Erst vor einer Woche war Gouverneur Michail Bolotskych vom prowestlichen Interimspräsidenten Alexander Turtschinow eingesetzt worden. Nun musste er den Verwaltungssitz im ostukrainischen Lugansk unter wüsten Beschimpfungen verlassen.
Tausende prorussische Aktivisten hatten den Sitz der Gebietsregierung gestürmt und Bolotskych abgesetzt. Auf dem Dach hissten sie die russische Fahne. Die Menge vor dem Gebäude sang die russische Nationalhymne. Demonstranten seien in zahlreichen Bussen aus Russland über die nahe Grenze zu der Kundgebung gefahren, berichteten örtliche Medien am Sonntag.
Auch in der östlichen Grossstadt Donezk, einer Hochburg des gestürzten Präsidenten Viktor Janukowitsch, forderten Tausende Demonstranten ein Referendum über einen Beitritt zu Russland. Zudem blockierten sie eine Kundgebung für die ukrainische Einheit, bei der auch der Politiker und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko sprechen sollte.
In Sewastopol auf der Halbinsel Krim kam es am Sonntag zu Zusammenstössen zwischen Anhängern Moskaus und Unterstützern der neuen Regierung in Kiew. Rund hundert Menschen mit Knüppeln attackierten mehrere Ordnungskräfte. Diese beschützten eine Kundgebung zum 200. Jahrestag des Geburtstags des ukrainischen Nationalhelden Taras Schewtschenko.
Einige der Angreifer waren vermummt und trugen schusssichere Westen. Sie zerstörten ein Auto und blockierten die Ordnungskräfte. Zunächst war aber unklar, ob es Verletzte gab. Zu der Kundgebung für Schewtschenko kamen rund 200 Menschen. Sie schwenkten ukrainische Fahnen, sangen die Nationalhymne und kritisierten die «russische Besetzung» der Krim.
Auf der ukrainischen Halbinsel sind derzeit tausende bewaffnete und uniformierte Männer im Einsatz, die offensichtlich aus Russland stammen, aber keine Hoheitsabzeichen tragen. (dhr/sda/dpa)
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