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Nach Bruch der Feuerpause: Hamas erklärt Flughafen von Tel Aviv zum Raketen-Ziel

Gaza-Krieg

Nach Bruch der Feuerpause: Hamas erklärt Flughafen von Tel Aviv zum Raketen-Ziel

19.08.2014, 15:2520.08.2014, 04:55
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Bild: AHMED ZAKOT/REUTERS

Nach dem Scheitern der Feuerpause im Gazakonflikt hat die radikal-islamische Hamas den internationalen Flughafen von Tel Aviv ins Visier genommen. Als Antwort auf israelische Angriffe sei Ben-Gurion für Mittwoch als Ziel ausgewählt worden, sagte ein Hamas-Kommandant.

Internationale Fluggesellschaften sollten den Flughafen meiden, sagte der Kommandant weiter. Den israelischen Behörden zufolge ging der Betrieb dort zunächst ohne Störung weiter.

Während am späten Abend und in der Nacht zahlreiche Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel niedergingen, flog die Luftwaffe nach Angaben des Militärs etwa 30 Angriffe auf Ziele in dem Palästinenser-Gebiet.

Nach Angaben der Hamas sind bei einem der Angriffe die Frau und eine Tochter des Hamas-Militärchefs Mohammed Deif getötet worden. Hamas-Vize Mussa Abu Marsuk schrieb auf seiner Facebook-Seite, bei dem Angriff in Gaza am Dienstagabend seien die Frau «des grossartigen Führers» und dessen kleine Tochter gestorben. 

Neue Angriffe, ein junger Palästinenser flieht.
Neue Angriffe, ein junger Palästinenser flieht.Bild: SUHAIB SALEM/REUTERS

Vergeltungsangriffe gegen «Terrorziele» 

Nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste wurden bei einem Angriff auf ein grosses Wohnhaus in Gaza zwei Menschen getötet, eine Frau und ein zweijähriges Kind. Zwischenzeitlich war von drei Toten die Rede gewesen. 45 weitere Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt. 

Radikale Palästinenser brachen am Nachmittag die fast sechstägige Feuerpause, indem sie drei Raketen auf Beersheva in Südisrael abschossen. Berichte über Opfer gab es nicht. Unklar blieb zunächst, welche der bewaffneten Gruppen im Gazastreifen für den Beschuss verantwortlich war.

Israelische Armee zerstörte bereits in der Nacht Häuser

Bereits in der Nacht hatte die israelische Armee die Häuser von Palästinensern zerstört, die für den Mord an drei israelischen Jugendlichen im Westjordanland verantwortlich gemacht werden. Der zu Monatsbeginn gefasste Hussam Kawasma habe zwei weitere Palästinenser mit der Tat beauftragt, teilte die Armee mit. 

Ein Palästinensischer Kämpfer in einem geheimen Tunnel nach Gaza. 
Ein Palästinensischer Kämpfer in einem geheimen Tunnel nach Gaza. Bild: MOHAMMED SALEM/REUTERS

In der Nacht seien sein Wohnhaus sowie das des weiter gesuchten Marwan Kawasme in Hebron zerstört worden. Das Haus des dritten Tatverdächtigen, Omar Abu Ajschah, sei versiegelt worden. 

Die ursprünglich auf fünf Tage angesetzte Feuerpause war am Montag um 24 Stunden verlängert worden und sollte um 23 Uhr (MESZ) enden. Bis dahin sollte eine Einigung in Kairo stehen. 

«An keinem Punkt Fortschritte» in Friedensgesprächen

Noch am Dienstagvormittag hatten die Delegationen Israels und der Palästinenser ihre indirekten Verhandlungen über Vorschläge der ägyptischen Unterhändler fortgesetzt. Eine Vereinbarung über eine dauerhafte Waffenruhe würde den Weg eröffnen für Soforthilfe und einen Wiederaufbau des durch die israelischen Bombardements schwer getroffenen Gazastreifens. 

Flucht inmitten von Trümmern.
Flucht inmitten von Trümmern.Bild: IBRAHEEM ABU MUSTAFA/REUTERS

Während über kurzfristige Massnahmen zur Verbesserung der Lage in dem Küstengebiet Einvernehmen bestand, waren langfristige Schritte zur Aufhebung der Blockade und zur Entmilitarisierung der Enklave strittig. Ein hochrangiger Vertreter der Fatah-Bewegung von Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas sagte allerdings, es habe in den Gesprächen «an keinem Punkt» Fortschritte gegeben. 

Der aktuelle ägyptische Kompromissvorschlag sieht die schrittweise Ausweitung der Fischereizone von aktuell drei auf zwölf Seemeilen, die kontrollierte Öffnung aller Grenzübergänge für den Waren- und Personenverkehr, die stufenweise Aufhebung der Pufferzone entlang der Grenzen und israelische Hilfe beim Wiederaufbau vor. 

Gaza Stadt liegt in Trümmern.
Gaza Stadt liegt in Trümmern.Bild: IBRAHEEM ABU MUSTAFA/REUTERS

Streit um Grenzkontrolle

Ein Kernpunkt ist die Zuständigkeit der Palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah für die Umsetzung und Überwachung dieser Vereinbarungen. Diese war 2007 von der radikalislamischen Hamas gewaltsam aus dem Gazastreifen verdrängt worden. 

Die Hamas sagte nach Angaben der Vereinten Nationen zu, Präsident Abbas wieder die Kontrolle über die Grenzübergänge zum Gazastreifen zu überlassen. Abbas soll auch die Aufsicht über den Wiederaufbau in Gaza haben. 

«Soweit wir es verstanden haben, wurde das bei den Verhandlungen in Kairo diskutiert und wir wurden informiert, dass die Hamas und ihre Gruppierungen das akzeptiert haben», sagte der UNO-Sondergesandte Robert Serry in New York. 

Hamas-Umsturz im Westjordanland

Israel wirft der Hamas derweil vor, einen Umsturz im Westjordanland geplant zu haben. Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet hatte mitgeteilt, mehr als 90 Hamas-Mitglieder seien in den vergangenen Monaten festgenommen worden. Sie hätten den Sturz des gemässigten Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas geplant. 

Die palästinensische Autonomiebehörde will die Vorwürfe prüfen. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa sprach Abbas von «sehr schwerwiegenden Auswirkungen», sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten. Dies würde «die Einheit und die Zukunft des palästinensischen Volkes bedrohen», sagte Abbas den Angaben zufolge. 

Abbas will am Mittwoch nach Doha im Emirat Katar reisen, wo er am Donnerstag mit Chaled Maschaal, dem exilierten Vorsitzenden der Hamas, Gespräche führen will. Abbas unterstützt die ägyptischen Verhandlungsvorschläge vorbehaltlos. (rar/sda/dpa/reu/afp) 

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