bild: ascona locarno
Jeden Samstag musste Alexandra Fitz mit ihrer fast 80-jährigen Mutter nach Ascona fahren. Das sind ja vom Rheintal nur etwas über zwei Stunden. Ein Einblick in eine ganz persönliche Tessin-Story ...
Jeden Samstag. Keine Widerrede. Jeden Samstag musste man mit der fast 80-jährigen Mutter nach Ascona fahren. Das sind ja vom Rheintal nur etwas über zwei Stunden. Diese Strecke musste man aber am selben Tag wieder zurück. Aber was tut man nicht alles für die Familie. Schliesslich liebte die Mutter das Dorf am Lago Maggiore.
Ein Blick über die Piazza, einen Spaziergang an der Seepromenade und ein feiner zMittag in einem der Restaurants: und Mutter war glücklich. Hier in Ascona, der Perle am Lago Maggiore, im ehemaligen Fischerdorf das mit den bunt gestrichenen Häusern Alt und Jung, Schweizer und Weithergereiste entzückt. Der Deutschschweizer schätzt das nahe Sonnenparadies, und ist stolz – diesen Vergleich darf man machen – auf das Saint-Tropez der Schweiz. Ausländer sind überwältigt von diesem Stück Schweiz all’italiana.
bild: ascona locarno
Es
sind die Palmen, der See und die hügeligen Landschaften rundherum, die diesem
Ort ein mediterranes Flair einhauchen. Egal von wo man kommt: In Ascona
angekommen fühlt man sich weit weg vom Alltag. Und das nach nur zwei bis vier
Stunden Autofahrt aus der Deutschschweiz.
Italienische Lebensart steigt hier mit den Schweizer Standards ins Bett. Dazu passt auch der Kommentar eines Deutschen Besuchers, der das erste Mal ins Tessin reist:
Ja, diese Palmen – sie verraten den Süden. Ascona ist nicht nur mediterran, sondern mit seinen 5-Sterne Hotels auch mondän. Das Eden Roc liegt in der sonnigen Bucht und lockt Promis aus aller Welt an. Die Gäste sonnen am Privatstrand und legen mit dem eigenen Boot an. Man sieht bis zu den Brissago-Inseln, die von oben betrachtet maledivisch wirken. Dieses Klima tut nicht nur uns Menschen, sondern auch den exotischen Pflanzen gut. 1700 Pflanzenarten vom Mittelmeerraum, den Subtropen Asiens, Südafrikas, Amerikas und Ozeaniens gedeihen im botanischen Garten der Inseln.
Das
Eden Roc in der Via Albarelle hat aber auch ein Stück Geschichte zu bieten. «La
Casetta», ein kleines Häuschen mitten im Garten des Anwesens, ist nicht nur ein
Restaurant, auf dessen Veranda man an warmen Tagen gegrillten Fisch essen kann.
Das Seehaus hat Geschichte. Hier verhandelten Nazi-Besatzer und Alliierte – bis
zum Abschluss. Eine Bronzetafel erinnert an die Verhandlungen vom März 1945.
bild: ascona locarno
In
eine frühere Zeit versetzt fühlt man sich auch im Dorf selbst. Ein Netz an
kleinen Gässchen und Strässchen mit Kunstgalerien, Beizen und Boutiquen
durchzieht Asconas Kern. Die Spuren der Künstler, die das Dorf bewohnt haben,
sind allgegenwärtig. Schlendern, abbiegen, staunen, weiterflanieren. An jeder
Ecke lauert ein weiterer zauberhafter Winkel oder ein märchenhafter Innenhof.
So wie das Collegio Papio mit seinem Hof im lombardischen Stil. Früher wurden
hier Mönche ausgebildet, heute Tessiner Schüler.
