Die Moskauer Polizei hat gegen die vier Aktivisten vom WM-Finale vergleichsweise hohe Verwaltungsstrafen beantragt. Ihnen werde vorgeworfen, gegen die Vorschriften für Zuschauer bei Sportveranstaltungen verstossen und sich unrechtmässig Uniformen beschafft zu haben.
Dies meldete die Agentur Interfax am späten Sonntagabend. Die Höchststrafe für den Verstoss gegen die Regeln für Zuschauer liegt demnach bei einer Geldstrafe von 200'000 Rubel (etwa 3000 Franken) oder 160 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Für das Beschaffen einer Uniform beträgt die Strafe dem Bericht zufolge zwischen 1000 und 1500 Rubel.
Vier Flitzer beim #wmfinale: Das steckt hinter der Aktion #WM2018 #FRACRO #frankreich #kroatien #WMhttps://t.co/UiTY82Qutr pic.twitter.com/OYSGXO3hdI
— nordbayern.de (@nordbayern) 15. Juli 2018
Vier sogenannte Flitzer hatten beim Finale der Fussball-WM zwischen Frankreich und Kroatien am Sonntagabend für eine kurze Unterbrechung gesorgt, als sie in Uniformen russischer Polizisten auf den Platz rannten.
THIS. ALL THIS 🙌 pic.twitter.com/tOtCx39owk
— Men in Blazers (@MenInBlazers) 15. Juli 2018
Die kremlkritische Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot reklamierte die Aktion für sich und verband sie mit politischen Forderungen etwa nach mehr politischem Wettbewerb in Russland. Zudem forderte die Gruppe ein Ende von Festnahmen bei friedlichen Protesten und die Freilassung aller politischen Gefangenen.
NEWS FLASH! Just a few minutes ago four Pussy Riot members performed in the FIFA World Cup final match — ”Policeman enters the Game”https://t.co/3jUi5rC8hh pic.twitter.com/W8Up9TTKMA
— 𝖕𝖚𝖘𝖘𝖞 𝖗𝖎𝖔𝖙 (@pussyrrriot) 15. Juli 2018
Das folgende Video soll nach der Festnahme auf einem Polizeiposten aufgenommen worden sein. Es sei schade, dass das Jahr 1937 vorüber sei, sagte ein aufgebrachter Polizist. Damit spielte er wohl auf die politische Säuberung von Stalin an. In jenem Jahr liess er 1,5 Millionen Menschen verhaften – der Grossteil davon starb.
So much for the tolerant World Cup atmosphere. From the video of @gruppa_voina's police interrogation after @pussyrrriot's final protest, a cop says: "You shit all over Russia, yes?! It's a shame it's not 1937 anymore!"pic.twitter.com/YhhKiuZLkk
— max seddon (@maxseddon) 15. Juli 2018
Pussy Riot ist vor allem bekannt für eine Protestaktion 2012 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale: Dort hatten sie ein «Punk-Gebet» aufgeführt, in dem sie Putin offen kritisierten. Wegen «Rowdytums» und «Aufwiegelung zu religiösem Hass» wurden drei Bandmitglieder zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt, sie kamen jedoch vorzeitig frei. (sda/dpa/afp/vom)