Einmal einfach nur abschalten. Verschwinden von der digitalen Bildfläche und eintauchen in die einfache Welt des Daseins ohne «online» zu sein. Für viele heute ein unbekanntes Terrain, aber eine erholsame Vorstellung. Mit dem «Digital Detox Trend» hat die sogenannte digitale Entgiftung nach Amerika längst auch Europa erreicht. Die Bewegung versteht sich als Bruch gegen die ständige Erreichbarkeit. Digital-Detox-Apps sind kein neues Phänomen und sollen dem Menschen dazu verhelfen, seine Handy-Nutzdauer einzudämmen. Im Internet werden Digital-Detox-Lager angeboten – der Ideenreichtum kennt keine Grenzen.
Die Reisesuchmaschine kayak.ch hat die 100 beliebtesten Reiseziele der Schweizer unter die Lupe genommen. Dabei analysierte das Onlineportal, an welchen Destinationen Reisende am ehesten für ein paar Tage der digitalen Welt entfliehen können. Wo gibt es am meisten Hotels ohne Wifi-Ausstattung?
Nirgendwo ist es einfacher, einen digitalen Detox zu erfahren als in Havanna. In der kubanischen Metropole, mitten in der Karibik, bieten ganze 98 Prozent aller Hotels kein Wifi an. Dies ist ein absoluter Spitzenwert. Gefolgt wird Havanna von weiteren «exotischen» Destinationen: In Nassau, Manila und Seoul verfügt rund ein Drittel der Hotels keinen kabellosen Internetanschluss. Chinas Hauptstadt Peking figuriert mit einer 24 Prozent-Quote auf Rang fünf.
Schwieriger ist es dagegen, sich in Oslo von der digitalen Welt auszuklinken. In der norwegischen Hauptstadt ist es eine echte Herausforderung, ein Hotel ohne WiFi aufzufinden. Bloss zwei Prozent aller online buchbaren Unterkünfte bieten kein Internet an. Ähnliche Werte verzeichnen beliebte Top-Reisedestinationen wie Wien und die südeuropäischen Anziehungspunkte Malaga, Lissabon und Barcelona.
Ein Blick in die Schweiz zeigt: Auch hierzulande ist es schwierig, der digitalen Sucht zu entfliehen. Selbst die vermeintlich abgelegenen Alpen wurden von der Internet-Welle erreicht. Bis 2015 wurden 90 von 150 SAC-Hütten mit WiFi ausgestattet. Und dies entgegen dem Willen des Schweizerischen Alpenklubs, der Grundauftrag wurde vom Bund vorgeschrieben.
Den Alltagsstress hinter sich zu lassen, sei doch gerade das Wunderbare in den Bergen, meinte damals Hütten-Vermarkter Bruno Lüthi. Trotzdem bleiben die Alpen wohl der beste Zufluchtsort vor der digitalen Erreichbarkeit. Vielerorts im Gebirge ist der Handyempfang verhältnismässig schlecht oder nicht gegeben.
Wer wirklich einmal vom digitalen Trubel Abstand nehmen will, der wird sein Glück irgendwo im Nirgendwo auf der Welt finden. Abseits der beliebtesten Destinationen von Schweizerinnen und Schweizern gibt es auf unserem Planeten noch reichlich abgelegene Flecken, die von der digitalen Revolution noch unberührt geblieben sind. Alternativ bietet sich die Möglichkeit, digitale Geräte mal einfach zurückzulassen. So überwinden wir uns selbst am besten. (yas) (aargauerzeitung.ch)