Die Königsdisziplin des Alkoholrausches ist die «stete Flamme»: Ein erwünschter Alkoholpegel wird ohne grobe Abweichungen über eine möglichst lange Zeitspanne gehalten. Ob «erwünscht» kurz vor dem Erbrechen oder gleich nach dem ersten Bier ist, liegt im individuellen Ermessen.
Selbstverständlich gilt: Auch unter den älteren Semestern beherrschen nicht alle die stete Flamme. Doch das gilt für alle folgenden Punkte: Die Reife einer Person wird am Ende nicht von der Anzahl Kerzen auf dem Kuchen entschieden.
Gif Nr. 1, Leonardo DiCaprio als Jungspund: Sein Versuch, cool zu sein, wird zum Eigengoal.
Gif Nr. 2, Leonardo DiCaprio kurz vor seinem 40. Geburtstag: Sein Versuch, uncool zu sein, hat den gegenteiligen Effekt: Leo ist an Coolheit nicht zu überbieten.
Naja. Fast nicht zu überbieten.
Den Swag hat, wer sich mit einer Aura von Selbstvertrauen umgibt und diese locker zur Schau stellt. Der Swag ist eines der paradoxesten Konstrukte der jüngeren Zeit.
Der Ausdruck wurde bis vor wenigen Jahren ausschliesslich von jungen Menschen verwendet. Doch der Swag ist für den Jugendlichen, was das Nirvana für den Buddhisten ist: ein Ziel, stetig vor Augen, aber beinahe unmöglich zu erreichen.
Denn mit dem Swag verhält es sich wie mit der Coolness: Er ist nur denjenigen vorbehalten, die nicht verkrampft danach suchen und fortlaufend davon sprechen. Und das sind die älteren Semester.
Der hier abgebildete Alistair Overeem hat zwar bereits 30 Lenze erreicht, geistig befindet er sich aber noch im Vorschulalter. Wollen Sie Ihr geistiges Alter erfahren? Dann lesen Sie diesen Artikel zu Ende und spielen Sie dann dieses Quiz.
Die Ernsthaftigkeit der Jugend: Ihr verdanken wir zahlreiche Solidaritäts-Demos, in Bäume geritzte Liebesschwüre und Beleidigungen auf dem «CoD»-Server. Zum Glück weicht sie (bei den Vernünftigen) früher oder später einer bittersüssen Selbstironie.
Einem Menschen mit Selbstironie ist nichts peinlich. Glauben Sie mir, ich muss es wissen: Ich bin 37 Jahre alt, habe einen Master in Publizistik und verdiene mein Geld mit Listen-Journalismus.
Eingefleischte Fans eines Fussballvereins sind ignorant. Sie ignorieren, dass ihre Spieler, ihr Trainer, ihre Club-Führung – sämtliche Leute, welche das Kerngeschäft beeinflussen – bis auf die Knochen treulose Seelen sind. Trotzdem überschütten Fanboys ihren Club mit Liebe. Nur hoffnungslose Fälle und stürmische Jugendliche gehen auf einen so miesen Deal ein.
Die Konzentration auf einen Club ist aber auch dumm: Klopps Karacho, Wengers Tempo, Ronaldos Dynamik, Messis Aberwitz oder Hulks Ratlosigkeit: Es gibt so viele Dinge, die an diesem Spiel liebenswerter sind, als eine bestimmte Kombination von Farben auf einem Badge. Für diese Einsicht braucht es allerdings die Grösse, seinen Darling zu killen. Und das können viele 18-Jährige noch nicht.
Als 18-Jähriger hört man Tom Waits, als reifer Mann spürt man ihn. Dasselbe gilt – sorry Jungspunde – auch für Johnny Cash. Während man die gestandenen Herren als 18-Jähriger vor allem hört, um Jenni aus der 6B zu imponieren, kann man als Ü30er wenigstens im Ansatz die besungenen Storys nachvollziehen.
Mit 18 ist alles ein Testspiel: die Liebe, der Beruf, die Wohnsituation. Wenn etwas in die Hosen geht, erfindet man sich mit 18,2 Jahren halt einfach neu. Schnuppe.
Als Ü30er spielt man in der Champions League des Lebens. Jedes Eigentor wird gezählt, jeder Ausrutscher kann sowohl in der Liebe wie auch im Beruf wie auch in der Wohnsituation nachhaltige Folgen haben.
Was schrecklich tönt, ist in Tat und Wahrheit eine Erlösung. Denn welcher Fussballer sitzt während dem Ernstkampf schon gerne auf der Ersatzbank? Welcher Pilot sitzt lieber im Flugsimulator als im A330?
Es ist etwas Urmenschliches, sich im Ernstkampf beweisen zu wollen. Auch wenn dieser, bei genauerer Betrachtung, doch nicht ganz so ernst ist. Glauben Sie mir. Ich muss es wissen. Ich bin 37 Jahre alt und verdiene mein Geld mit Listenjournalismus.