Beginnen wollen wir mit Sophia Loren, einfach weil sie am 20. September Geburtstag hat und Brigitte Bardot erst acht Tage später.
Sie ist berühmt dafür, sich ihre blendende Figur vor allem mit Pasta zu erhalten. Jedenfalls erzählt Loren das so. Angefangen hat sie ihre Karriere allerdings mit knurrendem Magen: Ihr Vater hatte ihre Mutter nie geheiratet, und direkt nach dem Krieg verdienten sich ihre Grossmutter, ihre Mutter und die Kinder ihr Leben damit, einen Pub im Wohnzimmer zu führen, wo sie selbstgemachten Likör verkauften. Mit 14 wurde sie Zweite an der Wahl zur Miss Rom und nahm danach Schauspielunterricht.
Sobald die Filmjobs kamen – unzählige Statistenrollen in Streifen wie Quo Vadis? –, arbeitete Loren so viel wie irgendwie möglich, um ihrer Mutter das Leben zu erleichtern. Nach der Arbeit ging sie jeweils nach Hause und kochte Pasta. In den 22 Jahre älteren Filmregisseur Carlo Ponti verliebte sie sich bereits mit 15, die beiden blieben bis zu seinem Tod 2007 zusammen.
Mit der Schweiz fühlten sich Sophia Loren und ihr Mann über Jahre innig verbunden. Und zur Jahreswende 1968/69 lieferten sie aus der Schweiz sogar das grösste Ereignis der Filmwelt: Sophia Loren bringt am 29. Dezember 1968 in einer Genfer Klinik Carlo Ponti Junior zur Welt. Zehn Jahre lang haben sie und ihr Mann Carlo Ponti vergeblich versucht, ein Kind zu bekommen, erst der Genfer Fruchtbarkeitsprofessor Hubert de Wattville löste das Problem.
Im ersten Rausch der Vaterschaftshormone verspricht Carlo Ponti, in Genf drei Häuser zu kaufen und eine riesige Fruchtbarkeitsklinik zu gründen. Im Lauf des Jahres 1969 erwischen Schweizer Paparazzi mehrere prominente Damen bei Besuchen von Hubert de Wattvilles Praxis, darunter Soraya, die traurige persische Kaiserin (die übrigens bei Gunter Sachs eine der vielen Vorgängerinnen der Bardot werden sollte). Der letzte Schah hat sich 1958 von ihr scheiden lassen, weil sie ihm keinen Thronfolger schenkte. Soraya bleibt trotz Hubert de Wattville für immer kinderlos.
Keine verkörperte so prototypisch wie sie die schöne, sinnliche, aber auch strenge Italienerin wie Sophia Loren. In über 100 Filmen hat sie bis heute gespielt, 1962 gewann sie ihren ersten Oscar als beste Hauptdarstellerin für das Kriegsdrama «La ciociara» von Vittorio de Sica, 1991 den zweiten für ihr Lebenswerk. Zu Ende war dieses Werk da allerdings noch lange nicht, 1994 drehte sie zum Beispiel für Robert Altman die vergnügte Persiflage auf den Pariser Modezirkus mit ihrem Lieblingspartner Marcello Mastroianni an ihrer Seite.
2007 zog sich Sophia Loren zum bisher letzten Mal für den italienischen Pirelli-Kalender aus. Sie brachte auch ihre Nichte Alessandra Mussolini (Sophia Lorens Schwester heiratete einen Sohn von Roberto Mussolini) dazu, sich für den «Playboy» auszuziehen. Alessandra Mussolini ist eine neofaschistische Politikerin und Schauspielerin.
Sophia Loren, die mit ihrer Familie Wohnsitze in Paris und am Genfer See besitzt, eine Ranch in Kalifornien, ein Chalet im schweizerischen Bürgenstock, einen Palazzo in Rom und eine Wohnung im Trump World Tower von New York, sagt über sich: «Ich habe keinen einzigen männlichen Knochen in meinem Körper», und träumte zu ihrem 70. von Robert Redford und Sean Connery. Vielleicht schenkt ihr ja einer der beiden Blumen zum 80.
Eines der grossen Bonmots der Bardot lautet so: «Es gibt nichts Unerotischeres, als vor der Kamera Liebe zu machen. Es ist, als ob man versucht, mit einem Polizisten Liebe zu machen, der den Verkehr auf der Place de la Concorde regelt.» Auf ihre Bewunderer machte sie einen ganz andern Eindruck. Als Kirk Douglas ihr zum ersten Mal begegnete, bot sie ihm einen «Anblick, an den ich mich noch lang erinnern werde, wenn mein Augenlicht mich verlassen hat».
Brigitte Bardot war in den 50ern die Marilyn Monroe der Côte d'Azur. Schön, sinnlich, zügellos und immer gerne nackt. Und dies erst noch im Namen der Nouvelle Vague, der bis heute intellektuellsten Strömung des europäischen Kinos. Sie drehte mit Jean-Luc Godard «Le Mépris» und mit ihrem ersten Gatten Roger Vadim «Et Dieu créa la femme». Der Film über eine liebessüchtige 18-jährige Vollwaise machte nicht nur sie, sondern auch das Fischerdorf Saint-Tropez zum Kult.
Die blonde Sirene war die grösste Trophäe, die sich der Playboy, Fotograf, Bobfahrer, Millionenerbe und spätere Wahl-Gstaader Gunter Sachs jemals sichern konnte. Die beiden zelebrierten einen exzessiven, dekadenten und mit Macht antibourgeoisen Lebensstil. Im Juli 1966 fliegen die beiden unter falschem Namen in einem Learjet der Kennedys nach Las Vegas und heiraten. Im Oktober 1969 lassen sie sich scheiden.
Auch die Mode wurde durch Brigitte Bardot geprägt: Ballerinas, Bustier und die Bardot Jeans (unten schmal und etwas länger als eine Dreiviertel-Hose), also der sexy Freizeit-Look von Saint-Tropez, waren ihr Markenzeichen.
Andy Warhol nannte die Ikone des Schmollmunds «eine der ersten wirklich modernen Frauen», weil sie «Männer wie Liebesobjekte» behandelte. Doch so unkonventionell Brigitte Bardot in jungen Jahren war, so konservativ wurde sie im Alter. Ab 1973 zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück und verwandelte sich zunehmend in die grösste Verächterin eines Freiheitsdenkens, dessen Gallionsfigur sie einst gewesen war. Heute unterstützt sie den Rechtspopulisten Jean-Marie Le Pen.
Nur die Sache mit dem radikalen Tierschutz, die trägt die Bardot schon seit jungen Jahren im Herzen. Mit 22 rettet sie ihren ersten Esel. Mit 28 zeigen ihr Tierschutzaktivisten Fotos aus den Schlachthäusern von La Vilette. Brigitte Bardot wird sofort zur Vegetarierin und Tierschützerin. Zu ihrem 75. liess sie ausrichten, dass Frankreichs schönster Mund jetzt nur noch Hunde küsse. Zu ihrem 80. wird sich daran ziemlich sicher auch nichts ändern.