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Die schlechteste Kritik, die Puts Marie je bekommen haben, lautet so: «Als Soundtrack für einen nachmittäglichen Geschlechtsverkehr unter Freunden eignet sich die Platte zweifellos gut.» Wie wunderbar ist das denn! Man lässt Puts Marie laufen, und der Sex ist garantiert. Schon am Nachmittag. Vielleicht kommt Popmusik ja von Poppen?
Wobei Puts Marie natürlich nicht Pop ist. Puts Marie ist irgendwie alles, die Fans können sich da kein bisschen festlegen. «Metrosexueller Plüschpunk», schlägt einer vor, «queer Indie-Punk», sage ich.
Aber das sind bloss Versuche. Die auch ein bisschen mit dem Namen zu tun haben. Denn Puts Marie spricht sich aus wie «Putzmarie». So heisst ein deutsches Putzmittel. Es könnte sich aber auch um eine aufgeputzte Frau handeln. Manchmal trägt die Band tatsächlich auch Frauenkleider auf der Bühne. Oder Pailletten. Weil David Bowie sie in die androgyne Richtung beeinflusst hat. Meistens sind sie aber ganz eindeutige Hetero-Männer. Aus Biel.
Biel ist gerade das Berlin der Schweiz. Arm, aber sexy. Prekär lebende Menschen aus der Kunst- und Medienszene, die gerne in grossen, günstigen Altbauwohnungen leben, ziehen nach Biel. Irgendwann werden sie Biel wahrscheinlich gentrifiziert haben. Die Ur-Bieler gelten als stolz auf ihre Ungezähmtheit. Alle irgendwie Punks.
Die fünf von Puts Marie sind Ur-Bieler. Die Jungs der Bands Pegasus und Death by Chocolate ebenfalls. Biel, dieser Brutkasten erfolgreicher Buben-Bands. Menschen, die Puts Marie intim kennen, beschreiben die Band als extrem liebenswürdig, uneitel, offen, experimentierfreudig. Auf der Bühne seien sie süss, eher unbeholfen, nur Sänger Max Usata sei ein Showman. Usata sieht aus wie ein schönerer Bruder von Freddie Mercury. Und er beherrscht auch Mercurys Falsett.
Puts Marie machen Musik, die sofort ins Innerste fährt und dort eine von diesen wohligen Verheerungen anrichtet. So, dass man am Haken der gequälten Seelen hängt. Doppelt masochistisch wirkt nachhaltiger. «Masoch I - II» heissen denn auch die beiden zusammengenommenen Mini-Alben der Band.
Machen wir uns also zu Sklaven. Von «Pornstar», dem grossartigen Song über die sexuelle Hörigkeit. Von «All Yours Am I», einer klassischen Schlussmach-Klage. Von «Hecho En Méxiko», der Erinnerung an die wilde Mexiko-Zeit der Jungs, die klingt wie aus einem Tarantino-Soundtrack. Und: Ihre bösen Märchen sind bei aller ausgestellten Lebenskaputtheit tanzbar. Extrem tanzbar.
Seit 2002 sind sie zusammen. Damals waren sie knapp zwanzig, jetzt Mitte dreissig, dazwischen zogen sie sich als Band mal ein paar Jahre aus der Öffentlichkeit zurück, pröbelten im Geheimen und wurden Väter von insgesamt acht Kindern. Früher fuhren sie in einem VW-Bus durch Europa, bettelten in Clubs um Auftritte, spielten an Strassenrändern und auf Verkehrskreiseln, lernten ein paar Gefängnisse in Mexiko, in Spanien, von innen kennen.
Heute sind Max Usata, Nick Porsche, Sirup Gagavil, Beni 06 und Igor Stepniewski oft monatelang in Frankreich und Deutschland gebucht. Gerade kommen sie aus Berlin und Hamburg. Im April nehmen sie am M4Music den Preis für das «IndieSuisse Album of the Year» entgegen. Heute sind sie nicht nur grossartig, sondern gross.
Puts Marie spielen am Freitag, 12. Februar, im Zürcher Moods und am Mittwoch, 13. April, im Royal in Baden. Zu weiteren Tourdaten im In- und Ausland gehts hier.