Wenn Schlagersänger Heino demnächst nach Ischgl reist, hat er eine andere Mission, als eine Après-Ski-Party auf Touren zu bringen. Stattdessen soll der deutsche Casting-Tanker «Deutschland sucht den Superstar» («DSDS») wieder in Fahrt kommen.
Der 76-jährige Heino sowie der Auftritt im Schnee sind Teil der Erneuerungskur, die RTL seinem einstigen Quoten-Primus zum Start der zwölften Staffel am Mittwoch verpasst hat. Vieles wird es weiterhin geben: Ein Vorsingen vor der Jury, in der neben Heino, dem ewigen Dieter Bohlen und Sängerin Mandy Capristo diesmal mit DJ Antoine («Welcome To St. Tropez») auch ein Schweizer sitzt.
Einen «Recall» im Ausland. Einen Plattenvertrag für den Sieger. Und doch hat RTL vielleicht so viel an der Show verändert wie noch nie zuvor. Vor allem der Abschied von den grossen Live-Sendungen aus dem imposanten Kölner Studio fällt auf. Stattdessen werden die besten zehn Kandidaten «on Tour» geschickt, zum Auftakt geht es am 11. April vor Skitouristen auf die Idalp in Ischgl. Nur drei dieser Tour-Shows soll es vor dem Finale geben. RTL strahlt sie als Aufzeichnungen aus.
Als «DSDS» 2002 erstmals über die Bildschirme flimmerte, war es das ganz grosse Ding – «die Mutter aller Castingshows», wie sie RTL heute nennt. Das Finale sahen laut Sender bis zu 15 Millionen Zuschauer. Bei der vergangenen Staffel waren es im Schnitt gut vier Millionen pro Folge. Das ist immer noch ein ordentlicher Wert, aber eben deutlich weniger als zur Casting-Boomzeit.
Ein grosses Gesprächsthema jenseits des RTL-Kosmos war «DSDS» lange nicht mehr. Immerhin: Mit Luca Hänni und Beatrice Egli verzeichnete die Sendung 2012 und 2013 zwei Schweizer Sieger, die seit der Show kommerziell sehr erfolgreich sind.
Der Sender hatte bereits vor dem Finale der vergangenen Staffel, die eine gewisse Aneta Sablik gewan, angekündigt, «DSDS» überarbeiten zu wollen. «Wir sehen, dass die vorproduzierten Casting-Folgen besser abschneiden als die Live-Shows», bemerkte damals RTL-Geschäftsführer Frank Hoffmann in der Fachzeitschrift «Werben & Verkaufen». Dementsprechend haben sich nun die Schwerpunkte verschoben.
RTL ist nicht der einzige Sender, der nach Aufputschern gegen die gefühlte Casting-Müdigkeit sucht. Einzig «The Voice of Germany» konnte sich in den vergangenen Jahren wirklich etablieren. Vor allem vermeintlich innovative Formate mit App-Unterstützung waren Flops. Auf ProSieben entpuppte sich «Keep Your Light Shining» als Reinfall. RTL verkürzte seine einstige Hoffnung «Rising Star» von zehn auf sieben Ausgaben.
(sda/phi)