandprojekten erhielt er auch international grosses Ansehen. Sogar der berühmte New Yorker Jazzclub Village Vanguard wurde auf ihn aufmerksam, und er durfte dort als erster Musiker mit seinem Soloprogramm auftreten.
Auch hat er mit vielen namhaften Musikern aus dem Bereich der Klassik, wie dem Konzertpianisten Jeffrey Kahane oder der Geigerin Nadja Salerno-Sonnenberg, zusammengearbeitet. Das verdeutlicht seine offene Haltung zur Musik.
An diesem Abend konnte er mit seinem Trio eine beachtliche Leistung abliefern. Das Publikum war gefesselt von der Musik, und die meisten bewegten sich zum Rhythmus.
Nach dem lang anhaltenden Applaus der Zuschauer kam Fred Hersch für eine Zugabe alleine zurück auf die Bühne, um noch den kurzen Song «Valentine» am Klavier zu spielen, der im klassischen Stil komponiert war und mit seinen ruhigen und harmonischen Klängen für einen stimmungsvollen Abschluss sorgte.