Biegt
man von der Einkaufsstrasse Via Borgo links hoch, spaziert man zum Monte
Verità. Der Berg der Wahrheit, so nennt man den Hügel oberhalb Asconas. Hier
kommt auch die Wahrheit zum Vorschein, wer fit ist und wer nicht. Nach 500
Stufen vergisst man zu zählen. Die am Hang gelegenen in allen Farben blühenden
Gärten lenken ohnehin ab. Wer Ascona besucht, sollte dieses Fleckchen Natur
aufsuchen, um auf den glitzernden See und den Kirchturm Santi Pietro und Paolo
zu blicken, der zwischen den bunten Häuschen hervorragt.
Mit
der Ansiedlung einer Lebenskünstler- und Vegetarierkolonie zu Beginn des 20.
Jahrhunderts wurde der Mythos des Monte Verità begründet. Der Hügel wurde zum
geistigen Zentrum für Intellektuelle. Revolutionäre, Philosophen und Maler –
der Monte Verità zog sie magisch an. Heute befinden sich ein Kongress- und
Kulturzentrum auf dem Gelände sowie ein Teehaus, wo Besucher die japanische
Teekultur und Teezeremonie kennenlernen können. Aber vor allem steht der Hügel
für einen tollen Blick über den Lago Maggiore.
Den
hat man auch in Locarno. In die Nachbarsstadt Asconas fährt man über die
Maggia, die in den See mündet. Die Stadt liegt am Nordufer des Lago Maggiore.
Das Wahrzeichen liegt aber in Orselino, oberhalb der Stadt. Romantisch und bequem
zugleich ist die blaue Standseilbahn, die dem Bach Ramogna folgt. In dem
kleinen Bähnlein fährt man zur Wallfahrtskirche Madonna del Sasso hoch, die auf
einem spektakulären Felssporn thront. Kein Wunder ist sie die berühmteste der
italienischen Schweiz. Zur Wallfahrtsstätte gehört neben der Kirche Mariä
Himmelfahrt, Madonna del Sasso genannt, das Kloster mit einem kleinen Museum.
Von dort oben blickt man auf den Sese und das Frei- und Strandbad Lido. Eine
wahre Oase für alle, die Sport, Spass und Wellness rund um das Thema Wasser
lieben. Ein 600-Meter langer Sandstrand auf dem Maggia-Delta lockt im Sommer –
doch das Lido di Locarno ist das ganze Jahr über, bei jedem Wetter, geöffnet.
Über
die Via Crucis (Kreuzweg) läuft man an geschmückten Kreuzwegkapellen hinunter
in die Stadt. Das leichte Zucken in den Waden am nächsten Tag erinnert daran,
dass man sich in der Natur für die Kultur bewegt hat.
bild: ascona locarno
In
Locarno selbst ist Bummeln die einzige Fortbewegungsmethode. Die Stadt gilt
als wärmste Stadt der Schweiz und als die nördlichste Ortschaft mit
mediterranem Klima an einem See. So bestimmen Palmen, Zypressen und
Zitronenbäume das Stadtbild. Bei so viel südlichem Flair und
Bella-Italia-Feeling ist Pasta Pflicht gegen den Hunger. In der Via Bossi in
der Altstadt führt eine unscheinbare Tür in die Locanda Ticinese. Dort bietet
das Mittagsmenu etwa Ravioli alla Florentina mit Butter und Salbei oder
Orecchiette mit Tomaten, Auberginen und Zucchini. Dazu ein Glas Merlot
aus dem Tessin. Wer kann, noch ein Tiramisu im Glas. So schnell ist der Mensch
glücklich und zufrieden.
Und
zum Glück enden alle Gassen, die durch die Altstadt ziehen auf dem Piazza
Grande. Das «Wohnzimmer» der Stadt sozusagen. Die Piazza Grande ist mit ihren
Arkaden einer der grössten und bekanntesten Stadtplätze der Schweiz. Musik- und
Filmfestival – auf der Piazza Grande ist immer etwas los. Das Herz der Stadt.
Wenn man dann im Restaurant Gran Café Verbano draussen im Sonnenschein einen
Espresso geniesst, denkt man sich: Tessin, immer wieder.