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Girls, Trucks und Sonnenuntergänge – Pop-Country zum Kotzen

Bro-Country Erfolgsduo Florida Georgia Line. Mit Truck. Wir ersparen Ihnen mal ihre Visagen.Bild: Parade
Oliver Baroni
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Polemik

Girls, Trucks und Sonnenuntergänge – Pop-Country zum Kotzen

02.06.2014, 07:1623.06.2014, 13:51

Luft anhalten ... und los!

Ja, das Video ist ein paar Monate alt (Dezember 2013, alt aber gut). Aber, verdammt, wo ist Johnny Cash, wenn man ihn braucht?Video: YouTube/Grady Smith

Hört man die erfolgreichsten Country-Hits des letzten Jahres an, bekommt man gratis eine Anleitung mitgeliefert, wie aus den fantasielosesten, ältesten und schlichtweg doofsten Klischees, die der Route-66-Katalog vom Reisebüro hergibt, ein Country-Top-Hit zu basteln ist.

Ganz simpel: Man singt von Trucks, ... 

... die man mit Vorliebe auf alten Landstrassen spazieren fährt. 

Dann lädt man ein Girl ein, in seinen Truck einzusteigen. 

Allerdings: Nur Girls mit hautengen Jeans. 

Mit dem Girl und dem Truck gehts dann zum nächstgelegenen Flussufer ... 

... wo Sonnenuntergang und Mondschein für eine krass romantische Stimmung sorgen. 

Es ist immer etwas Alkohol (alias «das gute Zeugs») dabei, um die Stimmung aufzulockern. 

Und wenn das alles trotzdem nichts nützt, kann man sein Girl einfach mal «Girl» rufen, und dann hat man sie auf sicher. 

Und das, liebe Kinder, nennt man Bro-Country, die Ausgeburt eines Genres, das krampfhaft versucht, beim jungen Publikum gleichermassen cool wie HipHop rüberzukommen.  

Wäh. 

Die eigentliche Tragik ist, dass Country – wenn gut gemacht – die grossartigste Musik der Welt sein kann. Sie spricht von den Abgründen der Menschen, von Familientragödien, Tod, Scheidung, Alkoholismus, Naturkatastrophen, Justizirrtümern und Schwarzbrennereien. Das Genre darf auf eine Geschichte von legendären Songwritern und Performern zurückblicken, von Outlaws, von unbequemen Zeitgenossen. Und: Immer wieder bewiesen Megastars wie Dolly Parton oder Emmylou Harris, dass Authentizität und kommerzieller Erfolg sich nicht gegenseitig ausschliessen müssen. 

Es ist Zeit. 

Es ist Zeit, Hank Williams III. zu zitieren. 

Hank 3 ist der Enkel von Hank Williams, der grössten Countrylegende schlechthin, der im zarten Alter von 29 blutüberströmt auf dem Rücksitz seines weissen Cadillacs gefunden wurde, irgendwo auf einer Strasse in West Virginia. Hank 3 also sagt:

«It’s time to put the dick in Dixie 
and the cunt back in Country.»
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