Naher Osten
Gesellschaft & Politik

11 Tote am Jahrestag des Aufstands gegen Mubarak

Die ägyptische Armee blockiert eine Zufahrtsstrasse zum Tahrirplatz (25.01.2015).
Die ägyptische Armee blockiert eine Zufahrtsstrasse zum Tahrirplatz (25.01.2015).Bild: KHALED ELFIQI/EPA/KEYSTONE
Ägypten

11 Tote am Jahrestag des Aufstands gegen Mubarak

25.01.2015, 16:0925.01.2015, 17:08
Mehr «Naher Osten»

Bei Demonstrationen zum vierten Jahrestag des Volksaufstandes in Ägypten sind am Wochenende mindestens elf Menschen getötet worden. Schwerpunkt der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten war der Norden von Kairo, wie staatliche Medien berichteten.

Dort gab es demnach die meisten Opfer. Die Onlineausgabe der Staatszeitung «Al-Ahram» zitierte das Gesundheitsministerium, wonach mindestens elf Menschen getötet und 30 weitere verletzt wurden.

Zuvor war offiziell von zwei Toten und sechs verletzten Polizisten die Rede gewesen, nachdem die Protestierenden mit Schrotkugeln auf die Sicherheitskräfte geschossen hatten. Zu den Krawallen kam es im Kairoer Viertel Matarija, wo Demonstranten an den Beginn der Revolte in Ägypten am 25. Januar 2011 erinnerten.

Bei Protesten von Islamisten in Alexandria wurde ein Demonstrant von Polizisten erschossen. Auch der Demonstrant in Alexandria schoss nach Polizeiangaben auf Beamte. Diese hätten daraufhin das Feuer erwidert und den Mann erschossen.

Drei weitere Protestierende wurden demnach bei dem Vorfall verletzt. Bei den Demonstranten handelte es sich vor allem um Anhänger des vom Militär gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi.

Schrotkugeln der Polizei

Bereits am Samstagabend hatte es im Zentrum von Kairo einen Protestmarsch linker Demonstranten gegeben, bei dem es ebenfalls zu Zusammenstössen mit der Polizei kam. Eine 34-jährige Demonstrantin sei durch Schrotkugeln getötet worden, teilte das Gesundheitsministerium mit.

Nach Angaben von Protestteilnehmern wurden die Kugeln von der Polizei abgefeuert, um die Menge auseinanderzutreiben. Den Demonstranten zufolge setzte die Polizei auch Tränengas ein und nahm den Chef der Partei Sozialistische Volksallianz sowie fünf junge Parteimitglieder fest.

Zur Trauerfeier für die getötete Demonstrantin kamen am Sonntag hunderte Menschen in Alexandria zusammen.

Gedenken an Mubaraks Sturz

In Ägypten fällt der Jahrestag der Revolution von 2011, die zum Sturze des Langzeitherrschers Husni Mubarak führte, stets auf den landesweit gefeierten «Tag der Polizei». Der 25. Januar ist daher Feiertag, Versammlungen zu Ehren der 2011 getöteten Demonstranten werden jedoch aus Sicherheitsgründen verboten.

Bei den Protesten gegen Mubarak waren damals mehr als 800 Menschen gestorben. Der Diktator musste in der Folge zurücktreten, ein Verfahren gegen ihn wegen Mitschuld am Tod der Demonstranten wurde jedoch eingestellt.

Das nordafrikanische Land kommt seit Mubaraks Sturz nicht zur Ruhe. Der Mitte 2012 erste frei gewählte Präsident Ägyptens, der Islamist Mohammed Mursi, wurde nach einem Jahr im Amt vom Militär gestürzt, das daraufhin die Macht übernahm.

Seitdem gehen die Behörden mit aller Härte gegen Anhänger der Mursi nahe stehenden islamistischen Muslimbruderschaft vor. Zudem greifen die Behörden verstärkt gegen linke und säkulare Oppositionelle durch, die zwar den Sturz Mursis guthiessen, aber auch den Nachfolger Abdel Fattah al-Sisi kritisieren.

Kairo am Sonntag menschenleer

In Kairo waren am Sonntag viele Strassen menschenleer, auf Hauptstrassen standen Polizisten mit Maschinenpistolen Wache. Der Tahrir-Platz wurde von gepanzerten Armeefahrzeugen abgeriegelt.

Lediglich einige Dutzend Anhänger von Präsident Sisi versammelten sich auf dem Platz. Sie hielten ägyptische Flaggen hoch und riefen «Es lebe Ägypten». (sda/afp/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!