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Sie wollten Routen für zahlende Bergsteiger präparieren: Mindestens 12 Sherpas sterben in Lawine 

Nach einem Lawinenabgang am Mount Everest werden zwölf Sherpas vermisst (Bild: Basislager im Mai 2011).
Nach einem Lawinenabgang am Mount Everest werden zwölf Sherpas vermisst (Bild: Basislager im Mai 2011).Bild: Reuters
Schlimmste Katastrophe am Mount Everest

Sie wollten Routen für zahlende Bergsteiger präparieren: Mindestens 12 Sherpas sterben in Lawine 

Beim bislang schlimmsten Unglück am höchsten Berg der Welt sind mindestens zwölf nepalesische Bergführer durch eine Lawine getötet worden. Sieben Sherpas wurden nach Behördenangaben gerettet. 
18.04.2014, 09:0318.04.2014, 15:17
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 «Wir haben zwölf Leichen im Schnee gefunden, wir wissen nicht, wie viele weitere noch darunter gefangen sind», sagte ein Vertreter des Tourismusministeriums in Kathmandu, Dipendra Paudel.

Rettungskräfte setzten mit Unterstützung von Helikoptern die Suche nach möglichen weiteren Verschütteten fort. Ein Vertreter der Rettungsorganisation Himalayan Rescue Association sagte, die Zahl der Toten könne auf 14 steigen. «Ich habe elf Leichen gesehen, die zum Basislager gebracht wurden, und drei weitere werden erwartet», sagte Lakpa Sherpa telefonisch vom Basislager des Everest aus.

Wetter war aussergewöhnlich gut

Das Unglück geschah gegen 06.45 Uhr (Ortszeit) im sogenannten Popcorn-Feld, das auf der Route zum tückischen Khumbu-Eisfall liegt zwischen dem Basislager und Camp 1. Bei strahlendem Sonnenschein hatte sich die nepalesische Gruppe aufgemacht, um eine Route zum Gipfel des Everest zu präparieren – denn Ende April beginnt die Bergsteiger-Saison im Himalaya.

Khmubu-Eisbruch.
Khmubu-Eisbruch.Bild: vaacuum/tumblr

Die Sherpas hatten Zelte, Seile und Lebensmittel dabei. Zwei der Todesopfer gehörten zur Agentur Himalaya Climbing Guides Nepal, wie deren Verantwortlicher Bhim Paudel sagte. «Als unsere Sherpas das Basislager verlassen haben, hat es nicht geschneit, das Wetter war aussergewöhnlich gut», sagte er.

Vor dem Lawinenabgang hätten dutzende Sherpas anderer Agenturen diesen gefährlichen Streckenabschnitt passiert. «Wir dachten, wir folgen ihnen, wir haben keine Warnung erhalten.»

Blinder Österreicher will aufs Dach der Welt

Auch Andy Holzer, blinder Extrembergsteiger aus Österreich, will in dieser Saison ebenfalls auf den höchsten Berg der Welt. Er befindet sich zurzeit in der Region. Eine Reporterin des NDR begleitet ihn.

Sie schrieb in ihr Tagebuch: «Wir sind heute Morgen von Helikoptern wach geworden. Sherpas sind beim Khumbu Icefall von einer Lawine erwischt worden. Seitdem läuft hier eine Rettungsaktion. Es gibt mehrere Tote. Viele Hubschrauber kreisen über uns, andere fliegen im Minutentakt mit Säcken über uns hinweg. Wir hören hier nachts immer wieder Lawinen, deshalb haben auch alle so viel Angst, durch den Icefall zu gehen. Das ist der Weg, den Andy und die anderen spätestens in zwei Wochen auch gehen werden.»

«Wir hören hier nachts immer wieder Lawinen, deshalb haben auch alle so viel Angst, durch den Icefall zu gehen.»
NDR-Reporterin Juliane Möcklinghoff über den Lawinenniedergang am Mount Everest

Der Unfall unterstreicht die Gefahr, denen die einheimischen Bergführer ausgesetzt sind, wenn sie sich vor Saison-Beginn zur Reparatur von Leitern und zum Befestigen von Seilen auf die mächtigen Berge begeben. 

Mehr als 300 Tote am höchsten Berg der Welt

Der Mount Everest ist mit 8848 Metern der höchste Berg der Welt. Jährlich versuchen hunderte Bergsteiger aus aller Welt den strapaziösen Aufstieg zum «Dach der Welt». Seit der Erstbesteigung durch Edmund Hillary und Tenzing Norgay 1953 kamen dabei bereits mehr als 300 Alpinisten ums Leben.

Laut der Expertin Elizabeth Hawley ist das Unglück vom Freitag die «schlimmste Katastrophe, die der Mount Everest je erlebt hat». 1996 waren acht Menschen in einem schweren Sturm ums Leben gekommen. Der schlimmste Bergsteiger-Unfall in ganz Nepal ereignete sich 1995, als 42 Menschen durch eine Lawine getötet wurden. 

Für diesen Sommer haben die örtlichen Behörden 734 Menschen eine Genehmigung für den Aufstieg auf den Everest ausgestellt, 400 davon sind Bergführer. Um den Andrang zu bewältigen und das Risiko zu verringern, beschlossen die Behörden, die Zahl der Seile an den Gletschern unterhalb des Gipfels zu verdoppeln. (egg/sda/afp)

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