Die ehemalige Schönheitskönigin und Neu-Schlagersängerin Linda Fäh (28) liebt die Show. Letzte Woche präsentierte sie sich ihren Fans nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf dem sozialen Netzwerk Instagram in einem selbst produzierten Clip aus ihrem Auto. Doch Fäh sass bei der Produktion nicht etwa auf dem Beifahrersitz oder hatte ein Kamerateam dabei: Während sie einhändig fuhr, filmte sie sich und kümmerte sich dabei auch noch gleich selber um die Musik. Besonders gefährlich: Um ihren Gefühlen beim Singen Ausdruck zu verleihen, fuhr die Ostschweizerin zweimal während der rund 50-sekündigen Show kurzzeitig sogar ohne das Steuerrad auch nur in einer Hand zu halten – und das einmal bei sichtlich hohem Tempo.
Von der Polizei wurde die schöne Blondine während ihrer Fahrt zu einem Auftritt ins Frutigland (BE) nicht gestoppt. Doch trotzdem droht Fäh nun eine Busse: «Es ist möglich, Widerhandlungen im Strassenverkehr gestützt auf vorhandenes Videomaterial nachträglich zu ahnden beziehungsweise an die zuständige Staatsanwaltschaft zu rapportieren.
Abklärungen bezüglich Tatort und der daraus resultierenden Zuständigkeit wurden im vorliegenden Fall nun eingeleitet», sagt Jolanda Egger, Mediensprecherin der Kantonspolizei Bern. «Vom Gesetz her sind sämtliche Verkehrsteilnehmer dazu verpflichtet, sich dem Geschehen auf der Strasse zuzuwenden und sich so zu verhalten, dass sie andere in der ordnungsgemässen Benützung der Strasse weder behindern noch gefährden. Bezogen auf den vorliegenden Fall weisen wir darauf hin, dass sich insbesondere Personen des öffentlichen Lebens ihrer Vorbildfunktion bewusst sein sollten.»
Auch bei RoadCross, der nationalen Stiftung für Verkehrssicherheit, hat man kein Verständnis für Linda Fähs Selfie-Aktion: «Als schweizweit prominente Person ist sie ja auch in einer Vorbildfunktion, und daher finde ich es besonders unklug», sagt Geschäftsführerin Valesca Zaugg. Vor allem wenn man bedenke, was durch diese enorme Ablenkung hätte passieren können. «Es lohnt sich doch nicht, für einen solchen Film sogar Menschenleben zu riskieren – damit gefährdet die Lenkerin nicht nur sich selber, sondern alle, die gleichzeitig auf der Strasse sind.»
Gemäss aktuellen Studien seien junge Erwachsene deutlich mehr mit Handy am Steuer und daher auch viel mehr in Unfälle verwickelt. Valesca Zaugg: «Alkohol am Steuer ist sozial geächtet, doch leider ist das beim Handygebrauch noch nicht so. Es ist irgendwie akzeptiert. Das muss sich ändern.»
Linda Fäh hat das Video gestern Samstag gelöscht und bereut die Aktion: «Die gute Laune und das schöne Wetter haben mich wohl zu dieser Aktion verleitet. Ich bin sonst eine geübte, aber eher vorsichtige Fahrerin und frage mich jetzt selber, wenn ich das Video anschaue, was ich mir dabei gedacht habe. An alle Fans: Nicht nachmachen, ich werde es auch nicht mehr tun.»
Letzten Herbst hatte der Schweizer Fussballnati-Spieler Xherdan Shaqiri wie Linda Fäh ein Selfie-Video während der Autofahrt gedreht und dieses auf Instagram gepostet. Nach Kritik der Organisation RoadCross, die sich für Verkehrsopfer einsetzt, zeigte sich der Sportler sofort einsichtig und nahm den Film vom Netz. Doch vor einigen Tagen hat Shaqiri erneut ein Selfie von sich am Steuer gepostet. Sein Sprecher behauptet, das Foto sei nicht während der Fahrt aufgenommen worden. «Es entstand nach der Ausfahrt aus der Tiefgarage.» Obs stimmt? Die verzerrten Bäume im Hintergrund des Bilds lassen an dieser Darstellung doch einige Zweifel aufkommen.
Mitarbeit: Benjamin Weinmann