Moderator Dominik vom Swissmilk-Podcast hat mit einem vom Fach gesprochen: Dr. Bastian Willenborg ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Hier gibts einen kleinen Auszug aus dem Interview. Unser Tipp für alle, die unterwegs 43 Minuten Zeit haben: Hört euch doch das ganze spannende Interview als Podcast an:
Bastian, manchmal komme ich nach Hause und muss erst mal von meinem «Notfallkäse» naschen oder auch Schoggi, weil ich das Gefühl habe, das macht mich glücklich. Ist das wahr – können Käse oder Schoggi glücklich machen?
Es gibt bestimmte Nahrungsmittel, Schokolade gehört dazu, die die Stressachsen runterfahren lassen – «Comfort Food». Für viele ist es Schokolade, für andere Chips, Pommes und Currywurst …
Also dieser «Comfort Food» kann wirklich einen Einfluss auf die Psyche haben?
Das Doofe ist, dass es nur kurzfristig ganz gut hilft. Wenn man jeden Tag diverse Schokoriegel oder Ähnliches zu sich nimmt, erhöht sich mit den Risikofaktoren Typ-2-Diabetes, Übergewicht etc. auch das Risiko für psychische Erkrankungen. Ist also alles eine Frage des Masses.
Man hört ja immer wieder: Eine ausgewogene Ernährung sei der Schlüssel. Wie genau definierst du eine «ausgewogene Ernährung»?
Üblich ist leider, dass wir zu viel Fleisch essen. An was man sich gut halten kann, ist die Ernährungspyramide. Es gibt eine Basis von Dingen, die man essen soll: Das sind Getreideprodukte, Obst, Gemüse – Beeren sind die Wucht, die sind supergesund. Dann kommen Milchprodukte, Käseprodukte, Fisch. Wir sagen ja: 2- bis 3-mal Fisch pro Woche, das hängt mit den guten Fetten zusammen, den Omega-3-Fetten. Bei Milch und Milchprodukten sind bis zu drei Portionen am Tag empfohlen. Was klar ist: Man soll mehr Milch trinken und Milchprodukte essen als Fleisch.
Reicht es denn, nur nach dem Vorbild der Ernährungspyramide zu essen?
Ich würde erst mal sagen: ja. Das bedeutet für die allermeisten weniger Fleisch, mehr Obst und Gemüse, dazu kommt Bewegung. Wenn man dann noch «Superfoods», die besonders günstige Pflanzenstoffe und andere Stoffe enthalten, einbaut, dann macht man eigentlich alles richtig. Walnüsse gehören z. B. dazu.
Wie ist das denn so mit Gelüsten, z. B. nach Zucker, sollte ich die ignorieren?
Auf alle Fälle. Zucker kann bestimmte Krankheiten mitbedingen, da spielen z. B. Entzündungsprozesse eine Rolle. Und trotzdem ist der Körper drauf geprimed: Zucker ist richtig gut. Das ist ein Suchtding.
Zucker schüttet ja Dopamin aus, oder? Das macht uns ja AUCH glücklich. Ist aber nicht so nachhaltig …
Genau. Macht Kokain auch, würden wir aber auch nicht täglich empfehlen.
(lacht) Stimmt. Welche Art von Essen empfiehlst du, Bastian? Was lässt uns wirklich gut fühlen, ganz konkret?
Es gab vor ein paar Jahren eine Studie von einer Arbeitsgruppe aus Australien zu einer Ernährungsumstellung von depressiven Patienten, die sogenannte «ModiMed diet». Im Grossen und Ganzen ist es das, was wir hier mit der «Mediterranen Diät» verbinden würden. Das heisst: viele Vollkornprodukte, viele Ballaststoffe, wenig Einfachzucker, viel Gemüse (eine Tomate am Tag wird empfohlen!) und Obst, Milchprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte, mageres rohes Fleisch, Fisch zweimal die Woche, Eier, auch mehr als in der Ernährungspyramide angegeben, nämlich bis zu sechs Eier pro Woche, und dann hochwertige Öle mit Omega-3-Fetten, mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren, z. B. Olivenöl. Das würde man aus psychiatrischer Sicht empfehlen. Und die Empfehlungen sind ja recht grob, also da findet jeder etwas, was er essen kann. Zusammengefasst: wenig Fleisch, ganz wenig Alkohol, gute Fette, viele Vollkornprodukte. Baumnüsse sind z. B. die Wucht – total günstiges Fettprofil, die sind wirklich gesund.
Und das soll man dann zwischendurch essen, immer mal wieder ins Menü mixen oder nur noch das?
«Nur noch das» ist immer falsch. Ernährung ist was Langfristiges. Wenn man den Wunsch hat, sich gesund zu ernähren, und z. B. sagt: Ich kaufe mir jetzt kein Weissbrot mehr, sondern nehme Vollkornbrot und achte darauf, dass ich das Joghurt ungesüsst nehme und packe mir Beeren und Walnüsse rein, dann ist das schon mal super. Natürlich darfst du dann trotzdem mal am Wochenende dein Croissant mit Butter und Marmelade essen. Jeden Tag würde ich es halt nicht tun, es ist immer eine Frage der Dosis.