Der typische britische Auftragskiller ist 38, männlich und ungeübt in seinem Metier. Zu diesem Ergebnis kamen britische Forscher der Universität Birmingham auf der Grundlage von Zeitungsartikeln, Gerichtsaufzeichnungen und Interviews mit ehemaligen Straftätern. In der Februarausgabe des «Howard Journal of Criminal Justice» präsentieren sie ihre Studie: Sie untersuchten 27 Auftragsmorde, in die 36 Killer involviert waren und insgesamt 35 Personen ums Leben kamen.
So töten Auftragskiller wirklich:
Aus der britischen Studie geht hervor: Von 36 Killer wurden 32 gleich nach ihrem ersten Mord von der Polizei geschnappt. Heute sitzen 27 von ihnen lebenslänglich hinter Gittern.
Obwohl folgender Fakt sich statistisch nicht abschliessend erhärten lässt, möchten die Forscher ihn betont haben: Die meisten der untersuchten Morde fanden an Dienstagen und in den Monaten März, Mai und Juli statt.
Von den 35 Mordopfern in England wurden 25 erschossen. Von den restlichen wurden drei erstochen, fünf erschlagen und zwei wurden erwürgt. Nur Amateure versuchten sich mit dem Messer.
Durchschnittlich erhielten die britischen Auftragskiller rund 22'500 Franken für ihre Aufträge. Der jüngste Killer war gerade mal 15 Jahre alt, als er 2010 für 200 Pfund einen 26-Jährigen tötete. Der junge Santre Sanchez Gayle wäre wohl nicht gefasst worden, hätte er nicht bei seinen Freunden mit dem Mord geprahlt.
Echte Auftragskiller töten nicht etwa die ärgsten Feinde der Menschheit, sondern Geschäftsrivalen, Ehepartner, die im Scheidungsprozess zu viel fordern, jemanden, den man irrtümlich für jemand anderen gehalten hat, oder Mitglieder einer feindlichen Gang.
Weder in verschlossenen Bürokomplexen, noch in verrauchten Cabarets oder unterirdischen Pokerzimmern wird getötet, sondern mitten auf dem Trottoir, wenn die Zielpersonen gerade ihren Hund spazieren führen oder einkaufen gehen. Die Autoren haben herausgefunden, dass in vielen Fällen Killer und Opfer im selben Ort oder Stadtteil lebten.
Der beste Fall eines dilettantischen Killers aus der englischen Studie ist Orville Wright. Der 26-Jährige sollte 1996 für 5000 Pfund die 36-Jährige Theresa Pitkin töten. Nachdem er in ihre Wohnung eingebrochen war und mit ihr gesprochen hatte, entschied er, dass er diesen Auftrag unmöglich erfüllen kann. Er sass denn auch nur 2.5 Jahre.
Ebenfalls etwas unbeholfen stellten sich die beiden Jung-Killer Richard Austin und Carlton Alveranga an, die nur widerwillig das Pub betraten, in dem ihre beiden Opfer sassen. Sie liessen sich nach fünf Schüssen entwaffnen und wurden von den Pub-Besuchern erschossen.
John Child war der aktivste britische Auftragskiller. Und wohl der unehrenhafteste. Im November 1975 verabredete er sich mit seinem dritten Opfer vor einer Fabrik in London. Der ahnungslose George Brett nahm seinen 10-jährigen Sohn Terry mit. Childs erschoss beide. Sechs Morde gingen auf sein Konto.
Unter den 36 Killern befand sich nur eine Frau. Paradox: Die 27-Jährige Te Rangimaria Ngarimu tötete den Dachdecker Graham Woodhatch verkleidet als Mann.