Nordkorea
Gesellschaft & Politik

Kim Jong Un «darf» für das Parlament kandidieren

Kim Jong Un «darf» für das Parlament kandidieren

Die ehemaligen nordkoreanischen Machthaber Kim Il Sung (links) und Kim Jong Il schmückten sich jeweils mit Dutzenden von Titeln.Bild: AP
TITEL-JAGD IN NORDKOREA
Sein 2011 verstorbener Vater Kim Jong Il hat es auf 55 Titel gebracht. Nun beginnt der neue Diktator Kim Jong Un mit dem Sammeln.  
04.02.2014, 13:2004.02.2014, 14:30
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Kim Jong Un hat sich für die erste Parlamentswahl unter seiner Herrschaft «einstimmig» als Kandidat aufstellen lassen. Der nordkoreanische Machthaber wird sich im Wahlkreis Berg Paektu am 9. März der Wahl stellen, wie die staatliche Nachrichtenagentur KNCA berichtete. 

Gefeiert wurde seine Kandidatur, mit der Kim Jong Un dem Vorbild seines verstorbenen Vaters Kim Jong Il folgt, demnach mit einer Tanzveranstaltung für Armeeangestellte aus dem Wahlkreis. Der Berg Paektu wird in Nordkorea als heilig verehrt. Der Legende zufolge wurde Kim Jong Il dort geboren. Bis heute hat er den Titel «Leuchtender Stern vom Paektu-Berg» inne. 

Machtloses Parlament

Nun kandidiert Kim Jong Un für den Titel und er hat gute Chancen: Bei der ersten Parlamentswahl in seiner Amtszeit tritt in jedem der 687 Wahlkreise jeweils nur ein Kandidat an. Bei der letzten Wahl 2009 wurden nach offiziellen Angaben alle Bewerber mit 100 Prozent gewählt. Die Wahlbeteiligung lag offiziell bei 99,98 Prozent.

Ein Best of der Titel von Kim Jong Il: 
- «Dear Leader», «Brilliant Leader» und «Wise Leader» in den 70er Jahren
- «Der Leader, der eine perfekte Inkarnation der Erscheinung ist, wie sie ein Leader haben sollte» Mitte 80er Jahre zu speziellen Anlässen
- «Leitender Sonnenstrahl» seit den 80er Jahren
- «Geliebter Vater» und «Gewissen der Nation»
seit den 90er Jahren
- «Grosser General» und «Geliebter und respektierter General»
- «Die grosse Sonne des Lebens» seit 1999
- «Mastermind der Revolution» und «Leitender Stern des 21. Jahrhunderts»

Das Parlament des autoritär regierten Landes ist zudem praktisch machtlos. Üblicherweise wird die Volksversammlung zwei Mal im Jahr für ein bis zwei Tage einberufen, um Budgetvorlagen und Personalentscheidungen zu bestätigen.

Wahl dürfte veränderte Machtverhältnisse aufzeigen

Die Wahl im März könnte jedoch Hinweise auf die veränderten Machtverhältnisse in Pjöngjang liefern. Ende vergangenen Jahres war der einflussreiche Onkel Kim Jong Uns, Jang Song Thaek, wegen angeblicher Umsturzpläne hingerichtet worden.

Er war wie viele andere Mitglieder der nordkoreanischen Führung Mitglied der Volksversammlung. Die Neuwahl dürfte deshalb auch darüber Aufschluss geben, wer aus dem Machtapparat noch in Ungnade gefallen ist und daraufhin von den Kandidatenlisten gestrichen wurde. (rar/sda) 

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